Krankenhaus Neuwerk Übung in der Klinik: Ärzte proben Notfall an Baby-Puppe

Neuwerk · Ärzte der Neuwerker Kinderklinik haben das Verhalten in lebensbedrohlichen Situationen trainiert. Sie übten an einer Baby-Puppe.

 Assistenzärztin Sarah Schäfer zeigt, wie es geht: An solchen Puppen können Ärzteteams das Verhalten bei Notfällen durchspielen.

Assistenzärztin Sarah Schäfer zeigt, wie es geht: An solchen Puppen können Ärzteteams das Verhalten bei Notfällen durchspielen.

Foto: Sana Kliniken Duisburg/Francisco Brevis Nuñez

Notfall in Zimmer 7: die Herzfrequenz des Babys ist viel zu hoch. Schwester Bianca löst den Alarm aus, weitere Pfleger und Ärzte kommen hinzu. Das Team beginnt, um das Leben des Babys zu kämpfen. Anweisungen werden gegeben, Materialien geholt, immer wieder mit Blick auf den Monitor die Maßnahmen überprüft. Die Situation verschlechtert sich, es muss reanimiert werden. Dann endlich: Die Maßnahmen greifen, die Herzfrequenz normalisiert sich, das Team atmet auf. Und nimmt plötzlich auch die Beobachter wieder wahr, die schweigend im Zimmer gestanden und zugesehen haben. Denn der Notfall war eine Simulation, das Baby eine computergesteuerte Sim-Puppe.

Dennoch hat das Team den Notfall als real erlebt. „Man ist ganz schnell im Tunnel“, sagt Schwester Bianca Peters. „Ich habe sogar mit der Puppe geredet.“  Das Simulationstraining ist eine extrem gute Näherung an die Realität. Davon ist Markus Vogel, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Krankenhauses Neuwerk, überzeugt. „Notfälle treten im Bereich der Kinderheilkunde relativ selten auf“, stellt er fest. Wenn sie aber auftreten, muss jeder Handgriff sitzen, darf das Team vor lauter Stress nicht blind werden. Denn gerade ein Notfall, der ein Kind betrifft, ist auch für Mediziner und Pflegekräfte besonders belastend.

Wie aber sollen die Teams Erfahrung gewinnen, wenn die Notfälle kaum auftreten? Markus Vogel, der seine Erfahrungen als Baby-Notarzt in Düsseldorf sammelte, hat für die Kinderklinik Neuwerk ein Simulationstraining organisiert – mit computergesteuerten Puppen, die es erlauben, den Ernstfall einzuüben. „Kinderärzte können so  am Simulator trainieren wie es Piloten auch tun“, erklärt Vogel.

Um das Simulationstraining durchzuführen, ist Francisco Brevis mit seinem Team und einem VW-Bus voller Equipment aus Duisburg angereist. Der Kinderarzt und Neonatologe hat dort an den Sana-Kliniken ein Simulationszentrum aufgebaut, das nicht nur interne Trainings anbietet, sondern auch Schulungen in anderen Kinderkliniken durchführt. Wie in Neuwerk. Vier Puppen stehen zur Verfügung, von einem Frühgeborenen bis zu einem Schulkind. Verschiedene Szenarien können erprobt werden: eine schwere allergische Reaktion, eine schwere Infektion oder ein nicht endenden wollender Krampfanfall.  „Die Teams können so den Einsatz ihrer Ausrüstung trainieren, so dass im Notfall der Stress weg ist“, sagt Brevis. „Und sie dürfen bei der Puppe auch mal Fehler machen.“

 Die Übung sei ziemlich realistisch, fand das Neuwerker Team.

Die Übung sei ziemlich realistisch, fand das Neuwerker Team.

Foto: Sana Kliniken Duisburg/Francisco Brevis Nuñez

Oder Dinge übersehen. Im Zimmer 7 der Neuwerker Kinderklinik steht ein Notfallwagen, bestückt mit allem, was man braucht. Dennoch sind während der Übung die Teams daran vorbei gelaufen und haben das Material von anderer Stelle geholt. „Wer dabei steht, sieht das alles“, sagt Vogel. „Das Team selber merkt es in der Situation nicht.“ Deshalb ist die Übung so wichtig. Es geht auch nicht  so sehr darum, ob jemand Fehler macht. Viel entscheidender ist die Kommunikation. Wie verhält sich das Team? Wer gibt Anweisungen? Wer wird angesprochen?

Die Puppen reagieren auf die Maßnahmen des Teams. „Es ist etwas ganz anderes als die normalen Reanimationsübungen, bei denen man an einer Puppe übt“, sagt Schwester Bianca. „Hier begibt man sich sehr schnell in die Situation.“ Nach der Übung wird ausführlich besprochen, wie alles abgelaufen ist und welche Verbesserungen in den Abläufen und Strukturen sinnvoll wären. „Wir führen innerbetriebliche Fortbildungen bis zu 15 Mal im Jahr durch und finden immer noch Dinge, die wir verbessern können“, sagt Brevis vom Duisburger Simulationszentrum.

Auch in Neuwerk würde man die Übung gern regelmäßig wiederholen. Aber sie ist nicht gerade billig. „Dafür brauchen wir noch Sponsoren“, sagt der Chefarzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort