IT-Unternehmerin Heike Grünert Die digitale Brückenbauerin

Mönchengladbach · Vor 25 Jahren gründete Heike Grünert mit ihrem Mann ein IT-Systemhaus für Office-Lösungen. Bei der Suche nach Nachwuchskräften geht die Unternehmerin auch in Schulen.

 Heike Grünert hat die Hälfte der Belegschaft ihres Unternehmens selbst ausgebildet.

Heike Grünert hat die Hälfte der Belegschaft ihres Unternehmens selbst ausgebildet.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Heike Grünert ist Geschäftsführerin des ITZ Informationstechnologie-Zentrums Rhein/Maas GmbH. Vor 25 Jahren hat sie das Mönchengladbacher Systemhaus für Office-Lösungen gemeinsam mit ihrem Mann Harald Grünert gegründet. „Zwar nicht in der Garage, sondern in unserem Zuhause, aber etwas beengt war es anfangs mit unseren vier Kindern im Haushalt trotzdem“, sagt die 58-Jährige.  Mit dem Verkauf und der Installation von IT-Hardware sowie IT-Netzwerkbetreuung fingen die beiden 1995 an. Ein Jahr später lernten sie einen Entwickler kennen. Der hatte gerade den ersten Cardio Viewer entwickelt, der es ermöglichte, von mehreren Bildern einen laufenden Film darzustellen. Sie beschlossen, zusammenzuarbeiten. Damit war der Weg hin zur gemeinsamen Software-Entwicklung gelegt und das Portfolio der Firma komplett.

Das Unternehmen wuchs, stellte Mitarbeiter ein, bezog Räume an der Konstantinstraße. Heute hat das ITZ mit knapp 30 Mitarbeitern seinen Sitz an der Erftstraße. Dort teilen sich Heike und Harald Grünert das Arbeitsumfeld klar ein: „Ich bin die Seele des Unternehmens, mein Mann der Stratege. Ich bin da, wenn Mitarbeiter einen Rat brauchen, er kümmert sich nüchtern und sachlich um solche Dinge wie Lieferungen und Terminierungen.“ Sie findet es gut, dass es beide Geschlechter gibt und wichtig, wenn beide miteinander arbeiten: „Im ITZ haben Frauen in der Systemadministration ein anderes Gespür für Dinge und Personen, unsere Intuition und Wahrnehmung ist eine andere.“ Daneben zählen für sie Mut, Risikobereitschaft, Humor sowie die Fähigkeit, Fehler machen und daraus zu lernen, zum Rüstzeug der erfolgreichen Unternehmerin: „Die Fehler vergesse ich und zehre von dem, was ich als schön in Erinnerung habe. Ich schaue immer nach vorne.“

Dokumenten- und Workflow-Management-Systeme, die immer stärker die Arbeitswelt digitalisieren werden, die dabei anfallenden Riesenmengen an Daten, die in der Cloud, oder doch eher in firmeninternen oder externen Rechenzentren gelagert werden müssen – es gibt noch so viel zu tun in der IT, und Grünert möchte diese Zukunft mitgestalten. Wie aber andere Branchen auch, leidet die Informationstechnologie unter Fachkräftemangel und hat akute Nachwuchssorgen. „Wir würden gerne weiterwachsen, aber es gibt nicht genügend Mitarbeiter.“ Zur Rekrutierung ausgebildeter Mitarbeiter setzt die Unternehmerin ganz auf Empfehlungsmanagement: „Kontakte zu nutzen funktioniert von allen existierenden Kanälen am effektivsten.“ Um geeigneten Nachwuchs zu finden, geht Grünert gezielt in die Schulen und präsentiert dort ihr Unternehmen. Sie führt Bewerbungstrainings mit ihnen durch, erklärt ihnen, wie viel sie im ITZ lernen können. Ein Konzept, das greift – mehr als die Hälfte seiner jetzigen Belegschaft hat das ITZ selbst ausgebildet.

 Arduino-Workshop "Elektrotechnik zum Anfassen" mit Schülern des Franz-Meyers-Gymnasiums

Unternehmenschefin Heike Grünert und Harald Grünert

Arduino-Workshop "Elektrotechnik zum Anfassen" mit Schülern des Franz-Meyers-Gymnasiums Unternehmenschefin Heike Grünert und Harald Grünert

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Im Umgang mit anderen legt sie großen Wert auf ein respektvolles Miteinander. „Mitarbeiter, Geschäftspartner, Kunden: Die Menschen, mit denen man arbeitet, verdienen Wertschätzung, und dies kommuniziere ich auch; positive Resonanz ist mir ein Anliegen. Ich finde es typisch deutsch, dass zu wenig gelobt wird. Wir erhalten auch Lob von Kunden, die uns wertschätzen.“ Sie redet viel mit den Menschen; ein Prinzip, das sie auch zuhause lebt. Sie genießt es, wenn die Großfamilie – vier Kinder und deren Partner, vier Enkelkinder – beisammen ist und miteinander spricht. „Sie sind alle grundverschieden. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, sie immer wieder alle an einen Tisch zu bekommen.“ Kommunizieren, vermitteln, Menschen zusammenbringen, sie weiterführen: Grünert ist mit dem, was sie antreibt, noch lange nicht fertig. „So lange wie man mich lässt, will ich auch weiterhin junge Leute für die IT begeistern.“ Ihre Erfahrung und ihre Reife machen sie menschlich sicherer, sagt sie: „Ich höre viel mehr auf mein Bauchgefühl als früher.“

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