Textilgeschichte in Mönchengladbach Familie Beines startete mit der Wollwäscherei

Mönchengladbach · Fünf Generationen lang hatte das Textilunternehmen bis 2010 Erfolg. Danach lohnte es ich nicht mehr: Die Konkurrenz war preiswerter.

 Noch stehen die Gebäude des Unternehmens Textilfirma Beines Söhne GmbH & Co. KG an der Bachstraße. Aber sie sind leer.

Noch stehen die Gebäude des Unternehmens Textilfirma Beines Söhne GmbH & Co. KG an der Bachstraße. Aber sie sind leer.

Foto: Hans Schürings

Wer die obere Bachstraße in Rheydt entlang kommt, kann die inzwischen leer stehende Textilfirma Beines Söhne GmbH & Co. KG nicht übersehen. Eine lange schmucke Fassadenreihe mit rot-weißem Anstrich markiert seit dem Ende des 19. Jahrhunderts das umfangreiche Firmengelände von zirka 24.000 Quadratmetern.

Wie es Thomas Kosche in seinem Buch „Bauwerke und Produktionseinrichtungen der Textilindustrie in Mönchengladbach“ beschreibt, wurde das Unternehmen an anderer Stelle gegründet, an der (unteren) Bachstraße in der Nähe des Rheydter Baches und zwar als Wollwäscherei 1834. Gründer war der Färber Wilhelm Beines, der die Firma bis zum Jahr 1883 leitete. Sie gilt als erste nachweisbare ansässige Seidenfärberei ab 1855 in Rheydt.

 Der Schlot des Textilunternehmens könnte als Denkmal der Textilgeschichte der Stadt auch künftig stehen bleiben.

Der Schlot des Textilunternehmens könnte als Denkmal der Textilgeschichte der Stadt auch künftig stehen bleiben.

Foto: Hans Schürings

Der noch heute vorhandene Standort des Unternehmens wurde im Jahr 1890 errichtet, vor allem die große Sheddach-Halle und dann stetig erweitert, letztmalig 1938. Seitdem wurde das schnell wachsende Unternehmen in insgesamt fünf Generation bis vor einigen Jahren ausschließlich von Mitgliedern der Familie Beines geführt. Die Söhne des Firmengründers, Wilhelm und August Beines, übernahmen die Firma und kreierten den Namen „Wilhelm Beines Söhne“, der bis zuletzt erhalten blieb. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich aus der Wollwäscherei eine Strang- und Schirmstoff-Färberei. In den 1920er Jahren wurde dann umgestellt auf Seidenstückfärberei für feinfädige Gewebe, insbesondere Seide. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg kam das Bedrucken von Stoffen, primär Seide, hinzu.

 Auch lange während des Zweiten Weltkriegs und schon bald danach, wurde die Arbeit der Firma Wilhelm Beines durch Willy Beines in vierter Generation fortgeführt, obwohl der Betrieb kriegsbedingt bei den Angriffen der Alliierten schwer zerstört worden war. Oberbegriff für alle Tätigkeiten des Betriebes war die Textilveredelung, auch als  die „Industrie der Zauberer“ bezeichnet. So bezeichnet wurde die Zusammenfassung aller Begriffe, die mit Färben, Bedrucken, Ansehnlich- und Gefälligmachen der Textilien zusammenhängen.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten in der Firma W. Beines Söhne maximal etwa 140 Textilarbeiterinnen und -arbeiter, zuletzt hatte das Unternehmen aber nur noch 46 Mitarbeiter. Durch verschiedene bauliche Veränderungen im Bereich der Produktionshallen, hielt das Unternehmen Schritt mit den stetig erforderlichen technischen Modernisierungen.

 Nicht unerwähnt bleiben darf: Über eine soziale Betriebsführung hinaus engagierte sich die Familie Beines in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig auch für die so genannten „vaterstädtischen Belange“, zum Beispiel den Rheydter Blumenkorso, den Sport und das karnevalistische Brauchtum der damaligen Stadt Rheydt

Nach 176 Jahren, im Herbst 2010, musste die Rheydter Traditionsfirma geschlossen werden, da die Konkurrenz zu groß wurde und eine wirtschaftliche Produktion zukünftig nicht mehr möglich war. Damit endete auch die Geschichte des ältesten Familienunternehmens in der Textilstadt Mönchengladbach. Alle Versuche den Betrieb zu retten scheiterten. Bald wird das gesamte Textil-Gelände, mitsamt der noch vorhandenen baulichen Relikte der ehemaligen Firma Beines Söhne, nicht mehr existieren. Der Abriss der gesamten Anlage wird unvermeidlich. Eine Überplanung mit Wohnbebauung scheint ausgemacht.

 Angesichts der nur wenigen Zeugnisse der einst mächtigen Textilindustrie in Mönchengladbach, könnten Teile der Fabrik, vielleicht der markante Schlot (von denen es im Stadtgebiet nur noch ganz wenige gibt), als Erinnerung und Wahrzeichen der Arbeits- und Wirtschaftsgeschichte im Textilhandwerk erhalten werden. Auch wäre es eine Option, an dieser Stelle zu verwirklichen, was jüngst in einer städtischen Beratungsvorlage des Kulturausschusses stand: „Die Kultur in Mönchengladbach unterstützt und widmet sich verstärkt der lokalen Textilgeschichte.“

Die textile Geschichte der Stadt ist durchaus immer noch ein spezifisches Merkmal Mönchengladbachs, wie sich, nicht zuletzt an der Geschichte der Firma Wilhelm Beines Söhne, leicht nachvollziehen lässt. Vielleicht ist es möglich, angemessen an die Familie Beines und damit an die Textilgeschichte der Stadt zu erinnern.

Dieser Gastbeitrag ist entstanden in der Geschichtswerkstatt Mönchengladbach.

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