Tagung Kardiologen kritisieren Vorgaben

Mönchengladbach · Kleinere Krankenhäuser sollen in die Knie gezwungen werden, lautet ein Vorwurf von Krankenhaus-Kardiologen. Sie trafen sich zu einer Tagung im Borussiapark.

 Über eine Herzchirurgie müssen auch Krankenhäuser verfügen, die Herzklappen mittels Katheter und Stent eingesetzt werden. Dafür werde eine Herzchirurgie aber fast nie benötigt, kritisieren Ärzte.

Über eine Herzchirurgie müssen auch Krankenhäuser verfügen, die Herzklappen mittels Katheter und Stent eingesetzt werden. Dafür werde eine Herzchirurgie aber fast nie benötigt, kritisieren Ärzte.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Wenn die Pflegequote im Intensivbereich auf eins zu 2,5 festgelegt wird, hört sich das nach einer Qualitätsverbesserung an. Es bedeutet, dass tagsüber für 2,5 Patienten  auf der Intensivstation eine Pflegekraft zur Verfügung stehen muss. So will es der Gesetzgeber. Klingt gut, hat aber in der Praxis zur Folge, dass Betten auf der Intensivstation gesperrt werden, wenn Pfleger beispielsweise erkranken. Die Patienten, die dort eigentlich liegen sollten, werden auf normalen Stationen mit niedrigerem Pflegeschlüssel untergebracht. Auch über solche Probleme tauschten sich die leitenden kardiologischen Krankenhausärzte aus, die in Mönchengladbach ihre Jahrestagung abhielten.

Einmal im Jahr treffen sich die Chefärzte der Kardiologien der nicht-universitären Kliniken. In diesem Jahr organisierten Professor Jürgen vom Dahl von den Kliniken Maria Hilf und Chefarzt Klaus Dieter Winter vom Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz die Tagung, zu der sich gut 50 Teilnehmer im Mönchengladbacher Borussiapark trafen.

„Wir wollen nicht ständig klagen, aber viele Vorgaben-Verschärfungen sind Strategien zur Bettenreduktion, mit denen kleinere Häuser in die Knie gezwungen werden“, sagt vom Dahl. Werden Vorgaben nicht vollständig erfüllt, können auch erbrachte Leistungen nicht abgerechnet werden. Kleinere Krankenhäuser geraten in wirtschaftliche Schieflage. Ein Problem, meinen die Krankenhauskardiologen. Auch in anderen Bereichen werde die Latte aus wirtschaftlichen Motiven immer höher gelegt, meint Klaus Dieter Winter. Die interventionelle Therapie, bei der Herzklappen mittels Katheter und Stent eingesetzt werden, darf nur noch in Häusern durchgeführt werden, die auch über eine Herzchirurgie verfügen. „Die Herzchirurgie wird fast nie benötigt“, sagt vom Dahl, „aber die Eingriffe werden so auf die Uni-Kliniken konzentriert.“ Und das, obwohl in den anderen Krankenhäusern kompetente Fachleute zur Verfügung stünden. Es komme sogar zu Patiententourismus, wenn Chefärzte mit ihren Patienten zu Uni-Kliniken reisen, um die Eingriffe dort vorzunehmen. Unnötig, sagen die Krankenhauskardiologen.

(RP)
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