Friseure in Mönchengladbach öffnen wieder „Ich bin ein ganz neuer Mensch“

Mönchengladbach · Sehnlichst haben viele Menschen darauf gewartet, dass ihr Friseur endlich wieder zur Schere greift. Wir haben am ersten Tag der Öffnung einen Blick in einige Mönchengladbacher Salons geworfen.

Mönchengladbach: Einmal waschen, schneiden, fönen - Frisörbesuch mit Abstand
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Einmal waschen, schneiden, fönen - Frisörbesuch mit Abstand

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Foto: bauch, jana (jaba)

Ein bisschen komisch sei es schon, so viel Abstand zu halten wie möglich, einen Mundschutz zu tragen und die Handschuhe nicht nur zum Färben anzuziehen. Aber die Vorschriften seien nicht kompliziert umzusetzen, berichtet Marc Helwig, Inhaber von M&M Hairlocation. Um 9 Uhr hat er am Montag angefangen. Nach Hause fahren wird er erst gegen Mitternacht, berichtet der Inhaber. „Das gilt für mich als Chef. Ich versuche so, alles abzudecken und zu ermöglichen.“ Er sehe das als Dankeschön und Gegenleistung dafür, dass die Kunden in sein Geschäft kämen. Um 9.30 Uhr verlassen die ersten es auch schon wieder. Der frisch frisierte Mann streicht sich über den Kopf, als er zur Kasse geht. „Ich bin ein ganz neuer Mensch“, sagt er und unter seiner Maske ist ein Lächeln zu erahnen. „Es ist ein Stück Lebensqualität, das nun zurückkommt“, sagt Helwig.

Ein Stück Lebensqualität, das sich viele Mönchengladbacher sehnlichst herbeigewünscht haben. „Wir haben erst in der letzten Maiwoche wieder freie Termine, das Telefon hat durchgeklingelt“, berichtet Helwig. Und das, obwohl alle acht Mitarbeiter seines Teams im Einsatz sind. „Die Menschen sind sehr verständnisvoll. Die meisten haben auch gefragt, wie es uns in der Zeit ergangen ist“, berichtet der 39-Jährige. Am Montag waren er und seine Lebensgefährtin Laura Eletto noch allein im Geschäft. Nachmittags sollte es eine Einweisung für das Team geben, berichtet der Inhaber. „Da machen wir auch nochmal deutlich, worauf sie auch hinten bei den Farben und Ähnlichem achten müssen.“ Färben und Strähnen stehe in den kommenden Tagen am häufigsten an. „Die Färbekunden kommen meistens alle vier bis sechs Wochen, Balayage machen wir etwa alle drei Monate“, sagt Helwig. Viele seien um Weihnachten herum da gewesen, und der nächste Termin hätte zu Anfang der Zwangsschließungen angestanden. „Der April tat schon sehr weh, dass wir ganz schließen mussten.“

Für Elke Backes ist der erste Termin beim Friseur wie ein Feiertag. Sie hat einen der ersten Termine ergattert. „Ich hatte das große Glück, eine Handynummer zu haben. Das habe ich schamlos ausgenutzt“, sagt die Stammkundin und fängt an zu lachen. Färben und Schneiden standen am Montag für sie auf dem Plan. „Ich habe da richtig drauf hingefiebert“, berichtet die Mönchengladbacherin.

 Reichlich Abstand lässt Marc Helwig, Inhaber von M&M Hairlocation, zwischen den Stühlen.

Reichlich Abstand lässt Marc Helwig, Inhaber von M&M Hairlocation, zwischen den Stühlen.

Foto: bauch, jana (jaba)

Die großen Tische, Abstandsmarkierungen und eine Desinfektionsstation helfen, die Ansteckungsgefahr herunterzuschrauben. Außerdem trägt jeder eine Maske und die Friseure ziehen ihre Handschuhe nicht nur zum Färben an. „Ich hätte aber auch so normal weitergearbeitet“, sagt der Inhaber. „Die Hygienestandards sind in unserem Beruf ohnehin sehr hoch, sodass ich mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt habe.“

Das unterstreicht auch Thorsten Döhm. Für ihn habe sich durch die neuen Vorschriften gar nicht besonders viel verändert — jedenfalls im Umgang mit den Kunden. Am schmerzlichsten vermisst er die Geselligkeit, die wartende Kunden normalerweise in sein Geschäft Rusty Razor Gents & Gals bringen. Und auch, dass er keine Bärte mehr pflegen darf, merkt der 31-Jährige deutlich. „70 Prozent meiner Kunden sind Männer, und die Hälfte kommt wegen der Bartpflege“, berichtet Döhm. Er ist froh, endlich wieder ans Werk gehen zu dürfen. Anfangs habe ihm die Schließung ziemliche Angst bereitet. „Samstag habe ich noch ganz normal gearbeitet und dann höre ich plötzlich im Fernsehen, dass ich schließen muss“, berichtet Döhm. „Nach sechs Wochen wieder anzufangen, ist eine richtige Erlösung.“

 Doppelt so lang wie sonst hat Dirk Berthel auf seinen Termin bei Thorsten Döhm (Rusty Razor Gents & Gals) gewartet.

Doppelt so lang wie sonst hat Dirk Berthel auf seinen Termin bei Thorsten Döhm (Rusty Razor Gents & Gals) gewartet.

Foto: bauch, jana (jaba)

Und in den ersten Wochen hat er gut zu tun. In sechs statt seinen üblichen fünf Tagen bringt er Ordnung auf die Köpfe von fast 80 Kunden. „Innerhalb von drei Stunden war die ganze Woche ausgebucht“, berichtet Döhm. Das Telefon habe durchgehend geklingelt.  Kunde Dirk Berthel hat es trotzdem geschafft, einen Termin am ersten Tag zu bekommen. „Ich bin telefonisch gar nicht durchgekommen, es war dauernd besetzt.“ Online habe es dann aber geklappt. Berthel nimmt nach der Haarwäsche vor dem Spiegel Platz. „Was machen wir heute?“, fragt Döhm. „Wie immer, ich hoffe, du hast es nicht vergessen“, sagt Berthel.

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