Jugend-Workshop in Mönchengladbach Beim Videospielen in Bewegung bleiben

Mönchengladbach · Kai Kyas hat eine virtuelle Spielewelt erschaffen. Gemeinsam mit Jugendlichen entwickelt er derzeit in einem Workshop eine digitale Stadtrallye.

 Kai Kyas in seiner virtuellen Spielewelt „Team-Craft“.

Kai Kyas in seiner virtuellen Spielewelt „Team-Craft“.

Foto: Reichartz, Hans-Peter (hpr), Rei/Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Wer sich vor der Spielekonsole ausruhen möchte, der ist bei Kai Kyas falsch. Der Medienpädagoge modelliert Videospiele so um, dass sie zum Sport werden. Gemeinsame Bewegung statt Rumsitzen auf der Couch.

Die Idee dazu kam Kyas bei seiner Arbeit mit adipösen, geistig behinderten und aggressiven Kindern. „Die konnten nicht einfach raus, um ihren Bewegungsdrang zu befriedigen“, sagt er. Zuerst wollte er sie für die „Wii“ begeistern, eine Spielekonsole bei der Bewegung ebenfalls eine Rolle spielt. Doch vielen Jugendlichen sei das zu kindisch gewesen. Sie spielten lieber Rennspiele. Also sorgte Kyas dafür, dass man sich auch dabei bewegen musste. Die Idee war geboren.

Heute verdient Kyas mit „Team-Craft“ sein Geld. In seinen Räumen in der Mönchengladbacher Innenstadt lässt er seine Kunden über riesige Controller springen oder sie mit dem Trimm-Dich-Rad Autorennen fahren. Kindergeburtstage werden bei ihm gefeiert. Aber auch Betriebsausflüge und Junggesellenabschiede finden in seinem interaktiven Spielepark statt.

Das ist sein Alltagsgeschäft. Für die laufenden Herbstferien hat sich Kyas aber noch etwas besonderes überlegt. Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren können mit ihm gemeinsam ein Virtual-Reality-Spiel entwickeln. Hierzu gibt Kyas einen Kurs, der eigentlich gleich aus sieben Workshops besteht.

Bei „Stärker mit Games“, das Kyas in Zusammenarbeit mit der VHS, dem Kulturbüro Mönchengladbach und dem Jugendzentrum Jukomm anbietet, geht es darum, einen virtuellen Stadtrundgang durch Mönchengladbach zu entwickeln. Eine Art virtuelle Schnitzeljagd. Das Endprodukt soll auf zwei Arten spielbar sein: Als Handy-App in der realen Umgebung und mit VR-Brille von zu Hause aus. „Das wird so eine Mischung aus Pokémon Go und Geocaching“, sagt Kyas.

Diese Woche ging die Arbeit bereits los. Es gab einen Theater- und Perfomance-Workshop, der vom parallel stattfindenden Film-Workshop gefilmt wurde. Andere Jugendliche widmeten sich der „Tape Art“, der Kunst mit Klebeband. Am Freitag geht es ab 16 Uhr um die Fotografie mit Lichteffekten, das sogenannte Lightpainting. Außerdem wird eine Controller-Matte gebaut, mit der sich das Spiel virtuell steuern lassen soll.

Auf dieser Grundlage wird dann in der kommenden Woche der Rundgang programmiert. Montag bis Mittwoch in seiner Virtual Reality-Version, Donnerstag und Freitag als App. An jedem Tag können interessierte Jugendliche dazukommen, sich das Projekt ansehen und sich beteiligen. „Das Angebot ist bewusst niedrigschwellig“, sagt Kyas. „Jeder kann mitmachen.“

Wenn sein virtueller Stadtrundgang abgeschlossen ist, hat Kyas auch schon das nächste Projekt im Blick. Am Samstag, 9. November, öffnet er von 13 bis 17 Uhr seine Tore für alle, die immer schon einmal ein Raumschiff fliegen wollten. „Das ist wie bei Star Trek“, sagt Kyas. Eine komplette Besatzung aus sechs Personen kümmert sich dann um den Maschinenraum, um Kommunikation, Steuerung und Waffen. Wie bei all seinen Projekten steht auch bei „Team-Space“ die Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Sonst strandet die Crew in den Untiefen des Alls.

So schnell scheinen dem Medienpädagogen die Ideen also noch nicht auszugehen. Es bleibt abzuwarten, was Kyas in Mönchengladbach noch alles entwickelt. Eins scheint sicher: Gemütlich wird es für seine Kunden nicht.

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