Fahrradtouren nach Keyenberg Heißes Wochenende für den Klimaschutz

Mönchengladbach/Hochneukirch · Auch Mönchengladbacher nahmen am Aktionstag „Kohle stoppen“ in Keyenberg und Hochneukirch teil. Insgesamt protestierten dort rund 13.000 Menschen gegen den Tagebau.

 Am Treffpunkt in Rheydt machten sich die Fahrraddemonstranten auf den Weg. Sie trugen gelbe T-Shirts und hatten zum Teil gelbe Holzaufbauten auf ihren Rädern.   Foto: Sven Heß

Am Treffpunkt in Rheydt machten sich die Fahrraddemonstranten auf den Weg. Sie trugen gelbe T-Shirts und hatten zum Teil gelbe Holzaufbauten auf ihren Rädern. Foto: Sven Heß

Foto: Sven Heß

Sie hatten mit mehreren 100 Teilnehmern gerechnet. Am Ende radelten nur 16 Klimaschützer mit dem Mönchengladbacher Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) die 55 Kilometer zu dem vom Tagebau bedrohten Dorf Keyenberg. Etwa 100 Menschen hatten sich der kürzeren Fahrradtour der Bürger-Aktion Umweltschutz Mönchengladbach (Baum) angeschlossen. Ihr gemeinsames Ziel: die Teilnahme am Aktionstag „Kohle stoppen! Klima und Dörfer retten!“. Schon am Freitag waren 2500 Klimaschützer mit Richtung Braunkohlerevier durch Mönchengladbach gezogen.

„Wenn man etwas verändern will, muss man den Mund aufmachen“, sagt Dirk Rheydt vom ADFC. Es sei erschreckend, dass sich die Politik nicht rühre. Aber der Druck werde größer. Insgesamt hatten 7000 Menschen in Keyenberg an der Kundgebung gegen den weiteren Braunkohlenabbau teilgenommen. Weitere 6000 Aktivisten von „Ende Gelände“ waren im Rheinischen Revier unterwegs und drangen mit bis zu 2000 Menschen in den Tagebau Garzweiler II ein.

Auftakt des „heißen Wochenendes“ war in Jüchen-Hochneukirch. Von 2500 Teilnehmern war die Mönchengladbacherin Christina Schliesky ausgegangen, als sie die Versammlung im Rahmen des Aktionstags anmeldete. Dass es mehr als doppelt so viele Menschen werden würden, die dem Aufruf „Kohle stoppen!“ folgten, überraschte nicht nur sie, sondern auch viele Anwohner. Die 15-jährige Schülerin hat als Mitglied von „Fridays for future“ schon seit Monaten „Schülerproteste“ organisiert. Sie gehörte zu den ersten, die auf dem Rheydter Marktplatz demonstrierten.

Immer mehr Menschen strömten am Samstagmorgen auf den zentralen Platz. Bunt, fröhlich, friedlich, alle mit dem Ziel: Es muss endlich Schluss sein mit der Braunkohle aus den Tagebauen.

Aus ganz Europa waren Menschen an diesem Wochenende in Hochneukirch zusammengekommen. Viele wussten nicht, was sie dort erwartet. „So gigantisch hätte ich mir die Tagebaue nicht vorgestellt“, meinte etwa eine Teilnehmerin vom Bodensee. „Das ist hier ja noch schlimmer, als es bei uns bekannt ist.“

Als sich gegen 12.30 Uhr der Demonstrationszug der mehr als 5000 fröhlich-friedlichen Menschen unter starkem Begleitschutz der Polizei in Richtung Tagebau in Bewegung setzte, schlossen sich rund 1300 Aktivisten von „Ende Gelände“ an. Beim langen Zug durch Hochneukirch und entlang der Tagebaukante kam schnell das Gerücht auf, dass die weißgekleideten Aktivisten nicht bis nach Erkelenz-Keyenberg, dem Ziel des Protestmarschs, mitlaufen würden. Nahe des Aussichtspunktes Nord durchbrachen sie eine Polizeisperre und drangen in den Tagebau ein. In Sichtweite des Baggers 288 wurden die Demonstranten von der Polizei gestoppt und eingekesselt. Wie eine Sprecherin der Polizei Aachen mitteilte, wurde die Räumung des Tagebaus am Sonntagmorgen beendet, die Demonstranten seien herausgetragen worden oder freiwillig gegangen.

Die Demonstration von Jackerath nach Keyenberg sei weitgehend störungsfrei verlaufen, auch bei der Kundgebung in Keyenberg und an den Mahnwachen habe es keine besonderen Vorkommnisse geben, meldet die Polizei in Aachen. Am Ortsausgang Wanlo brannte am Samstagmittag der Schaltschrank einer RWE-Pumpstation. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus.

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