Integrationsforum in Mönchengladbach „Abschottungstendenzen in der Gesellschaft“

Mönchengladbach · Politiker, Vertreter der Kirche und Mitglieder der palästinensischen und der syrischen Gemeinde diskutierten beim Integrationsforum über Ideen für ein Miteinander zwischen Deutschen und Bürgern mit Migrationshintergrund.

 Auch SPD-Politikerin Gülistan Yüksel diskutierte beim Integrationsforum mit.

Auch SPD-Politikerin Gülistan Yüksel diskutierte beim Integrationsforum mit.

Foto: SPD

„Miteinander oder nebeneinander? Kontakte (schaffen) zwischen alten und neuen Bürgern und Bürgerinnen in Mönchengladbach“ – so lautete das Motto des 3. Diskussionsforums, zu dem der Verband für Kulturen & Integration in Mönchengladbach eingeladen hatte. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Gülistan Yüksel,  Joachim Röske, Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bezirksvertretung Süd, Martina Wasserloos-Strunk, Leiterin der Philippus-Akademie, Elina Russanowski, SKM, Mumahmad Abu Kharma, Palästinensische Gemeinde und Abdalziz Zabout, Syrische Gemeinde standen als Podiumsteilnehmer bereit.

Ideen für ein gutes Miteinander auf Augenhöhe zwischen den in Deutschland geborenen Bürgern und denen mit Migrationshintergrund gab es am Ende einige, doch der Weg zum Umsetzung – das war allen klar – ist ein steiniger. „Nicht warten, dass jemand auf Euch zukommt“, appellierte ein Vertreter der palästinensischen Gemeinde in Mönchengladbach, „sondern zum Kontakt einladen.“ Kirche, Vereine und die persönliche Ebene wurden als die drei Aspekte betrachtet, über die ein Miteinander anstelle eines Nebeneinanders zwischen den Bevölkerungsgruppen geschaffen werden könnte.

Professor Ursula Boos-Nüning leitete gemeinsam mit der Schülerin Saloua Hayati die Diskussion. Hayati, so erzählte sie, ist in Deutschland geboren, hatte nie ein Problem, Freundschaften mit den Deutschen zu schließen. „Ich bin willkommen“, konstatierte sie. Aber die Kontaktaufnahme sei schwieriger geworden. Boos-Nüning beschäftigt sich seit 1971 mit dem Thema Migration. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen wisse man, dass die Kontakte im Bereich formaler Kontakte gut, im Bereich des Privaten aber kaum vorhanden seien. Das kann an unterschiedlichen Freizeitinteressen oder Wertvorstellungen oder einfach an mangelndem Interesse liegen.

Gülistan Yüksel betonte, dass es für Integration kein Patentrezept gebe. Dennoch sieht sie Bildung, Arbeit und politische Teilhabe, wozu sie auch das kommunale Wahlrecht zählt, als die drei Bausteine für Integration. 150 Nationen leben in Mönchengladbach. Migration, so Yüksel, „ist und war das grundlegende Element unserer Geschichte“. Das größte Problem auf dem Weg zur Integration sieht Kharma im mangelnden Vertrauen in die fremde Sprache. Man tue sich schwer mit der Sprache, und das führe zu Schwierigkeiten im Kontakt.

Röske dagegen bezeichnete die veränderte deutsche Gesellschaft als einen Grund für das fehlende Miteinander zwischen den Kulturen: Es gebe starke Abschottungstendenzen. Dem konnte Wasserloos-Strunk etwas entgegenhalten: Auf von der Akademie veranstalteten Seminaren konnten Hemmschwellen abgebaut und auf gemeinsamen Festen Kontakte aufgebaut werden. Eine andere Möglichkeit zeigte Russanowski auf: Paten als Unterstützer der Menschen mit Migrationshintergrund, die der SKM anbietet. Überdies warb sie für Verständnis: Wer keine Perspektive habe, wie manche der Geflüchteten, der habe auch wenig Interesse an Engagement und Kontakt. Zabout bestätigte den Eindruck der Abschottungstendenzen, die Röske nannte: Viele Menschen hätten nur noch Internet-Sozialkontakte.

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