Militärwettkampf an Schloss Rheydt Espresso als Doping für Fallschirmjäger

Mönchengaldbach · Zum ersten Mal fand der Internationale Militärwettkampf im und am Schloss Rheydt statt. 38 Teams aus zehn Nationen waren am Start – mit teils weiten Anreisen.

Militärwettkampf in Mönchengladbach: Soldaten kämpfen am Schloss Rheydt
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Soldaten beim Militärwettkampf in Mönchengladbach

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Foto: Isabella Raupold

Sechs Uhr früh: Noch liegen die meisten Mönchengladbacher an diesem Samstag in ihren Betten. Die italienischen Fallschirmjäger Enrico Moretti und Richard Cosliani hingegen bauen auf der Bezirkssportanlage Geneicken einen Campinggasbrenner auf und stellen einen Espressokocher darauf. Gleich werden sie beim IMM, dem internationalen Militärwettkampf, starten, hätten aber schon vorher einen Pokal für Tapferkeit verdient: 22 Stunden haben sie am Vortag mit dem Auto von der Adria bis zum Niederrhein gebraucht. „Ohne original italienischen Espresso können wir unmöglich Topleistungen bringen“, scherzt Moretti.

Ein paar Meter weiter bereiten sich ein paar ältere Herren aus Norwegen auf den Start vor. „Wir sind die grauen Nüsse“, sagt Leutnant der Reserve Per Kjus. „Grau, weil wir alle graue Haare und Bärte haben, und Nüsse, weil wir schwer zu knacken sind.“ Per Kjus ist mit 76 Jahren der älteste Teilnehmer des IMM.

38 Teams aus zehn Nationen treten rund um das Schloss Rheydt an. „Es freut uns, dass so viele Teams unserer Einladung gefolgt sind“, betont der Kommandeur des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen, Brigadegeneral Torsten Gersdorf, bei der Eröffnung. Das verleitet Bürgermeister Ulrich Elsen zu dem Gedankenspiel, wie wohl der damalige Schlossherr Otto von Bylandt reagiert hätte, wenn er mit so vielen ausländischen Soldaten konfrontiert worden wäre: „Vermutlich hätte er seine Arkebuse gespannt.“ Statt mit einer solchen mittelalterlichen Büchse schossen die 152 Wettkämpfer beim Biathlon auf der Schlosswiese mit Laser-Pistolen auf elektronische Zielscheiben.

„Uns geht es um das Brückenbauen über die Grenzen“, erläutert Markus Stops aus Hehn das Ziel des IMM. Der Oberleutnant der Reserve und Leitende des Wettbewerbs ist einer der zahlreichen ehrenamtlichen Reservisten, die in ihrer Freizeit den IMM vorbereiten und durchführen. Fähnrich Maral-Erdene Jargalsaikhan verblüfft Oberstleutnant der Reserve Markus Guhl in der Schießanlage Bungt durch ihre Treffsicherheit mit dem Bundeswehr-Gewehr G 36. Die zierliche Frau aus der Mongolei spricht zu aller Überraschung fließend Deutsch: Das hat sie beim Bundessprachenamt in Hürth gelernt.

Auch ein baumhoher Kletterturm gehörte zu den Herausforderungen beim IMM.

Auch ein baumhoher Kletterturm gehörte zu den Herausforderungen beim IMM.

Foto: Isabella Raupold
Vier Soldaten fahren mit ihrem Schlauchboot vor der amlerischen Kulisse von Schloss Rheydt.

Vier Soldaten fahren mit ihrem Schlauchboot vor der amlerischen Kulisse von Schloss Rheydt.

Foto: Isabella Raupold

Schlauchbootfahren, Schießen, Kleiderschwimmen und Uniformkunde sind nur einige der Stationen des diesjährigen IMM. Vor dem baumhohen Kletterturm steht am Vormittag ein Team der besonderen Art: eine Familie in Uniform. Zwei im Team sind Reservisten und zwei aktive Soldaten. Lautstark feuern die Kinder Ihren Vater an, als er sich wenig später den Turm hochhangelt. Ein Heimspiel hat Oberstleutnant Robert Sistig mit seinem Team: Er ist der Kommandeur des Zentrums Kraftfahrwesen der Bundeswehr in Rheindahlen. „Ich hatte meine Kameraden dazu ermuntert, beim IMM mitzumachen“, erzählt Sistig. „Für den Fall, dass kurzfristig jemand ausfällt, hatte ich angeboten einzuspringen. Und, wen wundert‘s, ein Kamerad ist ausgefallen, und ich musste ran.“

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