Geburtshelferinnen in Mönchengladbach Eine Hebamme ist ein kostbares Gut

Mönchengladbach · Geburtshelferinnen sind in Mönchengladbach gut ausgelastet. Je früher sich eine werdende Mutter meldet, desto größer ist ihre Chance, von einer Hebamme bis zur Geburt und darüber hinaus begleitet zu werden.

 Hebamme Bernadette Nopper (links) besucht Daniela Röder mit dem fünf Monate alten Jonathan.    Foto: Jana Bauch

Hebamme Bernadette Nopper (links) besucht Daniela Röder mit dem fünf Monate alten Jonathan. Foto: Jana Bauch

Foto: Bauch, Jana (jaba) und Krebs, An

„Ein Arzt sucht eher nach Anzeichen für Krankheiten, eine Hebamme betrachtet eine Schwangerschaft von der gesunden Seite aus“, sagt Bernadette Nopper. Seit dreißig Jahren ist sie als Hebamme im Einsatz. Hebammen begleiten Frauen durch Schwangerschaft, Entbindung und Wochenbett. Ihre Dienste sind heiß begehrt. „Am besten, eine Frau meldet sich, sobald sie weiß, dass sie schwanger ist“, sagt die Hebamme. Es sei nicht ratsam, etwa bis zum dritten Schwangerschaftsmonat zu warten, denn die Hebammen in Mönchengladbach sind gut ausgelastet und können nicht alle Anfragen annehmen.

Hebammen können die Schwangerenvorsorge bis auf die Ultraschalluntersuchungen bei einer komplikationslos verlaufenden Schwangerschaft auch ohne Gynäkologen durchführen. Sie messen den Blutdruck, kontrollieren das Gewicht, prüfen den Urin, stellen fest, wie das Kind im Mutterleib liegt und hören die Herztöne ab. Aber sie tun noch mehr. „Am wichtigsten ist es, die Mutter dabei zu unterstützen, den Kontakt zum Kind aufzunehmen“, sagt Nopper. Viele Frauen haben das Vertrauen in ihren Körper und in ihr Bauchgefühl verloren. „Aber eine Schwangerschaft ist erst einmal ein Vorgang, bei dem man auf die Natur vertrauen kann“, stellt die Hebamme fest. Sie und ihre Kolleginnen haben auch ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste der werdenden Mütter. Die Angst vor dem Schmerz, die Sorgen, ob das Leben mit Kind und Beruf zu bewältigen ist. „Wir können uns Zeit für solche Gespräche nehmen“, erklärt sie.

Bei der Entbindung, so schreibt es der Gesetzgeber in Deutschland vor, muss eine Hebamme anwesend sein, ein Arzt kann aus medizinischen Gründen hinzugezogen werden. Kliniken arbeiten mit festangestellten Hebammen oder auch mit Beleghebammen. Hebammen leiten die Geburt, aber sie unterstützen auch emotional, halten die Hand, massieren den Rücken, atmen mit der Schwangeren. Bis sie ihr Baby endlich in den Armen hält.

Auch nach der Geburt ist die Hebamme weiter gefragt. Sie ist für die Wochenbettbetreuung zuständig, kommt nach Hause, überwacht die Rückbildungsvorgänge und die Wundheilung. Sie steht für Fragen rund ums Stillen, das Gedeihen des Kindes oder die Brustpflege zur Verfügung. Einer erfahrenen Hebamme Fragen stellen zu können, erleichtert die ungewohnte häusliche Situation ungemein – gerade heutzutage, wo oft keine Oma beruhigend eingreifen kann, wenn Probleme rund ums Neugeborene auftauchen. Oder der normale Umgang mit dem Baby schon Sorgen bereitet. „Oft sind Eltern sehr ängstlich. Ein Kind ist nicht so zerbrechlich, wie sie glauben. Es ist kein rohes Ei“, sagt Nopper und lächelt. Zehn Tage dauert die intensive Betreuung mit täglichen Hausbesuchen, danach ist eine weitere Begleitung möglich.

Die Wochenbettbetreuung ist eine Kernaufgabe, aber die Nachfrage übersteigt das Angebot. Deshalb gibt es zum Beispiel „Allesrund!?“, eine Praxis für Wochenbettbetreung für diejenigen, die keine Hebamme gefunden haben.

Gibt es also zu wenig Hebammen in Mönchengladbach? Fehlt der Nachwuchs? Am Nachwuchs liege es nicht, sagt Bernadette Nopper. Viele lernen den Beruf, arbeiten dann aber Teilzeit. Oder geben ihn auf, weil bei den festangestellten Hebammen in Kliniken oft berufsfremde Aufgaben hinzukommen oder Arbeitsbedingungen und Bezahlung nicht überzeugen. Das Problem der Haftpflichtversicherung für freiberufliche Hebammen dagegen, vor einiger Zeit heiß diskutiert, ist gelöst. Ein dauerhafter Sicherstellungszuschlag entlastet bei der Finanzierung gestiegener Haftpflichtprämien.

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