An der Hochschule Niederrhein Feuerwehr wirbt um Studenten

Mönchengladbach · Mit einer landesweiten Kampagne sollen junge Menschen für die Freiwillige Feuerwehr gewonnen werden – so auch Studenten aus Gladbach.

 Um die Arbeit der Feuerwehr auch praktisch kennenzulernen, durften Studenten auf dem Campus der Hochschule Niederrhein unter anderem Jenga in Feuerwehrjacke, Handschuhen und Helm spielen. Die Holzbalken durften nur mit einem Spreizer bewegt werden.

Um die Arbeit der Feuerwehr auch praktisch kennenzulernen, durften Studenten auf dem Campus der Hochschule Niederrhein unter anderem Jenga in Feuerwehrjacke, Handschuhen und Helm spielen. Die Holzbalken durften nur mit einem Spreizer bewegt werden.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Auf die angekündigte „feurig scharfe“ Currywurst in der Mensa mussten die Studenten der Hochschule Niederrhein aufgrund von Lieferproblemen zwar verzichten. Wer allerdings zwischen Rechnungswesen-Vorlesung und VWL-Tutorium mal mit dem Spreizer Jenga spielen wollte, hatte Glück. Beim Aktionstag im Rahmen der NRW-Kampagne „Freiwillige Feuerwehr. Für mich. Für alle.“ des Innenministeriums und des Verbandes der Feuerwehren in NRW konnten Studenten nicht nur Hand am Holzberg anlegen.

Ob Jenga spielen, eine Herzdruckmassage am Dummy üben, (k)eine Currywurst essen oder einen Jutebeutel gewinnen: Alles zielt beim Aktionstag darauf ab, die junge Zielgruppe auf die Freiwillige Feuerwehr aufmerksam zu machen. Das funktioniert: Fabian, BWL-Student im dritten Semester, hat zufällig beim Quiz des Aktionstages mitgemacht – es gab ja was zu gewinnen. Und er ist prompt überrascht: „Ich wusste gar nicht, wie groß die Freiwillige Feuerwehr ist.“ Der 22-Jährige könnte sich gut vorstellen, der Freiwilligen Feuerwehr Odenkirchen beizutreten. Im Freundeskreis sei das alles zwar kein Thema, für ihn zähle aber die Möglichkeit, etwas Gutes zu tun, Verantwortung zu übernehmen und persönlich wachsen zu können. Und: Genau wie sein Freund Lukas (21), ebenfalls BWL-Student, wertet Fabian das Ehrenamt bei der Feuerwehr als guten Ausgleich zum stressigen Alltag in einem Job in der freien Wirtschaft.

Ausgleich ja, leidende Menschen nein: Für die Studentinnen Laura und Daliah wäre der Job aus diesem Grund nichts. „Ich habe richtig Respekt vor dem, was die hier machen, aber ich wäre dafür einfach zu sensibel“, sagt Daliah (21). Für Laura spricht vor allem die Zeit dagegen: „Ich arbeite neben dem Studium.“ Doch nicht alle Frauen denken so, sagt Simon Galka, der die Feuerwehr-Werbekampagne mitbetreut. Derzeit seien zwar nur sieben Prozent aller Einsatzkräfte in NRW weiblich, doch die Tendenz sei „stark steigend“. Vor allem bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr sei das Interesse von Frauen auffällig. 

 Finden den Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr bemerkenswert, haben selbst aber zu wenig Zeit und fühlen sich den Aufgaben weniger gewachsen: Die Studentinnen Laura (25) und Daliah (21).

Finden den Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr bemerkenswert, haben selbst aber zu wenig Zeit und fühlen sich den Aufgaben weniger gewachsen: Die Studentinnen Laura (25) und Daliah (21).

Foto: Maren Könemann
 Sind verblüfft darüber, was die Freiwillige Feuerwehr alles leistet und könnten sich vorstellen, ihr beizutreten - auch als Ausgleich zum stressigen Alltag: die BWL-Studenten Fabian (22, l.) und Lukas (21).

Sind verblüfft darüber, was die Freiwillige Feuerwehr alles leistet und könnten sich vorstellen, ihr beizutreten - auch als Ausgleich zum stressigen Alltag: die BWL-Studenten Fabian (22, l.) und Lukas (21).

Foto: Maren Könemann

In Mönchengladbach arbeiten 475 der 1300 Einsatzkräfte ehrenamtlich (385 hauptberuflich). Damit sind alle 20 Einheiten personell gut besetzt. Aber: Demografischer Wandel, eine geringere Neigung zum Ehrenamt, mehr Akademiker, weniger Menschen in handwerklichen Berufen – all das macht der Feuerwehr Sorgen. Außerdem: Seit Jahren müssen die Löschmannschaften mit etwa 2000 mehr Einsätzen pro Jahr rechnen. 170 Einsätze fahren die Berufs- und Freiwillige Feuerwehr in Gladbach mittlerweile pro Tag. Um das Versorgungsniveau zu halten, hat man die Anzahl der Einsatzkräfte laut Feuerwehr-Chef Jörg Lampe in den vergangenen Jahren um ein Drittel aufgestockt. Mittlerweile gibt die Stadt pro Jahr 30 Millionen Euro für die Berufs- und Freiwillige Feuerwehr aus. Doch dank zahlreicher Maßnahmen, unter anderem durch Kampagnen wie diese, sei der „Abwärtstrend zumindest mal gestoppt“ worden, sagt Lampe.

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