Breiteres Wissen Ausbildungsreform für bessere Pflege

Dahl · Qualifizierte Pflegekräfte sind gefragt. Eine neu gestaltete Ausbildung ermöglicht ihnen, EU-weit zu arbeiten. Der Beruf werde aufgewertet, sagt die neue Leiterin der Mönchengladbacher Akademie für Gesundheitsberufe.

 So geht das: Evelyn Adams (2. v. re.) und Krankenpflegeschüler zeigen den Umgang mit dem Rollator am Krankenbett.

So geht das: Evelyn Adams (2. v. re.) und Krankenpflegeschüler zeigen den Umgang mit dem Rollator am Krankenbett.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Eines werde sich auch 2020 nicht ändern, prophezeit Evelyn Adams: Qualifizierte Mitarbeiter in Pflegeberufen bleiben gesucht. „Wer ein Examen hat, hat auch einen Arbeitsplatz. Die Vermittlungsquote liegt bei 100 Prozent“, sagt Adams, die seit Februar die KBS Akademie für Gesundheitsberufe an der Kamillianerstraße leitet. Was sich aber ändert, ist die Ausbildung. Ab Januar 2020 wird nicht mehr zwischen Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege unterschieden. Alle Schüler sitzen gemeinsam in den gleichen Kursen, alle durchlaufen in der Praxis die verschiedenen Teilbereiche, und alle sind nach dem Examen Pflegefachkraft – ein Abschluss, der sie anders als bisher für die Arbeit in der gesamten EU qualifiziert.

Evelyn Adams findet diese Reform gut. „Mit der generalistischen Ausbildung ist ein Paradigmenwechsel verbunden. Die Pflege bekommt mehr Kompetenzen, es werden Aufgaben definiert, die nur Pflegekräfte erledigen dürfen.“ Die Pflege werde so aufgewertet. Außerdem: „Das alte Vorurteil gegenüber der Altenpflege, die angeblich nicht so hochwertig ist, wird damit ausgehebelt.“

Der Vorteil für die Pflegeschüler liegt auf der Hand: Sie bleiben flexibel und  müssen sich nicht auf einen Bereich festlegen, bevor sie nicht das ganze Spektrum der Pflege kennen. Allerdings beginnen sie weiterhin in einem Ausbildungsbetrieb, also beispielsweise in den Kliniken Maria Hilf oder in einem Altenheim. Dort absolvieren sie im ersten Jahr den praktischen Teil der Ausbildung. Das zweite Jahr nennt Adams „Wanderjahr“, denn die Auszubildenden lernen darin die anderen Bereiche in der Praxis kennen. Im dritten Ausbildungsjahr können sie entweder in ihren Ausbildungsbetrieb zurückkehren oder den Bereich wechseln. Das hat Folgen auch für die Arbeitgeber: „Die Ausbildungsbetriebe müssen sich in Zukunft  interessant machen, damit die Auszubildenden gerne zurückkehren“, sagt Adams.

Im theoretischen Unterricht sitzen die Schüler alle gemeinsam in einem Kurs. Intensiver als bisher sollen sie lernen, welche Hilfen ein Patient benötigt. Ein Berufstätiger, der wegen einer Gallen-OP im Krankenhaus liegt, braucht andere Pflege als ein alter Mensch, der ins Altenheim kommt oder ambulant betreut wird. Bei einem Kind wiederum müssen die Eltern berücksichtigt werden. Die Pflegeschüler lernen, über den Tellerrand der bisher getrennt gehaltenen Säulen der Pflegeberufe hinaus zu schauen. Nach drei Jahren machen sie wie bisher ihr Examen, auf dem Zeugnis wird ein Schwerpunkt der Ausbildung vermerkt, aber tätig werden können sie überall. Weitere fachliche Aspekte werden bei der  Einarbeitung in der jeweiligen Einrichtung vermittelt. Und Fortbildungsangebote wie die zur Fachkraft für Intensivpflege und Anästhesie stehen allen Absolventen offen.

Die neue Ausbildungsordnung tritt ab 1. Januar 2020 in Kraft. Die KBS wird ihren ersten entsprechenden Kurs ab März beginnen. „Wir planen, den Ausbildungsbeginn über das Jahr zu verteilen und alle acht Wochen mit einem neuen Kurs zu starten“, sagt Adams.  Zurzeit beginnen 150 Schüler pro Jahr ihre Ausbildung an der KBS.

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