Arbeitsmarkt in Mönchengladbach Azubis starten immer später in den Beruf

Mönchengladbach · Mehr Lehrlinge als 2020 – das ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in der Stadt Mönchengladbach. Und doch haben einige Bereiche Sorgen.

  Sie zogen Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2021 (v.l.): Marc Peters (Kreishandwerkerschaft Niederrhein), Jürgen Steinmetz (IHK Mittlerer Niederrhein), Bettina Rademacher-Bensing (Agentur für Arbeit Krefeld), Susanne Käser (Agentur für Arbeit Mönchengladbach), Stefan Bresser (Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach) und Daniela Perner (IHK).

Sie zogen Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2021 (v.l.): Marc Peters (Kreishandwerkerschaft Niederrhein), Jürgen Steinmetz (IHK Mittlerer Niederrhein), Bettina Rademacher-Bensing (Agentur für Arbeit Krefeld), Susanne Käser (Agentur für Arbeit Mönchengladbach), Stefan Bresser (Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach) und Daniela Perner (IHK).

Foto: IHK/Andeas Bischof

Für die Generation der Großeltern war es noch normal, nach dem Besuch der Volksschule in der Regel mit 14 Jahren eine Lehre zu beginnen. Für die Generation der Eltern stieg das Alter, um erste Schritte im Berufsleben zu machen, schon auf 16 Jahre. Heutzutage sei es keine Seltenheit, junge Menschen im Alter von 20 Jahren zum Start ihrer Ausbildung zu begrüßen. „Wir beobachten, dass die Entscheidung für eine Ausbildung immer weiter nach hinten verlagert wird. Mehr als die Hälfte der gemeldeten Bewerber waren 2021 über 20 Jahre alt, davon 12,4 Prozent über 25 Jahre“, sagte Susanne Käser von der Arbeitsagentur Mönchengladbach bei der Vorstellung des Ausbildungsmarktes in Mönchengladbach und der Region mit Vertretern der Kreishandwerkerschaft und der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Die heutige Generation achte stärker auf die so genannte Work-Life-Balance. Das bedeutet, sie legt mehr Wert darauf, Privatleben und Erwerbsleben in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Auslandserfahrungen, soziale Engagements, Selbstverwirklichung und vieles mehr spielen eine Rolle. Urlaub und Freizeit, Gehalt und Sinnhaftigkeit der Beschäftigung, Nachhaltigkeit und Klimaschutz rücken stärker in den Fokus als noch vor Jahren und Jahrzehnten. Das hat Konsequenzen. Es gibt Berufe in Handwerk, Handel und Industrie, für die es nicht mehr genug Bewerber gebe, sagten IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.

In der Summe sind die Beteiligten mit dem Ausbildungsmarkt 2021 zufrieden. Trotz der Corona-Krise seien die Zahlen annehmbar – aber eben auch regional unterschiedlich: Die Zahl der bei der IHK eingetragenen neuen Ausbildungsverträge lag um 2,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau (3888 statt 3972). In Krefeld betrug der Rückgang 4,2 Prozent von 1038 auf 994; in Mönchengladbach hingegen gab es sogar ein Plus von 2,2 Prozent. Damit schneidet die Region immerhin besser ab als das Land Nordrhein-Westfalen mit im Mittel minus 9,1 Prozent.

„Die Unternehmen in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss haben 2021 mehr Ausbildungsstellen als im ersten Corona-Jahr angeboten. Das ist für Jugendliche und junge Erwachsene eine ganz positive Entwicklung“, sagt Susanne Käser von der Arbeitsagentur Mönchengladbach. Sie spreche für das große Engagement aufseiten der Unternehmen, zeige aber auch, dass der Fachkräftebedarf ungebrochen ist. „Für Ausbildungsplatzsuchende, die noch keine Stelle gefunden haben, bedeutet diese Entwicklung, dass ihnen auch jetzt noch ein Ausbildungsangebot gemacht werden kann.“

Gegenüber dem Vorjahr konnte das Handwerk in der Region wieder bei jungen Menschen punkten. Die Zahl der bei der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach neu eingetragenen Ausbildungsverträge lag Mitte November mit insgesamt 432 Verträgen deutlich oberhalb des Vorjahresniveaus (377 Ausbildungsverträge). „Die Situation des regionalen Ausbildungsmarktes ähnelt daher dem bundesweiten Trend“, sagt Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.

Trotz geschlossener Schulen im Lockdown und damit erneut erschwerten Orientierungs- und Vermittlungsumständen konnten gegenüber dem Vorjahr 14,6 Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen werden. Die Entwicklung in den einzelnen Handwerkszweigen lief dabei jedoch sehr unterschiedlich. Die technisch anspruchsvollen Ausbildungsberufe, der Kfz-Mechatroniker (82 Ausbildungsverträge), der Elektroniker (46 Ausbildungsverträge), sowie der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung, Klimatechnik (66 Ausbildungsverträge) stellen die zahlenmäßig stärksten Ausbildungsberufe dar. Zulegen konnten auch die Friseure mit 27 Ausbildungsverträgen, die Dachdecker mit 46 Ausbildungsverträgen und die Tischler mit 32 Ausbildungsverträgen. Kritisch bleibt die Entwicklung in den Lebensmittelhandwerken; hier gestaltet es sich sehr schwierig, Bewerber für die Ausbildungsplätze zu finden.

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