Dienstjubiläum in Mönchengladbach „Ein Leben ohne Arbeit kann ich mir nicht vorstellen“

Mönchengladbach · Josef Aretz, der Leiter des Wohn- und Pflegezentrums Hehn, hat 40 Jahre Berufsleben hinter sich und noch keine Lust auf den Ruhestand. Was ihm bei seiner Arbeit wichtig ist.

Josef Aretz leitet seit 20 Jahren das Wohn- und Pflegezentrum Hehn. Er ist seit 40 Jahren im Dienst.

Josef Aretz leitet seit 20 Jahren das Wohn- und Pflegezentrum Hehn. Er ist seit 40 Jahren im Dienst.

Foto: Markus Rick (rick)

Josef Aretz sitzt im Foyer des Wohn- und Pflegezentrums Hehn und plaudert entspannt mit den Mitgliedern des Beirates, fragt nach ihrem Befinden und nach den ganz alltäglichen Dingen, hört zu, scherzt mit ihnen. Man sieht ihm an, dass ihm das Gespräch mit ihnen Freude macht, man merkt, dass er sich unter den Menschen zuhause fühlt.Das ist keine Überraschung: Der 64-Jährige verbringt als engagierter Einrichtungsleiter seit 20 Jahren viel Zeit in Hehn. Am 1. Juli hat er sein 40-jähriges Dienstjubiläum gefeiert.

Es ist ein großes Bedürfnis von Josef Aretz an der Basis, am Menschen zu bleiben. Jeden Morgen vor Arbeitsbeginn geht er erst einmal in die Cafeteria, um mit den Menschen zu plaudern. 1982 begann Aretz seine Ausbildung zum Altenpfleger. Nach einem Anerkennungsjahr im Franziskusheim in Geilenkirchen wechselte er in die Gangelter Einrichtungen Maria Hilf. Am 1. Juli 1984 startete er sein Berufsleben im Fachkrankenhaus auf der Michael-Station, einer geschlossenen Frauenstation. Nach einigen Weiterbildungen übernahm er 1993 die Pflegedienstleitung der Gesamteinrichtung, 2003 wurde er Heimleiter, zwei Jahre später übernahm er als Einrichtungsleiter das Wohn- und Pflegezentrum Hehn und das Katharina Kasper-Heim in Gangelt.

Ersteres nicht ganz freiwillig, war er doch privat und beruflich mit seiner Heimat Gangelt verbunden, konnte mit dem Rad zur Arbeit fahren. Außerdem stand das damalige Altenheim nicht gut da. Es war defizitär, bekam schlechte Bewertungen. Seine Aufgabe: Es zu retten oder zu schließen. „Machen Sie das. Sie schaffen das“, hieß es. Er schaffte es. Mit zum Teil ungewöhnlichen Maßnahmen. Mehr als 5000 Mehrarbeitsstunden hatten sich angesammelt. Aretz erreichte, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter der Einrichtung 50 seiner Überstunden schenkte. Die Küche, damals nicht wirtschaftlich, wurde geschlossen. Ebenso wie die defizitäre Kurzzeitpflege, die damals nicht ausgelastet war. Zu Aretz‘ Maßnahmen gehörte auch die Erweiterung des Portfolios: 2009 wurde eine Sozialwohnungsanlage im alten Kloster mit Raum für 20 Menschen eingerichtet, 2010 die erste Tagespflege eröffnet.

Aretz nennt den „Dreiklang“ als Erfolgsrezept seiner Arbeit: „Die Interessen der Bewohner, der Mitarbeiter und des Trägers müssen berücksichtigt werden. Man darf keinen vergessen.“ Wenn er nur die Interessen der Bewohner berücksichtige, könnten sie mit denen der Kollegen kollidieren. Umgekehrt gelte das genauso. Und die Wirtschaftlichkeit, die für den Träger von hoher Bedeutung ist, müsse ja auch stimmen.

Was sich in seinen 40 Jahren Berufsleben geändert hat: „Früher haben wir darum gerungen, unsere Plätze zu belegen, heute erhalten wird vier bis fünf Anfragen täglich.“ Das erklärt Josef Aretz mit der demografischen Entwicklung und der Veränderung der Familienstrukturen. Überdies wird es immer schwieriger, Fachkräfte zu finden. Aber Aretz ist stolz darauf, dass er nicht auf „Fremddienste“ zurückgreifen muss.

Was das Tollste in seinen 40 Jahren Berufstätigkeit war? „Ich durfte immer mitgestalten, hatte eine hohe Eigenverantwortung.“ Das Schwierigste: Die Coronapandemie. Aber seine Bewohner und Mitarbeiter haben auch diese Krise gut überstanden.

Arbeiten und Gestalten ist großer Teil seines Lebensinhaltes. Josef Aretz hat das Renteneintrittsalter bereits erreicht. Aufhören wird er deswegen noch (lange) nicht. Ein Leben ohne Arbeit? Unvorstellbar. Was ihm fehlen würde: „Die Tagesstruktur, das Miteinander mit den Menschen“, antwortet er. Natürlich führt er ein erfülltes Leben neben dem Beruf. Der Vater von fünf Kindern zwischen 18 und 35 Jahren und drei Enkeln treibt gerne Sport (er startet seinen Tag um sechs Uhr mit Schwimmen), ackert in seinem Gemüsegarten und engagiert sich im Theaterverein seines Wohnortes. Aber die Arbeit hat immer sein Leben geprägt. Was er nun abgegeben hat, ist die Leitung des Altenheims in Gangelt – aber das bedeutet nicht weniger Arbeit, sondern mehr Zeit, die er im Hehner Zentrum verbringen wird.