Wanderfalke aus dem Rheydter Kirchturm Der kleine Bruchpilot ist wieder im Nest

Mönchengladbach · Der erste Flugversuch ging gründlich schief. Der kleine Wanderfalke aus dem Rheydter Kirchturm landete auf dem Marktplatz und musste von der Greifvogelhilfe Rheinland erst einmal aufgepäppelt werden. Jetzt ist er wieder zurück im Kirchturm.

 Frank Seifert von der Greifvogelhilfe Rheinland bringt den kleinen Falken zurück auf den Turm der Hauptkirche am Rheydter Marktplatz.

Frank Seifert von der Greifvogelhilfe Rheinland bringt den kleinen Falken zurück auf den Turm der Hauptkirche am Rheydter Marktplatz.

Foto: Franz Engelke

Seinen ersten misslungenen Ausflug aus dem kleinen „Appartement mit Aussicht“ im Rheydter Kirchturm hat der kleine Wanderfalke gut überstanden. Das sagt auf jeden Fall Frank Seifert von der Greifvogelhilfe Rheinland, der das Jungtier am Dienstag ins schützende Nest zurücksetzte. Bei der Greifvogelhilfe war der kleine Falke nach seiner Bruchlandung von Sylvia UIrbaniak untersucht und aufgepäppelt worden. „Er hat gefressen wie ein Scheunendrescher, hat sich gesonnt und gebadet“, berichtet Seifert. Die Rückkehr des Jungvogels konnten selbst die Passanten auf dem Marktplatz sehr gut hören. Mama Falke kreischte, was das Zeug hielt. Aber alles ist gut, sie hat jetzt ihre drei Jungs wieder beisammen.

Seit sieben Jahren brüten Wanderfalken im Kirchturm der evangelischen Hauptkirche. Dass die flügge werdenden Tiere sich öfter einmal überschätzen, hat Pfarrer Stephan Dering schon häufiger erlebt. So war es auch dieses Mal. Der kleinste der drei Wanderfalken wollte es seinen großen Brüdern nachmachen, die schon recht gewandt sind, und zu seinem ersten Flug ansetzen. Zuerst landete er auf einem Marktstand. Aber der reichte wohl nicht als Starthöhe für den zweiten Anlauf. Und so fanden  Passanten den  Vogelnachwuchs schließlich auf der Straße und alarmierten die Polizei.

Pfarrer Stephan Dedring, Bernd Bäumer vom NABU, Franz Engelke, Alexander Bongartz und Frank Seifert (v.l.).

Pfarrer Stephan Dedring, Bernd Bäumer vom NABU, Franz Engelke, Alexander Bongartz und Frank Seifert (v.l.).

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Polizist mit Falken-Erfahrung

Schnell war klar: Das ist ein Fall für Alexander Bongartz. Der Polizist hat die Falknerprüfung gemacht und zu Hause selbst zwei Greifvögel. Bongartz wusste aber nicht nur deshalb ganz genau, was zu tun ist. Nur fünf Tage zuvor hatte er einen ähnlichen Einsatz in Willich-Anrath. Auch dort war ein Falken-Küken auf der Straße gelandet und konnte nicht mehr abfliegen. In Anrath hatten Passanten ebenfalls die Polizei angerufen. Und auch dort hatte das Tier sein Nest in einem Kirchturm. Einziger Unterschied: Dieser kleine Bruchpilot war ein Weibchen. Alexander Bongartz fand es, erkannte, dass es unverletzt war und brachte es zurück ins Nest.

Am Dienstag war er auch bei der Heimkehr des kleinen Wanderfalken aus Rheydt dabei. Angereist kam der Vogel in einem Karton. Und in dem hat es während der Fahrt ganz und gar nicht gerappelt. „Der Vogel hat eine Haube auf, dann sind die Vögel ganz ruhig“, sagt Seifert, der zum Aufstieg in den Kirchturm nicht nur den Falken mitnahm, sondern auch eine Wasserflasche. Die war allerdings nicht zur Erfrischung gedacht. „Oben nehmen wir dem Vogel die Haube ab und bespritzen ihn mit Wasser. Das findet er erst einmal nicht so angenehm, aber dadurch fliegt er uns auch nicht gleich wieder in Panik davon“, erklärt Frank Seifert.

Der Wanderfalke wurde von der Polizei gerettet.

Der Wanderfalke wurde von der Polizei gerettet.

Foto: Polizei MG

Wanderfalken nicht mehr gefährdet

Bernd Bäumer vom NABU betreut die Wildvögel im Rheydter Kirchturm von Beginn an. „Es gab eine Zeit, da waren die Wanderfalken in Deutschland beinahe ganz verschwunden“, sagt er. „Es gab vielleicht noch 30 bis 40 Paare. Das war in der DDT-Ära.“ Das Insektizid hatte für einen massiven Bestandseinbruch gesorgt. Mittlerweile ist der Wanderfalke nicht mehr gefährdet. „Wir haben allein im vergangenen Jahr 444 Jungvögel in NRW beringt“, berichtet Bäumer. Zu verdanken ist das wohl auch den Vogelschützern. Überall, wo sie Wanderfalken sichteten, haben sie nach geeigneten Nistplätzen gesucht und sie für die Vögel artgerecht „eingerichtet“.

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