Serie Was macht eigentlich? Der Mann, der Borussia Mönchengladbach vor der Insolvenz rettete

Mönchengladbach · Vom Kohlenhändler zum Immobilien-Profi: Hans-Peter Moll weiß, wie man mit Geld, aber auch, wie man mit Menschen umgeht. Er hat Borussia 1992 vor der Insolvenz bewahrt. Es bleibt das Engagement für das Vermächtnis seiner Frau: die Erika-Moll-Förderung.

Borussia Mönchengladbach: Das ist Hans-Peter Moll
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Das ist Hans-Peter Moll, der Mann, der Borussia Mönchengladbach vor der Insolvenz rettete

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Eigentlich wollte Hans-Peter Fotograf werden – nicht bei Hochzeiten, Taufen oder anderen Familienfeiern, sondern bei Ereignissen, die ein bisschen die Welt bewegen. Aber da war sein Großvater, der ihm nach dem Weltkrieg einen anderen Weg vorschrieb: in seine kleine Firma, die 1920 gegründete „Kohlen- und Kartoffelhandlung Moll“ in Giesenkirchen. Sich zu widersetzen kam nicht infrage. Und es war ja auch kein falscher Weg, auf den Matthias Moll den 15-jährigen als seinen Nachfolger schob. Denn der Enkel ist fleißig, entwickelte einen sehr gesunden Geschäftssinn und eine „Nase“ für berufliche Entwicklungen. Und er versteht es, Menschen für seine Ziele zu begeistern: seine Mitarbeiter in der Firma ebenso wie Geschäftspartner, Größen aus Sport, Kultur, Showgeschäft – und sogar Bundespräsidenten. Und so rettete er auch Borussia Mönchengladbach vor der Insolvenz.

Aus der kleinen Kohlen- und Kartoffelhandlung in Giesenkirchen wurde mit der Übernahme von gleich zehn Konkurrenten der größte Kohlen-Einzelhändler am Niederrhein. Das Heizölgeschäft kam hinzu, die Firma hieß nun Brennstoff-Handel Moll. Aber der Chef erkannte auch („gerade noch rechtzeitig“, sagt er) den bevorstehenden Wandel in der Branche. Er verkaufte das Heizölgeschäft an Esso, den Kohlehandel an die Ruhrkohle-AG. Und machte stattdessen aus seinem persönlichen Interesse an Immobilien ein blühendes Geschäft als Bauträger, vor allem in den neuen Bundesländern. Als Partner gewann er potente Leute aus der Wirtschaft ebenso wie Fußball-Profis, die ihr Geld gewinnbringend, aber solide anlegen wollten – von Paul Breitner bis Berti Vogts. Molls Vorzeige-Objekt entstand in Magdeburg: das größte Bankgebäude Sachsen-Anhalts.

So weit ist es im Deutschland nach der Wende keine ganz außergewöhnliche Geschichte. Aber da ist ein Engagement, für das der Mönchengladbacher mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und zum Ehrensenator der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg ernannt wurde: Hans-Peter Moll hat 1996 die Stiftung „Erika Moll Förderung“ ins Leben gerufen – als Vermächtnis seiner zwei Jahre zuvor gestorbenen Frau. „Erika hat als unheilbar an Leukämie erkrankte Patientin im Klinikum Essen das Leiden an Mukoviszidose erkrankter Kinder erlebt und mich gebeten, zusammen mit unserem Sohn Eric nach ihrem Tod etwas für diese Kinder zu tun“, erzählt Hans-Peter Moll.

 „Deutscher Meister“ mit Giesenkirchens 50-Meter-Pendelstaffel beim Deutschen Turnfest in Travemünde: Hans Peter Moll ist Vierter von links in der oberen Reihe.

„Deutscher Meister“ mit Giesenkirchens 50-Meter-Pendelstaffel beim Deutschen Turnfest in Travemünde: Hans Peter Moll ist Vierter von links in der oberen Reihe.

