Verkauf ist vom Tisch GE-Transformatorenwerk ist gerettet

Mönchengladbach · Anfang Dezember 2017 herrschte Schockstarre, als General Electric verkündete, das Gladbacher Werk schließen zu wollen. Gestern war ein Jubeltag: GE machte einen Rückzieher – offenbar beeindruckt durch die große Solidarität.

 Das GE Grid Transformatorenwerk  an der Rheinstraße - hier das Logo - ist gerettet.

Das GE Grid Transformatorenwerk an der Rheinstraße - hier das Logo - ist gerettet.

Foto: Andreas Gruhn

Falk Hoinkis ist ein erfahrener Betriebsratsvorsitzender. Der 54-Jährige vertritt seit 18 Jahren die Mitarbeiter des Transformatorenwerks von General Electric (GE) Grid an der Rheinstraße. Er ist zugleich Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Grid-Sparte und Vorstandsmitglied des europäischen Betriebsrates. Doch der gestrige Tag war für den gelernten Blechschlosser ein ganz besonderer – in positiver Hinsicht. Denn GE hat gestern den mehr als 270 Mitarbeitern mitgeteilt, dass das Werk nicht geschlossen, nicht verkauft und auch nicht in ein Joint Venture überführt wird.

Offiziell klingt die Verlautbarung so: „Es freut mich, Ihnen mitzuteilen, dass unser Geschäftsbereich GE Grid Solutions nach einer aktuellen Bewertung der Situation zu dem Schluss gekommen ist, von einem Verkauf bzw. einer Schließung des Transformatorenwerks in Mönchengladbach abzusehen und das Werk in eigener Regie weiter zu betreiben.“ Dies teilte Wolfgang Dierker, Vorsitzender der Geschäftsführung GE Deutschland, dem CDU-Landtagsabgeordneten Jochen Klenner mit.

„Das ist ein Supertag für uns. Ich bin überglücklich. Der ganze Einsatz in den vergangenen Monaten hat sich gelohnt und GE zum Umdenken veranlasst“, jubelte Betriebsratschef Hoinkis. Bei einer Betriebsversammlung verkündeten Werkleiter Jochen Schwarz, Hoinkis und sein Vertreter Frank Peeters die Nachricht. Es muss, so berichten Insider, ein sehr bewegender Moment für die Beschäftigten gewesen sein. Auch dem ansonsten nüchternen Hoinkis war die Besonderheit des Augenblicks noch am Nachmittag anzumerken. „Am 7. Dezember vergangenen Jahres, als General Electric mitteilte, den Gladbacher Standort 2019 schließen zu wollen, herrschte Schockstarre bei den Kollegen. Aber niemand hat sich hängenlassen, alle haben für den Erhalt des Standorts gekämpft: unser Management, alle Mitarbeiter, Politiker, unsere Kunden, die Gewerkschaft. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wichtig diese Solidarität war und ist“, sagt Hoinkis.

Als die Schließungsnachricht vor rund zehn Monaten kam, standen noch 371 Arbeitsplätze in Gladbach auf dem Spiel. Durch „normale Fluktuation“ sank diese Zahl auf 350. Verträge mit Leiharbeitnehmern wurden nicht verlängert, GE-Mitarbeiter kündigten von sich aus. Am Ende blieben 43 Mitarbeiter aus dem Werk Rheinstraße, die ihren Arbeitsplatz verlieren sollten. „Das geschieht über Altersteilzeit“, sagt Hoinkis.

Das Transformatorenwerk hat große Bedeutung für die Stadt, weil es als Rückgrat der Mönchengladbacher Industrie gilt. Der Betrieb war 1995 aus einer Abspaltung des Schorch-Konzerns hervorgegangen und gehörte vor der GE-Übernahme zum Vorgängerunternehmen Alstom. In dem Werk werden seit mehr als einem Jahrhundert Transformatoren und Drosselspulen entwickelt, hergestellt, geprüft, geliefert und gewartet. Nicht zuletzt deshalb ist ein Kundenstamm entstanden, der auch jetzt in der Krise Treue zeigte und Management sowie Belegschaft den Rücken stärkte. „Wir haben es auch unseren tollen Kunden zu verdanken, dass GE umgedacht hat“, sagt Betriebsratschef Hoinkis.

Gestern herrschte auch große Freude in der Politik. „Das ist ein guter Tag für die Beschäftigten und für Mönchengladbach. Ich habe nie verstanden, warum sich GE von diesem profitablen Unternehmen mit hochqualifizierten Mitarbeitern trennen wollte. Jetzt hat offensichtlich die Vernunft gesiegt“, sagt OB Hans Wilhelm Reiners. „Ich weiß noch, als der GE-Chef Aschermittwoch mit den Abgeordneten aus Land und Bund in Mönchengladbach saß und uns erklären wollte, warum das Werk trotz guter Auftragslage schließen sollte. Es macht Mut, wenn eine motivierte Belegschaft Zuverlässigkeit zeigt und Qualität liefert und eine ganze Stadt hinter ihr steht. Das bringt auch in den USA einen Eigentümer zum Umdenken“, sagt CDU-Landtagsabgeordneter Klenner.

Und für die SPD-Bundestagsabgeordnete Gülistan Yüksel steht fest: „Das ist eine wichtige Nachricht für die Beschäftigten, die Region und den Wirtschaftsstandort Mönchengladbach. Und die wichtigste Botschaft ist: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behalten ihre Arbeitsplätze.“

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