Neues Projekt in Mönchengladbach Junge Frauen wollen Jugendliche für Politik begeistern

Mönchengladbach · Kira Sammet und Jule Imschweiler leisten ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Stadt. Sie wollen Jugendliche politisch aufklären und ermutigen, ihr Potenzial für die Politik besser zu nutzen.

 Jule Imschweiler (l.) und Kira Sammet wollen Jugendliche in Mönchengladbach ermutigen, sich in politische Themen einzubringen.

Jule Imschweiler (l.) und Kira Sammet wollen Jugendliche in Mönchengladbach ermutigen, sich in politische Themen einzubringen.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Kira Sammet setzt sich für die Gesellschaft ein, seit sie zwölf ist. Als Gruppenleiterin bei der Jugendorganisation CVJM engagierte sie sich früh für Kinder und Jugendliche, organisierte Treffen und gestaltete Ferienfreizeiten für andere junge Menschen. Die 19-Jährige geht für Menschenrechte auf die Straße, setzt sich für Gerechtigkeit ein und macht sich bei „Fridays for Future“ regelmäßig für den Klimaschutz stark.

Politische Themen spielen in ihrem Leben eine große Rolle: Sie will einstehen für die Dinge, die ihr wichtig sind. Durch ihr Interesse für die Politik sind Sammet schnell deren Probleme bewusst geworden: „Es ist schwierig, ernstgenommen zu werden als junger Mensch. Wir sind es gewohnt, dass die Politik oft Sache der älteren Menschen ist. Es wird zwar immer gesagt, dass man sich mehr Jugendliche in der Politik wünscht. Aber wenn man dann etwas sagen will, heißt es immer: ‚Schön, dass du da bist – aber jetzt zu einem anderen Thema‘.“

Auch Jule Imschweiler hat sich ehrenamtlich in vielen Bereichen ausprobiert. Die 18-Jährige war im Schülerrat aktiv, hat sich als Schulsprecherin für die Interessen ihrer Mitschüler eingesetzt, ein Jahr im Elisabeth-Krankenhaus in der Geriatrie gearbeitet und sich als Messdienerleiterin Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche ausgedacht. Für Wahlen war sie bisher zu jung. Jule Imschweiler ist engagiert, sagt aber deutlich: „Weil ich noch nicht wählen konnte, wurde bisher noch gar nicht auf meine Interessen eingegangen. Ich würde mich selbst auch viel zu wenig aufgeklärt fühlen, wenn ich mich nicht selbst darum gekümmert hätte.“

Die Geschichten von Kira Sammet und Jule Imschweiler zeigen, was – wie in vielen Städten – auch in der Kommunalpolitik in Mönchengladbach immer noch ein großes Problem darstellt: den Alltag der Jugend in die Politik und die Politik in den Alltag der Jugend zu integrieren. Selbst Jugendlichen, die sich in ihrer Freizeit stark für die Gesellschaft engagieren, fällt es oft schwer, einen Zugang zum politischen Betrieb zu finden.

Kira Sammet und Jule Imschweiler wollen das ändern. Darum arbeiten sie seit diesem Montag als FSJ-lerinnen für das Projekt „Stärkung der Jugendpartizipation in Mönchengladbach“ im Fachbereich Kinder, Jugend und Familie.

Seit der Kommunalwahl im Jahr 2014 gibt es in Mönchengladbach eine Arbeitsgemeinschaft Jugendbeteiligung, die aus Mitgliedern des Stadtjugendrings, der Bezirksschülervertretung, der Gesamtschule Stadtmitte und des Jugendclubhauses Westend besteht. Durch die AG wurden unter anderem Workshops und Treffen mit Kommunalpolitikern organisiert, um verschiedene Schülergruppen anzusprechen. Ideen habe es viele gegeben. „Aber wir haben schnell gemerkt, dass diejenigen, die uns am besten sagen können, wie man Jugendliche für Politik interessiert, doch die Jugendlichen selbst sind“, sagt Sozialdezernentin Dörte Schall.

Die Freiwilligen sollen nun dabei helfen, junge Leute im Alter zwischen zwölf und 21 Jahren zu informieren und Schülervertretungen, Jugendzentren sowie andere Gruppen und Initiativen, die bereits existieren, miteinander zu vernetzen.

Ende 2017 hatte der Stadtrat der Stadtverwaltung den Auftrag gegeben, ein entsprechendes Konzept zu entwickeln. Vorbild für das Projekt ist ein Ansatz aus der Städteregion Aachen. Dort gibt es eine Koordinationsstelle, die Jugendliche mit Entscheidungsträgern aus der Politik zusammenbringen soll. Eine ähnliche Koordinationsstelle solle mit Kira Sammet und Jule Imschweiler und einer Fachkraft in Teilzeit nun auch in Mönchengladbach entstehen. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners betonte am Mittwoch, dass die Stadt für die genauen Ausgestaltung des Projekts offen sei. „Es gibt schließlich viele Möglichkeiten, sich zu beteiligen“, sagte er.

Anfang dieser Woche haben sich Sammet und Imschweiler schon den Hauptausschuss des Stadtjugendrings angeschaut. Am heutigen Donnerstag folgt eine Sitzung des Jugendhilfeausschusses. „Wir wollen erst einmal eine Bestandsaufnahme machen und dann unsere eigenen Projekte umsetzen“, sagt Kira Sammet. Die beiden FSJ-lerinnen wollen Ansprechpartnerinnen sein und mit den Jugendlichen in der Stadt im ständigen Kontakt stehen. „Unser Ziel ist eine politisch aufgeklärte Mönchengladbacher Jugend,“ sagt Jule Imschweiler. Und auch für ihre eigene Zukunft haben die beiden bereits konkrete Pläne: Jule Imschweiler überlegt, nach ihrem FSJ in Mönchengladbach Soziale Arbeit zu studieren und danach weiter für die Stadt zu arbeiten. Kira Sammet möchte Pädagogik und Psychologie studieren und irgendwann ihr eigenes Jugendzentrum eröffnen. „Vielleicht gehe ich aber auch in die Politik“, sagt sie.

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