Neue Betrugsmasche in Mönchengladbach Falsche Bankmitarbeiter räumen Konten

Mönchengladbach · Trickbetrüger sind in der Stadt mit einer neuen Masche unterwegs: Sie erklären Onlinebanking-Kunden, dass ihr TAN-Generator aktualisiert werden müsse. So ergaunern sie vierstellige Beträge.

 So sieht ein TAN-Generator der Stadtsparkasse aus: Trickbetrüger nutzten dieses Gerät eines Odenkirchener Sparkassen-Kunden und räumten so fast 5000 Euro vom Konto.

So sieht ein TAN-Generator der Stadtsparkasse aus: Trickbetrüger nutzten dieses Gerät eines Odenkirchener Sparkassen-Kunden und räumten so fast 5000 Euro vom Konto.

Foto: Moll, Juergen/Moll, Jürgen (jumo)

Gothard Ritgen wunderte sich über den späten Anruf: „Es war so gegen 19.20 Uhr, als sich ein Timo Weber meldete, der sich als Mitarbeiter der Stadtsparkasse ausgab.“ Auf Ritgens geäußertes Erstaunen über die Uhrzeit des Telefonats, erklärte der Mann am anderen Ende der Leitung, dass er noch bis 20 Uhr Dienst habe,  in der Nebenstelle in Odenkirchen sitze und gerade dabei sei, die Angaben zu einer Mail, die an die Sparkassenkunden vor einigen Tagen versandt wurden, zu überprüfen und nachzuarbeiten.

„An diese Mail, die meines Erachtens von der Sparkasse kam, konnte ich mich erinnern“, berichtet der Odenkirchener. In diesem Schreiben war mitgeteilt worden, dass die Software des TAN-Generators eine Aktualisierung benötige. Dies, so erklärte der angebliche Sparkassen-Mitarbeiter, solle nun geschehen. Er brauche dafür keinen Zugriff auf Ritgens Computer, der Odenkirchener sollte nur sein TAN-Gerät zur Hand nehmen. „Mir wurden dann dreimal achtstellige Zahlen gesagt, die ich in den Generator eingeben musste. Danach sagte mir Herr Weber, ich könne jetzt so wie immer mein Konto online benutzen“, berichtet Ritgen.

Das Telefonat sollte Norbert Ritgen nicht ruhen lassen. Irgendetwas in seinem Inneren sagte ihm wohl: Da stimmt was nicht. Der Odenkirchener fuhr zur örtlichen Sparkassen-Filiale, wo Timo Weber angeblich sitzen sollte. „Ich wollte wissen, ob es ihn wirklich gibt. Ich habe versucht, in der Halle durch lautes Rufen des Namens Kontakt aufzunehmen, hatte aber keinen Erfolg. War aber doch beruhigt, als ich durch die Scheiben, die den Automatenraum von dem Kassenraum trennen, sah, dass ein Jacket über einem Bürostuhl hing“, erzählt Ritgen.

Obwohl der Odenkirchener auf seinem Handy sehen konnte, dass der zuvor eingegangene Anruf mit der Rufnummer der Zentrale der Stadtsparkasse hinterlegt war, kamen ihm nach einigem Nachdenken Zweifel. „Ich habe dann zur Sperrung meines Kontos die Nummer 116116 gewählt.“, sagt Ritgen. Zu spät. Am nächsten Morgen musste er feststellen, dass von seinem Konto 4994,94 Euro abgebucht waren. Gothard Ritgen erstattete Anzeige bei der Polizei.

Die Mönchengladbacher Polizei ermittelt. Aus Sicht des zuständigen Kriminalkommissariats ist diese Masche, bei der es den Tätern vor allem darum geht, in den Telefonaten die neue TAN in Erfahrung zu bringen, „leider kein Einzelfall“. Im Schnitt werde pro Monat ein solcher Fall von Geschädigten angezeigt, teilt Polizeisprecher Dieter Schuhmachers mit.

Tatsächlich sind in ganz Deutschland solche Betrugsdelikte bekannt geworden. Allerdings: In diesen Fällen hatten sich die Täter von ihren Opfern TAN-Nummern durchgeben lassen. Gothard Ritgens hat aber keine Nummer durchgegeben, wie er versichert. Die hätte er nur bekommen, wenn er den Computer eingeschaltet gehabt hätte. Das sei aber nicht so gewesen. „Ich stand in der Küche als der Anruf über Handy kam“, sagt er.

Um die aktuellen Ermittlungen nicht zu gefährden, will die Polizei derzeit keine näheren Angaben zum Stand der Dinge machen. Sie rät dringend: „Geben Sie keinerlei Informationen zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis, und machen Sie auch keinerlei konkrete Angaben im Zusammenhang mit Ihrem Konto – weder am Telefon noch auf E-Mail-Anforderung! Sobald ein Gesprächspartner in einem Telefonat schützenswerte Daten von Ihnen fordert, sollten Sie das Gespräch sofort beenden. Lassen Sie sich von den Tätern gar nicht erst unter Druck setzen: Legen Sie einfach auf!“

Auch die Stadtsparkasse mahnt:  „Wer einen solchen Anruf erhält, darf auf keinen Fall Daten weitergeben“, betont Bernd Ormanns, Sprecher der Stadtsparkasse. „Beenden Sie das verdächtige Telefonat und informieren Sie uns bitte sofort, am besten Ihren persönlich bekannten Kundenberater.“ Auf der Sparkassen-Homepage sowie beim Login zum Online-Banking werde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Sparkassen-Mitarbeiter zu keiner Zeit am Telefon nach persönlichen Daten wie PIN und TAN fragen.

Es sei wichtig zu wissen, dass eine im Telefondisplay angezeigte Telefonnummer problemlos gefälscht werden kann, sagt Ormanns. Kriminelle machten sich diese Möglichkeit zunutze und fingierten auch Telefonnummern von Banken und Sparkassen. Anhand der vermeintlichen Anrufernummer lasse sich die Echtheit eines Anrufes daher nicht überprüfen.

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