Tatort-Verein und Stadt kooperieren 200 Tornister für benachteiligte Kinder
Mönchengladbach · Seit 2012 organisiert der Tatort-Verein „Straßen der Welt“ Schulranzen-Spenden für Kinder, seit diesem Jahr auch in Gladbach. Tatort-Schauspieler Joe Bausch erklärt das Projekt seines Vereins.
Den ersten Schultag vergisst man nicht. Das weiß Joe Bausch. Der Schauspieler, der im Kölner Tatort den Gerichtsmediziner Dr. Roth spielt, erinnert sich noch sehr gut an seine eigene Einschulung. Und an das Erinnerungsfoto. „Das begleitet einen ein Leben lang“, sagt Bausch. Er möchte, dass jedes Kind einen solchen Moment erlebt. Deshalb organisiert er mit dem Tatort-Verein „Straßen der Welt“, in dem er selbst Mitglied ist, jedes Jahr Schulranzen-Spenden. So auch in Mönchengladbach: 200 Schulranzen wurden durch das Projekt „Wir starten gleich – Kein Kind ohne Schulranzen!“ in Zusammenarbeit mit der Stadt dieses Jahr an benachteiligte Kinder verteilt.
Mönchengladbach ist bereits die elfte Stadt, in der der Tatort-Verein mit seinem Schulranzen-Projekt aktiv ist. Ins Leben gerufen wurde die Idee 2012 von Tatort-Schauspiel-Kollege und Vereins-Mitgründer Klaus J. Behrendt. Seither wurden 7.350 Schulranzen durch Spenden finanziert und an benachteiligte Kinder vergeben.
In Mönchengladbach waren es je 100 Schulranzen für Mädchen und 100 für Jungs. Um den Bedarf in der Stadt zu ermittelt seien 150 Kindertageseinrichtungen kontaktiert worden, sagt Andre Hardcastle, Flüchtlingskoordinator der Stadt und Koordinator des Projekts. Die Erzieherinnen in den einzelnen Einrichtungen hätten Rückmeldung darüber gegeben, welche Kinder und Familien eine Schulranzen-Spende gut gebrauchen könnten. „Wir wissen von unseren Kitas und den Schulsozialarbeitern, dass es Kinder gibt, die mit einem Stoffbeutel oder Ähnlichem in die Schule kommen“, sagt Dörte Schall, Sozialdezernentin und Schirmherrin des Projekts. Schließlich seien 200 Kinder aus 42 Einrichtungen ausgewählt worden.
Finanziert wurde das Projekt durch eine großzügige Erbschaftsspende, die für soziale Zwecke genutzt werden sollte. 15.000 Euro gab die Stadtverwaltung letztlich für die 200 Schulranzen aus – damit konnte der gesamte Bedarf an Tornistern gedeckt werden.
„Wir haben zwar als Stadt die Möglichkeit, so etwas über das Bildungs- und Teilhabe-Paket zu finanzieren“, sagt Schall. „Es gibt aber auch eine ganze Menge Menschen, die nicht in solchen Transferleistungen sind, die aber trotzdem nicht das Geld haben, ihren Kindern einen Schulranzen zu kaufen.“ Ein hochwertiges Schulranzen-Set koste derzeit um die 250 Euro. Hinzu kämen die oftmals sehr hohen Ansprüche vieler Schulen an bestimmte Materialien.
Die 200 Kinder, die ein Schulranzen-Set inklusive Sportbeutel, einer Trinkflasche und einem mit hochwertigen Stiften gefüllten Mäppchen erhalten haben, wissen allerdings nicht, dass ihr Tornister eine Spende war. Ulrike Thönniges, Geschäftsführerin und stellvertretende Vorsitzende des Vereins, betont die „doppelte Anonymität“ des Projekts. „Wir haben in der Dokumentation weder die Kitas gelistet, noch die Namen der Kinder“, sagt Thönniges. Aus diesem Grund gebe es auch keine Bilder von Sponsoren mit Kindern und den Ranzen, sagt Joe Bausch. „Es ist uns wichtig, dass die Kids der Überzeung sind, der Ranzen sei von Mama und Papa.“
In Zukunft wollen der Tatort-Verein und die Stadt das Schulranzen-Projekt weiter ausbauen. Es sollen mehr Einrichtungen kontaktiert und mehr Ranzen verschenkt werden. Für das kommende Jahr rechne man mit einer Nachfrage nach mindestens 250 Sets, sagt Andre Hardcastle. Deshalb bittet die Stadt ab sofort um Spenden auf das eigens dafür eingerichtete Konto (siehe Infobox).