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Mukoviszidose ist eine ererbte, unheilbare Stoffwechselkrankheit. „Muko“ bedeutet Schleim, „viszid“ ist gleichbedeutend mit zäh. Es handelt sich um eine angeborene Krankheit der schleimbildenden Drüsen. Befallen werden besonders Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse. Es bildet sich ein zäher Schleim, der die Funktion der Bauchspeicheldrüse verhindert. Im Vordergrund steht jedoch die Erkrankung der Lunge, da der Bronchialschleim nur mühsam abgehustet werden kann. Immer wieder führt das zu schlimmen Infektionen. Die Symptome sind behandelbar, die Ursache, ein Gendefekt, bisher nicht.

 Sie hatte ein Hez für Kinder: Erika Moll in einer abgelegenen Siedlung in Afrika.

Sie hatte ein Hez für Kinder: Erika Moll in einer abgelegenen Siedlung in Afrika.

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Mehr als 300.000 Euro hat die Erika Moll Förderung von 1996 bis 2003 unter dem Vorsitz von Hans-Peter und später seiner Schwester Barbara Simons-Moll für das Klinikum Essen zusammenbekommen. Da gab es Versteigerungen von Erinnerungsstücken und Autogrammsammlungen sehr prominenter Fußballer, gesammelt von Hans-Peter Moll. Die erste große Aktion war ein Fußballspiel der Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft gegen das aktuelle Giesenkirchener Bezirksliga-Team. In der Traditionsmannschaft spielten allein sechs Weltmeister von 1974 und gewannen 12:1“, erzählt Moll.

 Hans-Peter Moll, Roman Herzog mit den Opernstars Anna-Maria Kaufmann und Simon Estes.

Hans-Peter Moll, Roman Herzog mit den Opernstars Anna-Maria Kaufmann und Simon Estes.

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Zu einem Ereignis wurde aber vor allem die Idee, die Erika Moll noch selbst gehabt hatte: Konzerte mit Weltstars wie den Sängern Grace Bumbry, Agnes Baltsa und Simon Estes oder auch Anna-Maria Kaufmann. Die erste Benefiz-Gala war in der Gladbacher Kaiser-Friedrich-Halle. Weil die zu klein für das große Interesse war, fanden die vier anderen in der stets ausverkauften Düsseldorfer Tonhalle statt. Schirmherren waren unter anderem Bundespräsident a. D. Roman Herzog und seine Frau Christiane. „Roman Herzog hat bei einem meiner Besuche in Berlin auf Schloss Bellevue betont, unsere Konzerte hätten maßgeblich dazu beigetragen, die Krankheit Mukoviszidose bekanntzumachen“, sagt Hans-Peter Moll. Der Düsseldorfer Regierungspräsident Jürgen Büssow wies 2003 bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Hans-Peter Moll darauf hin, dass einige Universitäten durch die Öffentlichkeitsarbeit der Erika-Moll-Stiftung bekräftigt wurden, neue Forschungen über das Krankheitsbild Mukoviszidose anzustellen. Die Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität ernannte Hans-Peter Moll zum Ehrensenator.

 Christiane Herzog war Schirmherrin der Erika-Moll-Förderung.

Christiane Herzog war Schirmherrin der Erika-Moll-Förderung.

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Papst Benedikt XVI. und der amerikanische Außenminister Henry Kissinger, Bundespräsident Johann Rau und Box-Weltmeister Max Schmeling wünschten neben vielen anderen Prominenten der Erika Moll Förderung Erfolg für ihre ehrenamtliche Tätigkeit.

 Fußballstars spielen für die Erika Moll Förderung, darunter Michael Rummenigge, Uwe Rahn, Uwe Seeler und Paul Breitner.

Fußballstars spielen für die Erika Moll Förderung, darunter Michael Rummenigge, Uwe Rahn, Uwe Seeler und Paul Breitner.

Foto: HPM

2011 wurde die Stiftung in Erika-Moll-Kinderhilfe umbenannt und kümmert sich unter Führung von Barbara Moll-Simons und seit diesem Jahr Eric Moll, Sohn des Gründer-Paares, auch um andere schwer erkrankte Kinder.

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