Was wird mit dem Brachgelände? Die Fata Morgana Hardterbroicher Markt

Mönchengladbach · Es gibt noch keine Lösung für die Kita Mummpitz, der die Zwangsräumung droht. Jetzt macht die SPD Druck auf das Unternehmen Jessen. Ost-Bezirksvorsteher Krichel-Mäurer fordert, die Pläne für den Hardterbroicher Markt zügig umzusetzen. Gemeinsam mit Fraktionschef Felix Heinrichs schrieb Krichel-Mäurer den Geschäftsführern von Jessen.

 Ost-Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer vor dem Brachgelände, auf dem der Hardterbroicher Markt mit Wohnungen, einem Platz und einem Kindergarten geplant ist.

Ost-Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer vor dem Brachgelände, auf dem der Hardterbroicher Markt mit Wohnungen, einem Platz und einem Kindergarten geplant ist.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Es gibt ihn doch, den Hardterbroicher Markt. Sogar zweimal. Und zwar an den Bushaltestellen der Grevenbroicher Straße – in jeder Richtung kündigt jeweils ein Schild an, das sich der Busfahrgast am Hardterbroicher Markt befindet. Auf der einen Seite ist nichts Marktähnliches zu erkennen, auf der anderen ist ein vermüllter Mini-Platz mit zwei wenig einladenden Bänken. Wenn man den Blick über die Straße schweifen lässt, taucht auf der anderen Seite ein Gelände mit viel Unkraut und parkenden Autos auf. „Das“, sagt Ost-Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer (SPD), „das sollte der Hardterbroicher Markt sein.“ Wo eine Ladenzeile, bis zu 100 Wohnungen, eine Sparkassen-Geschäftsstelle, ein Veranstaltungsplatz und ein Kindergarten geplant waren, ist seit Jahren eine Brachfläche.

Besagter Kindergarten macht den Hardterbroicher Markt wieder zum Thema. Denn die Kita Mummpitz, die an der August-Monforts-Straße ihre Bleibe provisorisch in Containern hat und weichen muss, weil das Gelände für einen Neubau gebraucht wird, sollte in den längst fertigen Kindergarten des Hardterbroicher Marktes umgezogen sein. „Es gibt klare Vereinbarungen mit dem Unternehmen Jessen, dass der Bau des Hardterbroicher Marktes Ende 2015 abgeschlossen sein sollte“, sagt Politiker Krichel-Mäurer.

Auch die Geschäftsführerin des Mumm-Familienservice, Dorothea Hüttersen, hatte sich darauf verlassen, dass der Kindergarten auf dem Gelände gebaut ist. „Wir hätten uns nie darauf eingelassen, Container aufzustellen, wenn es diese Vereinbarung nicht gegeben hätte“, sagt sie für den Trägerverein. Der hatte zum 31. Juli die Kündigung bekommen – und ist, Stand heute, nur noch geduldet. Am gestrigen Freitag begannen die Kindergarten-Ferien. Ob die 40 Mädchen und Jungen in drei Wochen wieder in ihre Container oder ob dann eine Zwangsräumung erfolgt ist, weiß niemand.

Die Mummpitz-Kinder und ihre Eltern, die bislang scheinbar alleine den Kampf um ihre Einrichtung ausfechten mussten, haben Unterstützung bekommen. Die Stadtverwaltung sucht nach einem Ausweichquartier, das nach derzeitigem Kenntnisstand frühestens im Frühjahr 2019 auf der Krall’schen Wiese bezogen werden kann: Da ist eine hochwertige Container-Kita geplant. Mittlerweile hat sich die SPD eingeschaltet und dem Unternehmen einen Brief geschrieben. Fraktionschef Felix Heinrichs und Ost-Bezirksvorsteher Krichel-Mäurer kritisieren in ihrem Schreiben an die Jessen-Geschäftsführer Joachim und Ulrich Bücker die Situation, weisen auf vertragliche Vereinbarungen hin und fordern sie auf, für eine Lösung zu suchen, mit der alle Seiten leben können. Die Stadt sei nicht dazu da, Fehler von Privatunternehmen zu korrigieren.

Der Komplex Hardterbroicher Markt hat eine interessante Vorgeschichte, die damit begann, dass an der Hofstraße auf dem ehemaligen Gelände von Fiat Coenen ein Aldi-Markt angesiedelt werden sollte. Mitte 2006 scheiterten diese Pläne, und das sorgte für ein mittelschweres politisches Erdbeben in der Stadt. Damals war die FDP im Stadtrat noch sehr der CDU zugetan. Die Liberalen scherten aus, da sie mit der Ansiedlung eines Discounters das Zentrenkonzept gefährdet sahen. Die CDU bekam im Rat keine Mehrheit für das Projekt, dieses Scheitern waren gleich mehrere Sargnägel für das spätere Auseinanderdriften der CDU-FDP-Kooperation. Die beiden Fraktionen haben bis heute nicht mehr wieder zusammengefunden.

Bezirksvorsteher Krichel-Mäurer nimmt für sich in Anspruch, damals mit dem Unternehmen Jessen eine Lösung gefunden zu haben, die zu einem abgerundeten Konzept geführt habe. „Ich habe mit den Bücker-Brüdern alles durchgesprochen. Das Konzept war gut und ist es immer noch“, sagt der SPD-Politiker. Das sah vor, dass auf dem Gelände der früheren Druckerei Schagen & Eschen gleich zwei Einkaufsmärkte entstehen: Edeka und Aldi ließen sich direkt nebeneinander nieder. Zum Konzept gehörte auch der Hardterbroicher Markt mit Wohnungen und einem größeren Platz. Als Schaffrath 2013 das ehemalige Coenen-Gelände für einen Küchen-Fachmarkt nutzte, war auch diese Brache beseitigt. „Das war doch ideal“, sagt Krichel-Mäurer. Und da es zu den Verbrauchermärkten und zu den Grundstücken an der Grevenbroicher Straße einen städtebaulichen Vertrag gab, fühlte sich Krichel-Mäurer sicher. Heute fragt er: „Ging es damals nur um die Verbrauchermärkte, waren Wohnungen und Marktplatz gar nicht gewollt?“

Die Stadt gibt sich bei diesem Thema reserviert. Ja, bestätigt sie, den städtebaulichen Vertrag aus dem Jahr 2011 gebe es, zu konkreten Inhalten gebe die Stadt keine Stellungnahme ab. „Die Stadt Mönchengladbach ist in hohem Maße an der Umsetzung der Planung interessiert. Allerdings befindet sich das Unternehmen und dessen Grundstück bekanntermaßen in einem Insolvenzverfahren. Damit sind der Stadt zunächst die Hände gebunden“, heißt es weiter.

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