In Eicken Schon mehr als 3000 Urnen in St. Elisabeth

Eicken · Waren Sargbestattungen früher die übliche Form der Beisetzung, sind heute Urnengräber gang und gäbe. Das bestätigt ein Besuch in der Grabeskirche St. Elisabeth.

 Ulrike Gresse ist Gemeindereferentin und Beauftragte für die Trauerpastoral. Unser Foto zeigt sie mit der Praktikantin Ina Keulertz in der Grabeskirche St. Elisabeth.

Ulrike Gresse ist Gemeindereferentin und Beauftragte für die Trauerpastoral. Unser Foto zeigt sie mit der Praktikantin Ina Keulertz in der Grabeskirche St. Elisabeth.

Foto: Reichartz, Hans-Peter (hpr), Rei/Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Viele Gotteshäuser und immer weniger Kirchenbesucher – diese Situation zwingt Pfarrgemeinden zu der Überlegung, was mit ihren Kirchen geschehen soll, welche zukünftige Nutzung und Bestimmung die Gebäude erhalten können. Die Umnutzung in eine Grabeskirche ist eine Möglichkeit einer neuen Zweckbestimmung.

In der Stadt gibt es aktuell drei katholische Grabeskirchen und ein privat geführtes Kolumbarium: St. Elisabeth Eicken, St. Matthias Günhoven, St. Josef Rheydt und das St. Kamillus Kolumbarium in Dahl. Dem Trend der Urnenbeisetzung folgend werden auf den Friedhöfen in Hehn, an der Preyerstraße und auch auf dem Gladbacher Hauptfriedhof Memoriam-Gärten angeboten.

 „Früher waren Sargbestattungen Standard. Heute ist die Urnenbeisetzung fast normal“, sagt ein Gladbacher Bestattungsunternehmer in der jetzt vorgelegten Studie von Prof. Hans Hobelsberger (Institut für pastorale Praxisforschung und bibelorientierte Praxisbegleitung, Paderborn) zur Bestattungskultur und Trauerpastoral an der Grabeskirche St. Elisabeth. Diese Studie ist ein gemeinsames Forschungsvorhaben der Grabeskirche St. Elisabeth, der Bischof-Klaus-Hemmerle-Stiftung und der Katholischen Hochschule NRW zu Chancen und Herausforderungen der Arbeit an der Grabeskirche. Grund hierfür ist das zehnjährige Bestehen als Grabeskirche.

„Seit dem 1. November 2009 dient St. Elisabeth als Grabeskirche für Urnenbeisetzungen und als Ort des Gebetes. Sie steht damit an der Schwelle des irdischen zum ewigen Leben“, sagt Ulrike Gresse, Gemeindereferentin, Seelsorgerin und Beauftragte für die Trauerpastoral. Und sie erwähnt auch, dass sich die Bestattungskultur geändert hat: „Das belegen drei Zahlen: 1995 lag der Bestattungsanteil von Urnen in Mönchengladbach bei zirka sechs Prozent, im Jahr 2005 waren es schon 50 Prozent, und heute liegt er bei ungefähr 80 Prozent.“ Übrigens sind Urnenbestattungen seit 1963 mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil als alternative Bestattungsform Katholiken erlaubt.

Laut der Studie ist die Name „Grabeskirche“ durchaus Programm, „denn sie ist für die Befragten ein Friedhof und ein Gottesdienstort zugleich. An diesem Ort findet kirchliches Leben statt, im menschlichen Miteinander, in der seelsorglichen Begleitung, im Feiern von Gottesdiensten.“

Bisweilen klingende das Motiv an, so die Studie weiter, dass mit der Grabeskirche die Absicht verbunden sei, St. Elisabeth als Kirche vor Ort und Gottesdienstort zu retten. Zudem teilten Befragte die Einschätzung, dass der Wandel der Bestattungskultur eine wesentliche „Geschäftsgrundlage“ ist. Ausgangspunkt ist der enorme Bedeutungszuwachs der Kremation, der zu einer massiven Ausweitung der Urnenbegräbnisse geführt hat.

Aber auch für die Betreiber ist die Einrichtung einer Urnenkirche meist eine gute Wahl. Denn viele Kirchengemeinden wissen aufgrund des strukturellen Wandels nicht mehr, wie sie ihre Kirchengebäude noch finanzieren sollen. Oft stehen diese auch leer. In St. Elisabeth zum Beispiel besuchten im Schnitt höchstens 15 Menschen noch den Sonntagsgottesdienst. Ulrike Gresse: „2009 wurde hier die erste Verstorbene bestattet, heute sind es etwa 1600. Mit der Krypta kommen wir auf insgesamt 3300 Urnengräber.“

Grundsätzlich, so die Studie, wird erkennbar, dass die Grabeskirche eine positive christlich-katholische Vermittlung mit den geänderten Ansprüchen und Lebensbedingungen im Kontext von Bestattung und Trauer leisten soll. So sagt eine Befragte: „Eine Besonderheit ist, dass die Kirche eben auch noch sonntags als Gemeindekirche genutzt wird.“

 Mit einzelnen Angeboten wird das Thema Sterben, Tod und Trauer an der Grabeskirche zur Sprache gebracht. Ulrike Gresse: „Eine Auseinandersetzung damit gehört zum Leben. Trauerarbeit an den Grabeskirchen hat das Ziel, eine Sensibilisierung für eine lebensfreundliche Bestattungskultur und Trauer mit ‚Herz und Verstand‘ zu ermöglichen.“ Durch das Thema ist St. Elisabeth mit Menschen und Einrichtungen weit über den kirchlichen Bereich hinaus vernetzt. Das Netzwerk umfasst Akteure der Pflege, der Palliativ- und Hospizarbeit, das Deutsche Rote Kreuz sowie Trauerbegleitdienste.

 Die Befragten berichten durchgängig, dass sie eine hohe Qualität bei Vorbereitung und Durchführung der Beerdigung, in der Begleitung im Übergang Krankheit, Tod, Beerdigung und anschließend in Trauerbegleitung und Erinnerungskultur erleben. Den Befragten ist die Grabeskirche als Trauerpastorales Zentrum bekannt.

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