Jobs in Mönchengladbach Immer mehr Beschäftigte brauchen laut Caritas „Hartz IV“

Mönchengladbach · Wenn trotz Arbeitsplatz das Geld nicht zum Leben reicht, können Arbeitnehmer zusätzlich „Hartz IV“ beantragen als Aufstocker. Das sind in Mönchengladbach immer mehr Menschen, warnt die Caritas im Bistum Aachen.

 Das Jobcenter ist in Mönchengladbach in den Roermonder Höfen untergebracht.

Das Jobcenter ist in Mönchengladbach in den Roermonder Höfen untergebracht.

Foto: bauch, jana (jaba)

In der Stadt Mönchengladbach sind 21,3 Prozent der Empfänger von Grundsicherung sogenannte Aufstocker. Das geht aus dem aktuellen Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW hervor, zu der auch der Caritasverband für das Bistum Aachen gehört.

„Damit dürfen wir uns nicht abfinden“, sagt Stephan Jentgens, Diözesancaritasdirektor im Bistum Aachen. Der größte Teil dieser Aufstocker sind Leistungsempfänger, die trotz Erwerbstätigkeit auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. Ein geringerer Teil erhält Sozialleistungen wie Kranken- oder Arbeitslosengeld. Lag der Anteil derer in der Stadt Mönchengladbach, die zusätzlich zu ihrem sozialversicherungspflichtigen Lohnentgelt noch „Hartz IV“ beantragen müssen, 2010 noch bei 8,8 Prozent, so waren es 2021 fast zehn Prozent.

Der Arbeitslosenreport zeigt zudem, dass das mittlere Einkommen in der Stadt Mönchengladbach im Vergleich zum Bund weniger stark steigt. „Das ist Ausdruck des Verlustes von hochqualifizierten und gut bezahlten Industriearbeitsplätzen und der Ausweitung von billigen Dienstleistungsjobs. Das geschieht in der Stadt Mönchengladbach ausgeprägter als anderswo in Deutschland“, sagt Jentgens. „Wir brauchen dringend eine Aufwertung von Arbeitsplätzen vor allem im häufig schlecht bezahlten Dienstleistungsbereich“, sagt der Diözesancaritasdirektor.

Der wachsende Niedriglohnsektor sorge dafür, dass bei immer mehr Menschen das Einkommen nicht zur Versorgung der Familie ausreiche, beklagt Roman Schlag. Er ist beim Caritasverband für das Bistum Aachen Fachreferent für Arbeitsmarktfragen und Schuldnerberatung. Schon jetzt verdienten in der Stadt Mönchengladbach 12,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten lediglich 2000 Euro brutto pro Monat und weniger. Und unter denen verdienten Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit besonders schlecht. Der Frauenanteil im Niedriglohnsektor ist dort nach Angaben von Schlag mit 16,5 Prozent sechs Prozentpunkte höher als der der Männer (10,5 Prozent). Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit stünden mit 25,5 Prozent im Vergleich sogar noch schlechter da als Deutsche (9,8 Prozent).

„Das ist nur in Teilen mit fehlenden Qualifikationen bei Zugewanderten zu erklären“, sagt Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens. Er warnt vor einer strukturellen Diskriminierung bei der Entlohnung, indem Frauen und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit für die gleichen Jobs schlechter bezahlt würden.

(RP)
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