Nach der Europawahl Grüne in urbanen Stadtteilen stärkste Kraft

Mönchengladbach · Analyse Die Stadt bleibt zwar mehrheitlich schwarz, doch in 51 der 213 Stimm- und Briefwahlbezirke liegen die Grüne vorne. Die SPD belegt nur noch viermal Platz eins. Die CDU holt die besten Werte in ihren Hochburgen im Norden der Stadt. Die AfD-Hochburg ist am Schmölderpark.

Mönchengladbach: Grüne in urbanen Stadtteilen stärkste Kraft
Foto: GRAFIK: CARLA SCHNETTLER

In der Altstadt, nicht weit entfernt vom Rathaus Abtei, ergibt sich am Abend der Europawahl die beindruckendste Balkengrafik: Der grüne Balken ragt weit über die anderen hinaus. Rund 36 Prozent der Stimme haben die Grünen hier geholt. CDU (13,9 %) und SPD (11,2 %) haben sie weit hinter sich gelassen. AfD, FDP und Linke liegen nahezu gleichauf bei rund sieben Prozent. Fast ebenso hoch schneidet hier die Satirepartei „Die Partei“ ab. Die Mönchengladbacher Altstadt. Hier lebt eine Mischung aus kreativer Subkultur, Nachtszene und alteingesessenen Gladbachern. Grüne Gedanken keimen hier so gut wie Sämlinge auf Torf.

Nur eine Viertelstunde Fußweg entfernt die zweite Grünen-Hochburg das Gründerzeitviertel rund um den Schillerplatz. Der angesagteste Stadtteil Mönchengladbachs. Hier wohnt die urbane Elite, lässig, nachhaltig, junge Familien, doppelte Einkommen. Auch das ist die klassische Klientel der Grünen. Sie holen hier 34 Prozent – doppelt so viel wie die zweitstärkste Kraft, die CDU. In 51 der stadtweit 213 Stimm- und Briefwahlbezirken liegen die Grünen bei der Europwawahlvorne. In der Gladbacher Innenstadt ebenso wie in der von Rheydt, in Hockstein oder am Schmölderpark. Die SPD lassen sie fast überall hinter sich, holen auch in bürgerlichen Vierteln deutlich zweistellige Ergebnisse. Die schlechtesten Werte erzielen sie in Geistenbeck und Odenkirchen, m die 14 Prozent. Ein Ergebnis, bei dem die Grünen bei vergangenen Wahlen in Jubel ausgebrochen wären. Stadtweit landen sie schließlich bei 22,7 Prozent. Das hat es noch nie gegeben und lässt die Grünen vom Amt des Oberbürgermeisters träumen. Ausgeschlossen ist das nicht.

Schwarz bleibt dennoch die vorherrschende Farbe auf der Karte der Stimmbezirke. Doch die CDU muss herbe Stimmverluste hinnehmen. Nur noch 29,9 Prozent ennnntfallen auf die Christdemokraten, von den 39,3 Prozent bei der Europawahl 2014 und den 5,8 Prozent bei Landtags- und Bundestagswahl vor zwei Jahren ist das weit entfernt. „Das ist kein Ergebnis, mit dem man zufrieden sein kann“, sagt Parteichef Günter Krings. Eine direkte Verbindung zur Kommunalwahl 2020 will er nicht ziehen, „aber die Wetterlage wird die Kommunalwahl betreffen“.

Die Hochburg der CDU liegt nach wie vor im Norden. Großheide, Windberg, Bunter Garten. Im Wahllokal der Bischöflichen Marienschule an der Viersener Straße holen die Christdemokraten – von Briefwahlbezirken abgesehen – ihr stärkstes Ergebnis: fast 43 Prozent. Auch in Broich, im äußersten Westen der Stadt, kommt die CDU auf einen Spitzenwert. Am schwächsten schneidet sie dort ab, wo die SPD einen ihrer insgesamt nur vier Spitzenplätze erobert: Im Wahllokal des Maria-Lenssen-Berufskollegs im Zentrum von Rheydt. Dort holt auch die Linke ihren stadtweit besten Wert, nämlich 13,5 Prozent. Die AfD ist in diesem Bezirk ebenfalls überdurchschnittlich stark, mit fast 13 Prozent, die Wahlbeteiligung ist niedrig. Nicht einmal jeder dritte Wahlberechtigte hat seine Stimme abgegeben.

Die Rekord-Niederlage der SPD, sie holt stadtweit nur 16,1 Prozent, ist auf der Karte eindrucksvoll zu sehen: einige kleine rote Sprengsel In Mülfort-Dohr kommen die Genossen auf beachtliche 26 Prozent; auch in Hardterbroich-Pesch, im Bezirk Berufskolleg Alleestraße, ist die SPD stärkste Kraft mit 25,3 Prozent. Vor CDU, Grünen und allen anderen Parteien landen die Sozialdemokraten außerdem in der Rheydter Innenstadt und in Heyden, dort jedoch mit nur knapp über 17 Prozent und dicht gefolgt von den Grünen. „Klar ist man enttäuscht“, sagt SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs. „Aber wir haben unsere Haltung in wichtigen Punkten.“ Die gelte es nun besser herauszustellen.

Auch die die FDP muss Verluste hinnehmen und kommt stadtweit nur auf 7,1 Prozent. Ihre Hochburg hat sie am Bökelberg und in Odenkirchen, wo sie fast zwölf Prozent hat. Zweistellige Werte holen die Liberalen auch in Giesenkirchen und Windberg. Die AfD, die stadtweit auf 8,7 Prozent der Stimmen kommt, erreicht ihren Spitzenwert im Wahllokal in der Gesamtschule Espenstraße: 18,4 Prozent, vor der SPD und nur hauchdünn hinter der CDU. Es ist ein Bezirk, in dem die Grünen Platz eins belegen. Die niedrigsten Werte haben die Rechtspopulisten in Windberg und Broich mit nicht einmal vier Prozent.

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