Mönchengladbach Umweltpreis für Chemiker Michael Braungart

Mönchengladbach · Die Goldene Blume von Rheydt, der älteste Umweltpreis Deutschlands, geht in diesem Jahr an den Mit-Entwickler des „Cradle to Cradle“-Konzepts einer durchgängigen Kreislaufwirtschaft. Michael Braungart war zu Beginn auch bei Greenpeace aktiv.

Professor Michael Braungart erhält in diesem Jahr die Goldene Blume von Rheydt. Die Auszeichnung wird ihm am  14. September im Theater überreicht.

Professor Michael Braungart erhält in diesem Jahr die Goldene Blume von Rheydt. Die Auszeichnung wird ihm am 14. September im Theater überreicht.

Foto: Uwe Miserius/Miserius, Uwe (umi)

Der Sänger Peter Maffay hat ihn, der beliebte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar ebenfalls, Hannelore „Loki“ Schmidt, die Ehefrau des früheren Kanzlers Helmut Schmidt, hat ihn entgegengenommen, der Mönchengladbacher Astronaut Reinhold Ewald, der Tierfilmer Hans Sielmann. Ein Prinz war schon unter den Preisträgern, Bernhard der Niederlande (1971), und immer wieder die Grafen der Insel Mainau im Bodensee: Gräfin Bettina Bernadotte af Wisborg nahm zuletzt 2017 die alle zwei Jahre verliehene Auszeichnung in der Stadthalle entgegen. Damit schloss sich ein Kreis: Denn ihr Vater, Graf Lennart Bernadotte, hatte 1967 als Erster die Goldene Blume von Rheydt erhalten. Es ist der älteste deutsche Umweltschutzpreis.

In diesem Jahr geht er an den deutschen Chemiker Professor Michael Braungart. Er erhält die hohe Auszeichnung für seinen Einsatz im Bereich der Ökologie und Nachhaltigkeit. Braungart, Professor an der Erasmus-Universität Rotterdam, Geschäftsführer der Environmental Protection Encouragement Agency Internationale Umweltforschung GmbH in Hamburg (EPEA) und wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts, entwickelte gemeinsam mit dem US-Architekten und Designer William McDonough das „Cradle to Cradle“-Konzept. Zu deutsch heißt das wörtlich „Von Wiege zu Wiege“ und meint eine durchgängige Kreislaufwirtschaft, die konsequenteste Form des Recyclings. Denn solche Produkte werden entweder als biologische oder als technische Nährstoffe kontinuierlich in entsprechende Kreisläufe zurückgeführt.

Braungart und McDonough haben dabei auch den Begriff der Ökoeefektivität geprägt. Dabei fließt alles, was eigentlich Abfall ist, wieder in einen Kreislauf ein. Beispielsweise der Kot von Tieren im Wald, der wiederum als Dünger in einem Kreislauf weiter aufgeht. Ein solches Kreislaufprinzip soll dabei zum Umdenken anregen. Ein weiteres Beispiel: Beim Denken entsprechend einer Ökobilanz geht es darum, den Benzinverbrauch von Autos zu senken. Das Prinzip der Ökoeffizienz setzt beim Verbrauch entstehende Emissionen anderweitig ein, im Idealfall als Brennstoff, so dass ein geschlossener Kreislauf ohne Abfall entsteht.

Mit diesem konsequenten Denken, das er bereits in den 1990er Jahren entwickelt hat, trifft Braungart den Zeitgeist. Schließlich war Umwelt- und Klimapolitik in Deutschland eines der zentralen Themen bei der Europawahl. Braungart war Anfang der 1980er Jahre bei der Umweltorganisation Greenpeace in Deutschland am Aufbau des Bereichs Chemie beteiligt. Er ist mit der SPD-Politikerin und Mitbegründerin von Greenpeace Deutschland, Monika Griefahn, verheiratet.

Nach dem Studium der Chemie und Verfahrenstechnik in Konstanz und an der TU Darmstadt promovierte Braungart 1985 am Fachbereich Chemie der Universität Hannover. Von 1985 bis 1987 leitete er den Bereich Chemie bei Greenpeace Deutschland. 1987 gründete er das EPEA-Institut. Mit William McDonough ist er ebenfalls Gründer der Design- und Entwicklungsfirma McDonough Braungart Design Chemistry (MBDC) in Charlottesville (Virginia). Von 1994 bis 2008 lehrte er an der Universität Lüneburg Stoffstrommanagement. Seit Herbst 2008 ist er Professor für den „Cradle to cradle“-Studiengang an der Erasmus-Universität im niederländischen Rotterdam. Er hat außerdem eine Gastprofessur an der University of Virginia angenommen. Zudem ist Braungart Professor für Ecodesign an der Leuphana Universität Lüneburg.

Verliehen wird ihm die Goldene Blume am 14. September um 17 Uhr im Rahmen eines Festakts im Theater Mönchengladbach. Dies erfolgt durch Karl Hans Arnold, dem Vorsitzenden des Direktoriums „Kuratorium für die Verleihung der Goldenen Blume von Rheydt“.

Die Goldene Blume von Rheydt wurde seit 1967 alle zwei Jahre und bisher insgesamt 26 Mal verliehen, zuletzt im Jahr 2017 an Bettina Gräfin Bernadotte af Wisborg (Insel Mainau).

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