Illumina in Mönchengladbach Farbspektakel auf dem Hauptfriedhof

Mönchengladbach · Mit Lichtkonstruktionen wurden die Friedhofshalle, die Allee und der Planten-Platz in buntes Licht getaucht. Die Illumina lockte zahlreiche Besucher an.

 Erleuchtete Wege, Gräber und Bäume verzauberten den Friedhof.

Erleuchtete Wege, Gräber und Bäume verzauberten den Friedhof.

Foto: Reichartz, Hans-Peter (hpr), Rei/Reichartz,Hans-Peter (hpr)

In der Regel weckt das Wort „Friedhof“ bei den meisten Menschen betrübliche Assoziationen. Mit Erholung und Balance verbinden die Wenigsten den Ort. Diese Assoziationen zu durchbrechen, war eines der vielen Ziele der ersten Illumina auf dem Hauptfriedhof. Mit  Licht- und Kerzenkonstruktionen gelang es den Veranstaltern, eine wirkungsvolle Stimmung zu erzeugen, die die Menschen reihenweise auf den Friedhof zog.

Viele junge Menschen und Familien lockte das Spektakel an. Peter und Nadine Stonn besuchten mit ihren drei kleinen Kindern die Illumina. „Wir kommen gerne mit den Kindern her, nutzen den Friedhof als Park und freuen uns über die schönen Lichtprojektionen heute Abend“, sagte Nadine Stonn.

„Friedhöfe sollen erholsame und grüne Orte für alle Menschen in der Stadt sein“, sagte Sebastian Kieselbach-Peters, Leiter des Fachbereiches Friedhöfe bei der Mags. Die Bedürfnisse und Wünsche an Ruhestätten hätten sich in den letzten Jahren verändert. Traditionelle Bestattungsformen seien durch neue Formen wie Baum- und Waldgrabstätten ergänzt worden. Neue Konzepte zur Grabpflege und Gestaltung seien heute fester Bestandteil einer veränderten Trauerkultur.

 Trotz Nieselregen war die erste Ilumina eine gelungene Veranstalung.

Trotz Nieselregen war die erste Ilumina eine gelungene Veranstalung.

Foto: Reichartz, Hans-Peter (hpr), Rei/Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Neben den detaillierten und aufwendigen Lichtkonstruktionen, die sich über den Großteil des Hauptfriedhofes erstreckten, wurden bei der Illumina auch kostenlose Führungen und Vorträge angeboten.

Die 48 Hektar des Hauptfriedhofes schmücken nicht nur prachtvolle Baum- und Pflanzenbestände, wie Urwelt-Mammutbäume, Berg-Ahorne und Tulpenbäume. Es gibt dort auch eine ereignisreiche Vergangenheit. Gudrun Grimpe-Christen, Diplom-Sozialwissenschaftlerin, hat vor einigen Jahren ihr Interesse für die Geschichte von Friedhöfen entdeckt. Sie führte schon Besucher auf den Berliner Friedhöfen herum. Am Abend der Illumina bot sie Besuchern des Mönchengladbacher Friedhofes die Möglichkeit, mit ihr die ereignisreichen Jahre der Vergangenheit in einem 90-minütigen Rundweg gedanklich zu durchleben.

Jutta Schmitz bot zur selben Zeit eine Klangschalenmeditation an. Trotz häufiger Smartphone-Klingelei schaffte es die Heilpraktikerin für Psychotherapie und Shaolin-QiGong-Lehrerin, die Trauerhalle in einen Ort der Mediation zu verwandeln. „Unser Alltag ist von Hektik und Schnelligkeit geprägt, Friedhöfe müssen anders wahrgenommen werden. Für mich schließen sich Friedhöfe und Balance sowie Entspannung nicht aus“, sagte sie.

 Der Vortrag zur Trauermusik und Migrationskultur von Marcell Feldberg rundete den Abend ab. In seinem Rede ließ der studierte Philosoph, Musik- und Kirchenmusikwissenschaftler die Besucher in einen völlig unbekannten Kulturkreis eintauchen. Nicht etwa in der weiten Ferne – sondern in den benachbarten Niederlanden. Viele aus der in Südamerika liegenden ehemaligen niederländischen Kolonie Surinam stammende Migranten fanden dort eine neue Heimat. Mitgebracht haben sie ihre eigenen Trauer- und Bestattungsrituale, in die fröhliche Klänge und Gesänge fest verankert sind. Anschaulich machte Feldberg deutlich, dass Migration den Umgang einer Gesellschaft mit dem Tod verändern kann.

Sich nicht nur von anderen Kulturen inspirieren zu lassen, sondern auch über die Endlichkeit des Lebens offen sprechen zu können, war eine der Botschaften des Abends.

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