Mönchengladbach Visionen für den Maschinenbau

Mönchengladbach · Mit knapp 4000 Beschäftigten ist der Maschinenbau noch immer der wichtigste Industriezweig in der Stadt. Im SMS Businesspark stellten jetzt Start-ups digitale Innovationen für die Branche vor.

 Maschinen made in Mönchengladbach sind weltweit noch beliebt, auch wenn die Branche kräftig eingebüßt hat.

Maschinen made in Mönchengladbach sind weltweit noch beliebt, auch wenn die Branche kräftig eingebüßt hat.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Zum Schluss wird die Zukunft des Maschinenbaus sehr greifbar: Mit Smart Glasses ausgestattet setzt ein Teilnehmer das Modell einer Produktionsstraße nach Anweisungen, die in die Brille projiziert werden, in Gang. Das Publikum im SMS-Businesspark erlebt es auf dem Bildschirm mit, sieht, was er sieht und welche Hilfestellungen er bekommt. Mit dieser eindrucksvollen Live-Demonstration endet ein Abend, bei dem Start-ups, Unternehmen und Wissenschaftler ihre digitalen Innovationen für den Maschinenbau im Rahmen eines Pitch genannten Wettbewerbs vorstellten. „Es war ein Experiment“, sagt Klemens Gaida vom Veranstalter Digihub, „weil in den Vorträgen fachlich sehr tief eingestiegen wurde. Aber es hat sich als voller Erfolg erwiesen.“

Die sogenannte Innovation Night vom Digital Innovation Hub Düsseldorf / Rheinland bot die Möglichkeit, in jeweils fünf Minuten acht Ideen vor rund hundert Gästen aus der ganzen Region zu präsentieren. Nach jeder Präsentation gaben die Zuschauer per Smartphone-App eine Wertung ab, um aus den acht Innovationen die drei auszuwählen, die sie noch einmal im Detail vorgestellt bekommen wollten. Dabei geht es keineswegs um bloße Spielerei: Der Maschinenbau ist nach Angaben der IHK Mittlerer Niederrhein mit 3900 Beschäftigten immer noch der wichtigste Industriezweig in Mönchengladbach. Auch wenn die Zahl der Mitarbeiter seit 2008 um mehr als 20 Prozent zurückgegangen ist, ist der Maschinenbau die achtwichtigste Branche in der Stadt.

 Die Veranstalter von digihub und WFMG freuen sich über die gut besuchte Veranstaltung bei der Gründerwoche im SMS Businesspark.

Die Veranstalter von digihub und WFMG freuen sich über die gut besuchte Veranstaltung bei der Gründerwoche im SMS Businesspark.

Foto: Angela Rietdorf

Die Ideen lassen einen Blick in die digitale Zukunft einer klassischen Industrie tun, die schon begonnen hat. Henning Wilms vom Start-up Enlyze aus Aachen stellt die Möglichkeit vor, durch die Messung des Stromsignals notwendige Wartungen bei Maschinen zu erkennen, bevor es zu teuren Produktionsausfällen kommt. „Predictive Maintenance“ nennt sich so etwas. Mit diesem Bereich beschäftigt sich auch die Innovation, die Thomas Hollwedel von aconno aus Düsseldorf präsentierte. Aber hierbei wird auf Sensoren gesetzt, die messen, wie sich Luftdruck, Magnetfeld, Luftfeuchtigkeit oder Temperatur ändern und diese Daten an ein Netzwerk funken. Sensoren lassen sich vielfältig einsetzen, aber auch dazu, am Klang und den Vibrationen zu erkennen, ob ein Motor anders schwingt und unter Umständen bald kaputt geht. Diese Idee gefällt den Zuschauern so gut, dass sie im zweiten Teil des Abends eine Live-Demonstration sehen wollen.

Lokalmatador Horst-Dieter Breitkopf von der Firma gbm aus Mönchengladbach zeigt, wie kinderleicht der neueste Datenlogger des Hauses funktioniert. Mario Pasi vom kanadischen IT-Dienstleister CGI erklärt, wie die Maschineninformation den Anwender erreicht. Das Clavis-Kompetenzzentrum der Hochschule Niederrhein hat Philipp Schütz geschickt, der Kooperationsmöglichkeiten im Bereich der Cybersecurity aufzeigt. Ann Sophie Löhde vom jungen Unternehmen Raypack stellt eine „Revolution der visuellen Qualitätskontrolle“ vor: Mit einer intelligenten Kamera werden fehlerhafte Produkte erkannt. Es gibt eine selbsterklärende Plattform, auf der der Kunde sein Modell trainieren kann, denn jedes System künstlicher Intelligenz (KI) ist nur so gut wie das zuvor absolvierte Training. Auch von diesem Projekt wollte das Publikum mehr sehen. Smart Glasses, Brillen, die mittels Kamera Bilder übertragen und Informationen empfangen und einblenden, beschäftigen das Fraunhofer-Institut, dessen Lösungen Kevin Kostyszyn präsentiert, aber auch das Start-up Unternehmen rise, vom Publikum im Pitch auf Platz 1 gewählt. Martin Riedel von rise zeigt, wie die digitale Kommunikation der Zukunft aussieht. Der Feldtechniker, der draußen Reparaturen durchführen soll, kann mittels Videokonferenz mit den Experten in der Zentrale kommunizieren. Sie können ihm durch die Datenbrille ganz konkret zeigen, was er zu tun hat. Das funktioniert hervorragend, wie die abschließende Live-Demonstration überzeugend beweist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort