Jubilar in Mönchengladbach 50 Jahre für die Blume

Mönchengladbach · Hans Kitz arbeitet seit einem halben Jahrhundert für denselben Arbeitgeber: das Gartencenter Lenders. Inzwischen ist er Chef der Warenannahme. Jede Pflanze, jeder Deko-Artikel – alles geht durch seine Hände. Schon jetzt bereitet er sich aufs Weihnachtsgeschäft vor.

 Lenders-Chef Reimund Esser mit Jubilar Hans Kitz im bunten Blumenmeer. 

Lenders-Chef Reimund Esser mit Jubilar Hans Kitz im bunten Blumenmeer. 

Foto: Kandzorra, Christian

Ende August, die Sonne knallt, Mönchengladbach schwitzt bei mehr als 30 Grad. Im Stadtteil Schelsen jedoch weihnachtet es. In der Verkaufshalle des Gartencenters Lenders liegen die ersten Adventskränze bereit, gerade sind 25 Paletten mit Kerzen angekommen. Es duftet nach Vanille, an manchen Regalen glitzern Sterne. Von der Hitze draußen lässt sich hier niemand beeindrucken. „Wir fangen im Mai an, den Blick auf den Winter zu richten“, sagt Johannes Kitz, den hier alle unter dem Namen Hans kennen. Seit 50 Jahren arbeitet er bei Lenders. Das Weihnachtsgeschäft ist wichtig, spätestens Ende September soll es losgehen – dann mit passendem Ambiente dort, wo gerade noch Gartenmöbel abverkauft werden.

Der Aufbau der Weihnachts-Abteilung in der Verkaufshalle ist eine komplexe Geschichte – deshalb beginnen die Vorbereitungen schon im Spätsommer. Hans Kitz ist das gewohnt, der 64-Jährige ist ein „alter Hase“, seit fünf Jahrzehnten im Geschäft. Zum Jahresende geht er in Rente. „Ich würde aber gerne danach noch ein paar Stunden pro Woche kommen“, sagt der Giesenkirchener, der einer der wenigen ist, die in ihrem Berufsleben nie den Arbeitgeber gewechselt haben.

Es war der 1. August 1969, an dem Kitz bei Lenders angefangen hat. Da war er 14. Ein Gartencenter gab es damals nicht, Lenders war ein kleiner Mittelstands-Betrieb, um die 15 Mitarbeiter, eine Baumschule. Dort hat er das Gärtnern gelernt. „Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden“, erzählt Kitz, der früh einen „grünen Daumen“ bewiesen hat. Als Baumschulgärtner bereitete er Felder für die Pflanzungen vor, fuhr mit großen Maschinen. Und auch heute noch bewegt er so einiges, zum Beispiel mit dem Gabelstapler: Hans Kitz ist inzwischen Leiter der Warenannahme. Das Lager ist sein Reich. Alles, was bei Lenders zum Kauf angeboten wird, geht durch seine Hände: Pflanzen, Deko-Artikel, Gartengeräte.

Früher wurden Bäume wurzelnackt zum Umpflanzen verkauft, seit den 1980er Jahren gibt es sie das ganze Jahr über im Topf. „Dadurch hat sich einiges verändert“, sagt Hans Kitz. Früher sei etwa der Sommer eine „tote Zeit“ gewesen. Heute sind Pflanzen nicht nur zur Saisonspitze im April und Mai, sondern das ganze Jahr über gefragt – und überhaupt alles, was mit dem Garten zu tun hat. Die Baumschule gehört seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr zum Betrieb. „Irgendwann kam die Floristik dazu, Kunstpflanzen, Gartenmöbel“, sagt Kitz, der sich auch an so einige Trends erinnern kann. Es gab Zeiten, in denen die sogenannte serbische Fichte bei Gartenbesitzern beliebt war. Oder die österreichische Schwarzkiefer. „So etwas ist für heutige Gärten zu groß“, sagt Kitz. Und die serbische Fichte? Die war bekannt für ihr flaches Wurzelwerk, weshalb sie bei Stürmen oft umgekippt ist. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Giesenkirchen (seit 47 Jahren) hat er viele absägen müssen.

Was aber seit Jahrzehnten angesagt ist: alles, was prächtig blüht. Geranien zum Beispiel – und Stauden. Zu den „Evergreens“ zählen auch Thuja-Hecken und Buchsbaum-Ersatzzüchtungen, weil die meisten Buchsbäume dem Zünsler zum Opfer gefallen sind. „Stark angesagt sind seit einiger Zeit Kräuter. Viele wollen gesund kochen, außerdem brauchen die Pflanzen nicht viel Platz“, sagt Geschäftsführer Reimund Esser. Beliebt seien auch bienenfreundliche Pflanzen. Der Gartencenter-Chef ist stolz auf Hans Kitz und hat mit Kollegen und Feuerwehrleuten eine Feier für ihn organisiert. Die Überraschung gelang – Kitz war bis zum Schluss davon ausgegangen, dass er abends mit seiner Frau essen geht, dabei war sie in die Planungen involviert. Kitz hatte nichts gemerkt. „Wir haben viele langjährige Mitarbeiter. Aber 50 Jahre – so etwas hatten wir noch nie. Das ist etwas ganz Besonderes.“

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