Fahrradwerkstatt Fahrradwerkstatt 360° unterstützt

In der Werkstatt des Reha-Vereins können Menschen mit psychischer Erkrankung durch die Arbeit am Rad wieder Struktur im Alltag finden.

 Von links: Jeanet Theinen, Wolfgang Schwingens, Sebastian Schmiedel, Iwan Rauche und Bernd Petrat in der Fahrradwerkstatt360°

Von links: Jeanet Theinen, Wolfgang Schwingens, Sebastian Schmiedel, Iwan Rauche und Bernd Petrat in der Fahrradwerkstatt360°

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Es ist ein Kommen und Gehen in der Fahrradwerkstatt360° des Reha-Vereins. Kunden bringen ihre Räder zur Reparatur, holen ihr fertiges Rad ab oder sind auf der Suche nach einem guten gebrauchten.

Direkt am Eingang steht eine Reihe Räder, die auf neue Besitzer warten. Das sind Räder, die Mönchengladbacher gespendet haben. Die bringen Werkstattleiter Schwingens und sein Team dann wieder in Schuss. „Dabei nehmen wir die Räder komplett auseinander und prüfen sie auf Herz und Nieren. Was kaputt ist, wird repariert. Am Ende sind sie generalüberholt“, sagt der Zweiradmechanikermeister.

Die benötigten Ersatzteile kommen aus dem eigenen Fundus im Keller, denn nicht jedes Rad kann wiederhergestellt werden. Die Räder dienen als Ersatzteillager. „Daher benötigen wir regelmäßig Spenden. Wenn wir zum Beispiel 70 Räder aufbereiten, dann brauchen wir noch mal so viele für die Ersatzteile. Was wir gar nicht mehr brauchen können, führen wir dem Wertstoffkreislauf wieder zu“, sagt Sascha Schallenburger, Bereichsleitung Tagesstruktur. Es sind auch neue Ersatzteile im Fundus, die benutzt oder an die Kunden verkauft werden.

Mit der Fahrradwerkstatt360° verfolgt der Reha-Verein das Ziel, Menschen mit einer psychischen Erkrankung wieder eine Tagesstruktur zu bieten und sie in ihrem Alltag zu unterstützen. Jeanet Theinen arbeitet am Kundenempfang. „Ich kriege die Leute ans Arbeiten“, lautet die Kurzfassung ihrer Aufgabe und dabei muss sie lachen. Den Reha-Verein lernte sie bereits 2010 kennen. Die Gespräche taten gut, waren aber bald nicht mehr genug. So riet ihr ihre Betreuerin vom Betreuten Wohnen zu Angeboten, die helfen, eine Tagesstruktur zu entwickeln. Seit vier Jahren ist sie nun in der Fahrradwerkstatt. „Mir war es egal, dass meine Finger dreckig waren. Ich muss handwerklich arbeiten“, sagt sie. Dann erzählt sie, dass sie ausgebildete Einzelhandelskauffrau ist. Die Mitarbeiter des Vereins erkannten ihre Fähigkeiten und setzten sie am Kundenempfang ein. „Das Angebot hilft mir, meinen Alltag zu bewältigen, dass ich auch zu Hause die Kraft finde, noch etwas zu tun“, berichtet sie.

„Das Wissen, was wir hier mitbekommen, ist ein Geschenk.“, sagt Bernd Petrat. „Das Geld ist mir nicht so wichtig. Der soziale Kontakt zu anderen Menschen, die Weihnachtsfeiern, Grillen im Sommer oder das gemeinsame Essen einmal in der Woche, sind mir wichtiger“, fügt er hinzu. Beide können bestätigen: Hier wird man aufgefangen.

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