Ehemaliger Militärstützpunkt in Mönchengladbach Gebäude des JHQ sollen Renaturierung weichen

Mönchengladbach · Das frühere Joint Headquarter der britischen Armee in Mönchengladbach soll nicht länger größtenteils ungenutzt verfallen. Der Bauausschuss machte sich bei einer Exkursion ein Bild von den Plänen für das Gelände.

JHQ in Mönchengladbach: Fotos aus dem ehemaligen Militärstützpunkt
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So sieht es im JHQ in Mönchengladbach aus

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Foto: Denisa Richters

Es ist eine besondere Szenerie: Ein Hain aus kleinen Birken zwischen verlassenen Baracken, Fingerhut-Felder auf Bürgersteigen, wuchernde Rosen in Vorgärten der früheren Wohnhäuser, ein Reh spitzt aus dem hohen Gras auf dem Fußballplatz, und überall stehen wuchtige Rhododendron-Büsche in voller Blüte.

Die Natur erobert sich ein 471 Hektar großes Areal im Nordwesten Mönchengladbachs zurück. Viereinhalb Jahre ist es her, dass die britischen Streitkräfte das Joint Headquarter (JHQ) samt Militärhospital verlassen haben. Es hat ambitionierte Pläne gegeben, unter dem Namen "Seasons" sollte eine Sport-Fun-Arena mit Einkaufszentrum, Hotels, Wohnen und Business-Park entstehen. Ein Open-Air-Festival war eine Idee. All das ist vom Tisch.

Nun wollte sich der Bauausschuss selbst ein Bild von der Situation machen. Dessen Vorsitzender Horst-Peter Vennen (SPD), auch Aufsichtsratschef der städtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG, regte die Exkursion zum JHQ an. Mit dabei waren auch Vertreter der Eigentümerin des Areals, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), sowie Planungsdezernent und EWMG-Geschäftsführer Gregor Bonin. Zwei Stunden ging es über das weitläufige JHQ-Gelände.

JHQ stand lange jedem offen

Das weckte bei vielen Erinnerungen an die Zeit, als das Hauptquartier in großen Teilen jedem offenstand. Man konnte durchfahren, an Festen teilnehmen, in den Geschäften einkaufen. Erst nach einem Terroranschlag Ende der 1990er Jahre wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv erhöht und das Areal nicht-öffentlich.

Perspektivisch sollen nun alle Gebäude abgerissen werden. Das sind viele. Denn auf dem Areal befanden sich 1380 Wohneinheiten in Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern, hinzu kommen Kirchen, Kindergärten, Schulen, Sportplätze, Ladenzeilen, Veranstaltungs- und Versorgungsgebäude. Und das Big House, ein Verwaltungstrakt mit 1400 Büroräumen. Unter Denkmalschutz fallen nur noch das frühere Jagdhaus "Haus Hellbach" und der Friedhof außerhalb des Geländes.

Das JHQ wird zur Flüchtlingsunterkunft
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Das JHQ wird zur Flüchtlingsunterkunft

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Foto: Dieter Weber

Gebäude sollen nach und nach abgerissen werden

Im ersten Schritt werden laut Annette Pfennings, Konversionsbeauftragte der Stadt, und Ulrike Birker-Schmitz von der Bima im Südwesten auf einer Fläche von 75 Hektar 600 Gebäude abgerissen. Die Arbeiten sollen im Spätsommer beginnen und nach einem Jahr abgeschlossen sein. Der Schutt wird recycelt - zu einem renaturierten Landschaftsbauwerk, zwölf Meter hoch, gekrönt von einem Aussichtsturm. Entstehen soll dieser "Berg" auf dem Garrison Sports Ground im Bereich Queens Avenue und Antrim Drive.

Dafür wird noch vor den Sommerferien von Stadt und Bima ein Werkstattverfahren mit einem Landschaftsarchitekten gestartet. Bereits zeitnah sollen aus Gründen der Verkehrssicherheit die bei Bränden und Vandalismus zerstörten Gebäude des ehemaligen Militärhospitals abgerissen werden. Auch diese Flächen werden renaturiert. Bis 2023 soll so eine öffentlich zugängliche Grünachse von der Holtmühle bis in den Hardter Wald entstehen. Mindestens zehn Jahre wird im nordöstlichen Bereich des JHQ kein Abriss erfolgen, weil dort Mietverträge gelten.

Einige Einrichtungen bleiben noch erhalten

Zum einen bleibt die Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende - ab Sommer sollen 1500, langfristig 2000 Plätze bereitgehalten werden (aktuell sind es 1000). Weiter östlich wird die Liegenschaft von der Landespolizei genutzt. Das Innenministerium plant ein Trainingsgelände speziell für Einsatzlagen mit terroristischem Hintergrund.

Zudem dient dieser Bereich der Polizei als Schießstätte, nicht nachts und an Feiertagen, so wird versichert. Nach und nach sollen auch diese Bereiche renaturiert werden. Ein Teil dieser Fläche ist außerdem im Regionalplan für Windkraftanlagen ausgewiesen. Ganz uneigennützig ist die Renaturierung nicht: Das Areal ist Ausgleichsfläche für Bauvorhaben an anderer Stelle - aktuell für den Bau einer Autobahnbrücke in Duisburg-Neuenkamp.

Horst-Peter Vennens Fazit am Ende der Exkursion: "Wir haben unser Ziel erreicht, können den Prozess jetzt eng politisch begleiten."

(dr)
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