Stadtentwicklung So sehen Gladbachs Plätze in zehn Jahren aus

Mönchengladbach · Adenauerplatz, Berliner Platz, „Kapu“ und Platz der Republik: Sie werden zu Treffpunkten für ein unterschiedliches Publikum – von bürgerlich-gediegen bis stylisch und hip. Das sehen die Pläne des Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzeptes (IHEK) vor.

 Er ist das Musterbeispiel für innerstädtische Plätze mit Stil: Bürger haben mit Planern den Schillerplatz in Eicken entwickelt.

Er ist das Musterbeispiel für innerstädtische Plätze mit Stil: Bürger haben mit Planern den Schillerplatz in Eicken entwickelt.

Foto: Dieter Weber

Kinder spielen auf dem Marktplatz Fußball. Ältere Menschen vertreiben sich die Zeit beim Boule-Spiel. Die Tische der Außengastronomie sind fast alle besetzt. Hauptkirche, Kommandantur und Rathaus sorgen für einen stilvollen Kontrast zur vorherrschenden 1950er-Jahre-Architektur. So sieht es an einem Sommerabend auf dem Rheydter Marktplatz aus. Eine Blaupause für Alt-Gladbach?

Ortswechsel: Rund um den Schillerplatz ärgern sich Anwohner des Gründerzeitviertels viele Jahre über einen Platz, der dunkle Ecken hat und wenig ansehnlich wirkt. Die Menschen hasten über ihn, nur Tagesobdachlose halten sich hier länger auf. Irgendwann reicht es den Anwohner. Gemeinsam entwerfen Stadtplaner und Bürger einen „neuen“ Schillerplatz, der freundlich und offen wirkt. Ebenfalls eine Blaupause für das Gladbacher Zentrum?

 Er gilt als der innerstädtische Platz mit dem größten Potential: Der Adenauerplatz soll gemeinsam mit der benachbarten Bibliothek Carl-Brandts-Haus zu einem Treffpunkt werden.

Er gilt als der innerstädtische Platz mit dem größten Potential: Der Adenauerplatz soll gemeinsam mit der benachbarten Bibliothek Carl-Brandts-Haus zu einem Treffpunkt werden.

Foto: Dieter Weber

Nein, nicht ganz. Das Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept (IHEK), der Leitfaden für die Umgestaltung von Alt-Gladbach, hat sich zwar die Bürgerbeteiligung von Rheydt und vom Schillerplatz zum Vorbild genommen und gemeinsam mit Gladbachern eine zu verändernde City geplant. Plätze spielen dabei eine große Rolle: Denn sie sollen mehr als bisher Treffpunkte werden, haben im Konzept unterschiedliche Bedeutungen. Einige Beispiele:

Adenauerplatz
Dieser intime Platz zwischen Kaiser- und Albertusstraße ist umgeben von Gründerzeitbebauung. Für die Planer ist er ein Platz mit enormem Entwicklungspotenzial, auch wenn er als einfach gestaltet gilt und meist nicht sehr belebt ist. Die Chance des Adenauerplatzes ist auch die Chance der Zentralbibliothek Carl-Brandts-Haus, die nur ein paar Meter entfernt ist. Es ist daran gedacht, die Bücherei zur Veranstaltungsstätte im Quartier zu machen. Warum soll sie dann nicht den Adenauerplatz in ihr Konzept einbeziehen? Etwa mit einer Außengastronomie. Oder als „grünes Wohnzimmer“ für das Viertel. Wenn das Gelände des alten Finanzamtes bebaut ist, erfährt der Platz eine weitere Aufwertung. Derzeitiges Problem: Auf dem Adenauerplatz sollen Container aufgebaut werden, in der die Bibliothek während ihrer Umbauphase unterkommt. Der Platz könnte also erst nach der Sanierung des Carl-Brandt-Hauses verändert werden. Das wäre schade.

Kapuzinerplatz Der „Kapu“ wird meist nur an Markttagen und beim Stadtschützenfest als bespielbarer Platz wahrgenommen, oft als Anhängsel des Alten Markts. Dabei ist der „Kapu“ als Eingang zur Altstadt wichtig. Wenn in diesem, spätestens im nächsten Jahr die Markthalle gebaut wird, bekommt der Kapuzinerplatz einen neuen Stellenwert. Dann hat er einen sogenannten Frequenzbringer. Voraussetzung dafür ist, dass das Konzept Markthalle funktioniert, sie regelmäßig gut besucht ist. Durch die Markthalle wird der „Kapu“ in seiner Größe reduziert, der Rest-„Kapu“ kann durch den Wochenmarkt und als „Verteiler und Sammler“ für Besucher, die weiter zum Kino, zur Hindenburgstraße und zum Alten Markt eine regulierende Bedeutung bekommen.


Berliner Platz Er ist als Treffpunkt, als eigenständiger Platz nicht im Bewusstsein. Sondern nur als Verkehrsknotenpunkt. Doch er wird in der Zukunft seine Platzqualität noch unter Beweis stellen. Das liegt daran, dass im Umfeld in den vergangenen Jahren viel passiert ist. Die Stepgesstraße existiert seit dem Bau des Minto und ihrer Unterbrechung nicht mehr als wichtige innerstädtische Verkehrsachse. Mit den Roermonder Höfen wird ein großes Wohngebiet bezogen, das die Lüpertzender Straße als Wohnstraße aufwertet. Die Stadt kann das Entwicklungspotenzial des Platzes ausreizen, weil sie Zugriff auf das Gebäude der GWSG – die Wohnungsgesellschaft ist nach Rheydt umgezogen, der hier ansässige Stadtsportbund soll in den Campuspark – und auf das alte Schwimmbad hat. Eine Idee: Hier entsteht eine Sporthalle, deren Räume multifunktional nutzbar sind und von Musikschule und VHS genutzt werden. Einbeziehen kann man das Filmfiguren-Museum, das auch ein Alleinstellungsmarkmal für die Stadt hat.

Platz der Republik Das ist der Platz mit der vielleicht schlechtesten Visitenkarte in der Stadt. Hier treffen sich Drogendealer, er ist wenig gestaltet, liegt hinter dem Bahnhof, der über einen fast versteckten Weg erreicht werden kann. Und es gibt ein Sammelsurium von unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten: Die Zufahrten sind verschieden, in bestimmten Bereichen kann geparkt werden, in anderen nicht. Es gibt mehrere Einrichtungen in direkter Nachbarschaft: Hauptbahnhof, Radstation, Berufskolleg, Vitusbad, mehrere Fachmärkte, in einigen Jahren auch die Seestadt mit einem künstlich angelegten See. Letzterer lässt die Ideen der Planer spießen, Wasserläufe zu einem verbindenden Element zu machen. Auch soll der Platz bewusst für jüngere Menschen zu einem Anziehungspunkt gemacht werden – etwa durch einen Skaterpark und mit Spielfeldern für Basketball. Auch über eine Veranstaltungsstätte wird noch nachgedacht.

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