Wirtschaft in Mönchengladbach IHK warnt vor Energiekrise als ständige Belastung der Betriebe

angr · Die permanente Sorge um die Energieversorgung ist für die meisten Unternehmen in Mönchengladbach zum größten Geschäftsrisiko geworden. Warum die IHK dennoch Optimismus verbreitet.

IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz

IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz

Foto: Andreas Gruhn

Die Mönchengladbacher Wirtschaft hat zwar im abgelaufenen Jahr ihre Widerstandsfähigkeit bewiesen. Dennoch ist die Energiekrise eine ständige und große Belastung für die Betriebe. Davor hat Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, gewarnt. „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Energiemarkt haben das Jahr 2022 der Mönchengladbacher Unternehmen geprägt“, sagte Jürgen Steinmetz. Dennoch ist er zuversichtlich: „Angesichts der schlechten Stimmung in der Wirtschaft ist zwar von einer Rezession in der Region auszugehen. Ich hoffe aber, dass die angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung so umgesetzt werden, dass die Betriebe spürbar entlastet werden und die Rezession nicht allzu lange und schwerwiegend ausfällt.“

Der IHK-Hauptgeschäftsführer erinnert daran, dass sich viele Unternehmen und Branchen bei Weitem noch nicht von den Folgen der Corona-Krise erholt haben. Der Erholungsprozess sei zudem im Jahresverlauf durch die Energiekrise zum Erliegen gekommen. So lag der IHK-Geschäftslageindex – also der Saldo aus dem Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage und dem Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage – für die Region zum Jahresbeginn bei 20,4 Punkten, im Oktober noch bei 7,2 Punkten. In Mönchengladbach lag der Lageindikator zuletzt immerhin noch bei 9,0 Punkten. „Gemessen an den Schwierigkeiten zeigt diese Geschäftslage, wie robust die Betriebe der Region sind“, resümiert Steinmetz. „Das sollte uns optimistisch stimmen, dass wir die anstehenden schwierigen Monate meistern können und der Niederrhein auch in Zukunft ein starker und lebenswerter Standort ist.“

Dies zeigt auch die Industrieumsatzstatistik von it.NRW. Von Januar bis September konnten die Industriebetriebe in Mönchengladbach ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18,4 Prozent erhöhen. Bei den Exporten ist ein Plus von 25,4 Prozent, bei den Inlandsumsätzen von 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten. Steinmetz warnt vor Euphorie: „Auch die Kosten der Betriebe sind gestiegen. Das relativiert die hohen Umsatzsteigerungen. Unsere Konjunkturumfrage und auch die amtlichen Statistiken zeigen, dass die Aufträge im Jahresverlauf zwar nicht eingebrochen, aber sehr wohl zurückgegangen sind.“

Deshalb sind die Erwartungen der Unternehmen seit Beginn des Krieges in der Ukraine zunehmend pessimistischer. Mittlerweile glaubt eine deutliche Mehrheit der Unternehmen, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden Monaten spürbar verschlechtern wird – nachdem die Betriebe zu Jahresbeginn noch mehrheitlich optimistisch waren. Grund dafür sind insbesondere die durch den Kriegsausbruch gestiegenen Energiekosten, die mittlerweile knapp 80 Prozent der Betriebe als wesentliches Geschäftsrisiko ansehen.

Mit Sorge blickt Steinmetz insbesondere auf die Gasversorgung. „Bei einer weiteren Drosselung um nur zehn Prozent müsste etwa jeder achte Industriebetrieb in der Region seine Produktion einstellen. Das zeigt, wie ernst die Situation in den Unternehmen ist – obwohl die Gasspeicher derzeit noch gut gefüllt sind.“

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