Rathaus-Pläne in Mönchengladbach Stadt wirbt in Rheydt für Rathaus-Neubau

Mönchengladbach · Der Planungsdezernent und der Kämmerer reagierten im Rat auf Kritik der Bezirksregierung. Am Abend zuvor hatten sie mit Bürgern diskutiert.

 Das alte Rathaus in Rheydt soll Bestandteil eines neuen Komplexes werden.

Das alte Rathaus in Rheydt soll Bestandteil eines neuen Komplexes werden.

Foto: Andreas Gruhn

Der mögliche Bau eines neuen Rathauses in Rheydt bekommt jetzt eine eigene Organisationseinheit. Der Rat stimmte am Mittwoch zu, dass die Stadt eine eigenbetriebsähnliche Einrichtung gründet, die alles rund um den Prozess organisiert – so ähnlich wie ein Tochter-Unternehmen, nur dass es sich nicht um ein eigenes Unternehmen handelt. Sechs Mitarbeiter sollen gemeinsam mit einem externen Projektsteuerer den Neubau des Rathauses oder die Sanierung der bestehenden Verwaltungsgebäude planen, organisieren und überwachen. Dadurch sollen die Kosten auch eindeutig diesem Projekt zugeordnet werden können und nicht in Wirtschaftsplänen etwa des Gebäudemanagements verschwinden.

Der Rat diskutierte auch die Haushaltsverfügung  der Bezirksregierung, die die Wirtschaftlichkeit eines Neubaus in Zweifel gezogen und kritisiert hatte, zu spät einbezogen worden zu sein. Planungsdezernent Gregor Bonin betonte: „Wir haben frühzeitig das Gespräch mit der Bezirksregierung aufgenommen.“ Die kommunale Aufsicht sei mit „großer Mannschaft“ in Mönchengladbach gewesen und habe sich mit dem Gutachten zur Wirtschaftlichkeit der Gemeindeprüfungsanstalt beschäftigt. Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher hatte kritisiert, dass die Stadt in dem Planungswettbewerb Kostenaspekte nur zu 30 Prozent berücksichtigt und städtebauliche Aspekte zu 70 Prozent. „Ich erwarte, dass vor der Durchführung einer endgültigen Wirtschaftlichkeitsberechnung das Gespräch mit der Aufsicht insbesondere mit Blick auf die zu Grunde zu legenden Vergleichsannahmen gesucht wird“, schrieb die Regierungspräsidentin. Das habe man auch durchaus vor,  so Bonin. Nur gebe es ja noch gar keine endgültigen Berechnungen, weil der Wettbewerb ja noch liefe und es noch keine Entscheidung des Rates gebe. Kämmerer Michael Heck räumte aber ein: „Wir lernen daraus, so etwas darf in diesem Verfahren nicht mehr entstehen.“ Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners bekräftigte: „Es wird nur dann einen Neubau geben, wenn es einen wirtschaftlichen Effekt hat, sonst sanieren wir. Aber gar nichts zu tun, ist keine Option.“

Ohne das neue Rathaus, davon ist Gregor Bonin überzeugt, wird es Rheydt viel schlechter gehen. Der Bau- und Planungsdezernent präsentierte am Dienstagabend  beim gut besuchten Bürgerforum der evangelischen Kirchengemeinde Rheydt im Ernst-Christoffel-Haus den Stand der Planungen. Der Zeitplan ist ambitioniert, die Aufgabe für die Architekten schwierig – das neue Rathaus, in dem die gesamte Stadtverwaltung in der Rheydter Innenstadt konzentriert werden soll, ist für Bonin ein wesentlicher Baustein zur Stärkung der Rheydter City. Die gegenwärtige Gebäudesituation der Stadtverwaltung sei desolat, sagte der Dezernent. Und er rechnete vor, dass die Verwaltung derzeit auf 26 Standorte verteilt und der Sanierungbedarf immens ist. In Kürze könnten einige Gebäude gar nicht mehr genutzt werden. 

 Planungsdezernent Gregor Bonin spricht mit Bürgern über den Rathaus-Neubau in der Innenstadt.

Planungsdezernent Gregor Bonin spricht mit Bürgern über den Rathaus-Neubau in der Innenstadt.

Foto: Angela Rietdorf

Das geplante neue Rathaus soll den Komplex zwischen Kommandantur und Stadtsparkasse umfassen, wobei das Karstadtgebäude ebenso wie das alte Rathaus und die Kommandantur erhalten bleiben, das Gebäude der Stadtsparkasse aber abgerissen und ersetzt wird. 1900 Mitarbeiter sollen ab 2025 in Rheydt arbeiten, aber nur 1500 Arbeitsplätze nutzen. Desk-Sharing nennt sich die Methode, die berücksichtigt, dass nie alle Mitarbeiter vor Ort sind, weil sie Urlaub haben, krank sind, Außentermine anstehen oder sie von zu Hause aus arbeiten. Die Stadtsparkasse wird in den neuen Komplex einziehen. Auch Karstadt und die Stadtbibliothek bleiben. Kämmerer Michael Heck erläuterte den finanziellen Hintergrund. Die Berechnungen ergeben, dass das neue Rathaus wirtschaftlicher ist als der Erhalt der alten Standorte, wenn die Kosten 142 Millionen Euro nicht überschreiten. „Wir dürfen nur die wirtschaftlichere Variante umsetzen“, betonte er.

Von Begeisterung für den Neubau war an diesem Abend bei den Zuhörern noch nicht viel zu spüren, aber er wurde auch kaum grundsätzlich in Frage gestellt. Warum das Sparkassengebäude nicht erhalten werden könne, wurde gefragt. Das sei wirtschaftlich nicht darstellbar, sagte Bonin. Zumal auch hier der Sanierungsbedarf hoch sei. Die Parkplatzsituation treibt viele Rheydter um. In der Tat sei es „schier unmöglich, 1500 Stellplätze zu schaffen“, sagte Bonin. Das sei unbezahlbar und würde das Projekt kippen. Die Stadtverwaltung setzt daher auf verändertes Mobilitätsverhalten: Privatautos sollen nicht mehr für Dienstfahrten verwendet werden, stattdessen gibt es einen Pool von E-Autos und E-Fahrrädern. Ein Jobticket soll die Mitarbeiter dazu bringen, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen, der entsprechend ausgebaut werden soll. „Unsere Kinder zeigen uns, was Mobilität in Zukunft heißt“, sagt Bonin mit Blick auf die Fridays for Future-Bewegung.

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