Veranstaltung in Mönchengladbach Eindrucksvolles Friedensgebet in der Rheydter Hauptkirche
Mönchengladbach/Niederrhein · Betroffene des russischen Angriffskriegs kamen bei der Veranstaltung ebenso zu Wort wie die Geistlichen der vier beteiligten Kirchenkreise.
Am Samstagabend wurde in der Evangelischen Hauptkirche in Rheydt ein Friedensgebet der besonderen Art gefeiert. 13 Monate nach Beginn des Krieges hatten sich die vier evangelischen Kirchenkreise Aachen, Gladbach-Neuss, Jülich und Krefeld-Viersen zusammengeschlossen, um gemeinsam den Blick auf das „Ringen um den Frieden“ zu richten, wie es in der Einladung hieß.
Beim Friedensgebet kamen dabei nicht nur die Geistlichen Dietrich Denker, Barbara Schwahn, Hans-Peter Bruckhoff und Martina Wasserloos-Strunk zu Wort. Vom Krieg Betroffene aus dem transkarpatischen Beregszász, aus Kiew und Rumänien sprachen direkt zu den Besuchern des Friedensgebetes. Sehr eindringlich war es, ihre Gedanken zu hören, ihre Perspektive zu reflektieren – sind sie doch seit mehr als einem Jahr direkt mit dem Schrecken des Krieges konfrontiert.
Jedem Bericht folgte in der Hauptkirche ein biblischer Kurzimpuls mit einer entsprechenden Auslegung. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Kantor Pascal Salzmann, den Sängerinnen und Sängern der Kantorei sowie dem Jugendkammerorchester.
Die Worte der 31-jährigen Kristina aus Beregszász, im Westen der Ukraine gelegen und mehrheitlich von Ungarn bewohnt, trug Pfarrer Olaf Nöller vor, während auf der Leinwand Fotos von geflüchteten Menschen gezeigt wurden. Kristina ist Assistentin des Bischofs der ungarisch-reformierten Kirche. Sie beschrieb anschaulich, wie der Krieg die Not der älteren und bedürftigen Menschen verschlimmert habe und schilderte die dramatische Situation von Familien, die auseinandergerissen wurden. Sie betonte die Bedeutung von Friedensbemühungen und Verhandlungen anstelle von Waffentransporten.
Die 28-jährige Khrystyna wandte sich in einer Videobotschaft an die Zuhörer. Sie arbeitet ehrenamtlich für eine ukrainische Bildungsplattform. „Wie war es überhaupt möglich für Russland, das zu tun, was es getan hat?“, fragte sie. Khrystyna richtete ihr Gebet an die Welt, „dass sie aufhört, so blind zu sein gegenüber dem, was überall auf der Welt geschieht.“
Auch ein Video von János, dem 56-jährigen Professor für Anglistik, der in Rumänien lebt, wurde bei der Veranstaltung gezeigt. Er ist ehrenamtlich in einer leitenden Position der reformierten Kirche tätig, deren Gebiet bis in die Ukraine reicht. Europa habe, so der Wissenschaftler, im Zusammenhang mit dem Umgang mit dem Erbe des Kommunismus politisch und strukturell versagt. Der Krieg sei ein „gigantisches Geschäftsprojekt.“ Sein Aufruf: „Erinnern wir die europäischen Politiker daran, dass Christen immer den Dialog suchen.“