Bei der IHK Der Willkommenslotse

Mönchengladbach · Die IHK schickt geschulte Mitarbeiter in die ausbildenden Unternehmen. Sie beraten die Arbeitgeber über die Möglichkeit, Flüchtlinge einzustellen.

 Der gebürtige Österreicher David Pfeil ist Willkommenslotse bei der Industrie- und Handelskammer.

Der gebürtige Österreicher David Pfeil ist Willkommenslotse bei der Industrie- und Handelskammer.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein setzt im Rahmen ihres Programms „Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen bei der Fachkräftesicherung“ Willkommenslotsen ein. Sie informieren Firmen, die Geflüchtete in ihrem Betrieb ausbilden möchten, wie dieser Prozess begleitet werden kann. Auch klären sie darüber auf, wie bei Bedarf begleitende Hilfen zu Beginn einer Ausbildung beantragt werden können. Im vergangenen Jahr konnte die IHK Mittlerer Niederrhein erfolgreich 24 Ausbildungs- und 60 Praktikumsplätze vermitteln.

Einer der IHK-Willkommenslotsen ist David Pfeil. Er geht in die Unternehmen, informiert und berät über Möglichkeiten, wie die Integration von Geflüchteten in die deutsche Arbeitswelt gelingen kann. „Der Weg ist mitunter schwierig“; sagt der 30-Jährige. Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz ist Flexibilität von Vorteil, denn nicht immer ist es möglich, Zugewanderte in ihren Wunschberuf zu vermitteln. Pfeil erzählt die Geschichte eines 25-jährigen Syrers, der als examinierter Literaturwissenschaftler nach Deutschland kam: „Der Mann macht heute eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer bei einem Mönchengladbacher Maschinenbauer.“

Manchmal greifen eine im Heimatland erworbene Qualifikation und die neue Chance in Deutschland auch ineinander – so wie bei einer 40-jährigen irakischen Bauingenieurin, die jetzt in einem Meerbuscher Unternehmen eine Ausbildung zur Bauzeichnerin macht.

Syrien, Iran, Irak, Afghanistan, Eritrea, Guinea: In keinem dieser Länder existiert das deutsche duale Ausbildungssystem; Zugewanderte müssen die Kombination aus Theorie und Praxis erst einmal verstehen, bevor sie sich auf eine Ausbildung konzentrieren können. Ältere, die beruflich qualifiziert sind, stehen vor dem Problem, dass ihre Ausbildung hier oftmals nicht voll anerkannt wird.

Die größte Herausforderung für alle zugewanderten Altersgruppen aber ist das Erlernen der deutschen Sprache. Pfeil klärt mit den Unternehmen im Vorfeld ab, ob eine Einstiegsqualifizierung vor der Ausbildung empfehlenswert ist. „Ohne Deutschkenntnisse geht es nicht. Nach der Teilnahme an den üblichen Einstiegskursen, die verschiedene Bildungsträger anbieten, haben die Menschen später an ihrem Arbeitsplatz gute Möglichkeiten, ihre Sprachkapazitäten weiter auszubauen, etwa im Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten“, erklärt Pfeil.

Er sieht die Arbeitsstelle neben der Sprache als die beste Gelegenheit für Zuwanderer an, sich erfolgreich zu integrieren: „Die Erwerbstätigkeit ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Lebenssituation.“

Sein Engagement bei der Unterstützung Geflüchteter hat in David Pfeils österreichischer Familie Tradition: Schon der Vater war aktiv in der Flüchtlingshilfe unterwegs. Der Sohn hatte zunächst anderes geplant und legte sein Abitur an einer Wiener Wirtschaftsschule ab. „Dann aber habe ich meinen Zivildienst in einer Asylunterkunft in der Stadt absolviert, dort Soziologie studiert und während des Studiums ehrenamtlich in Notunterkünften gearbeitet.“ 2015 wurde er selbst zum Ausländer: Pfeil zog aus privaten Gründen nach Düsseldorf, arbeitete dort zunächst zwei Jahre in einer Einrichtung für Flüchtlingshilfe, bevor er sich erfolgreich auf die Stelle eines Willkommenslotsen bei der IHK bewarb.

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