Helfer und Retter in Mönchengladbach An die Grenzen des Ehrenamts gestoßen
Mönchengladbach · Beim Neujahrsempfang des Mönchengladbacher Roten Kreuzes wurde die schwierige Lage betont, in der sich die Rettungskräfte befinden. Die Botschaft an die Politik war deutlich: Es müsse mehr für den Katastrophenschutz getan werden.
Das Mönchengladbacher Rote Kreuz kann auch Talkshow: Sein Eckart von Hirschhausen heißt René Hartmann. Der Beauftragte für den Katastrophenschutz moderierte beim Neujahrsempfang des DRK-Kreisverbandes eine Gesprächsrunde als ungewöhnliche Einlage. Das Thema der Experten: die letzten drei turbulenten Jahre für die Helfer und Retter. Denn das Gladbacher DRK hat sich unter anderem in der Flutkatastrophe an der Ahr, der Pandemie vor allem im Impfzentrum und der Flüchtlingshilfe zuletzt für die Ukrainer vielfältig für Mitmenschen in Not engagiert. Dabei sei das Ehrenamt an seine Grenzen gestoßen, sagte Geschäftsführer Mike Boochs. Die Arbeitgeber hätten die unerwartet langen Abwesenheiten ihrer Mitarbeiter irgendwann nicht mehr mitgetragen. Deshalb habe das DRK seinen hauptamtlichen Strang in kurzer Zeit von 125 auf 175 Mitarbeiter ausbauen müssen, um weiterhin leistungsfähig zu bleiben.
Das Rote Kreuz ist die größte Hilfsorganisation in Mönchengladbach. Neben den hauptberuflichen Kräften engagieren sich mehr als 500 Ehrenamtliche in etlichen Bereichen von der Erste-Hilfe-Ausbildung über die Versorgung von Verletzten nach Unfällen bis hin zur Betreuung Kranker und Bedürftiger und weiteren sozialen Dienstleistungen. Dieses „breite Spektrum der Hilfe“ lobte Bürgermeister Hajo Siemes (Grüne) in seiner Festrede in der Gesamtschule Hardt: „Das DRK ist ein wichtiger Eckpfeiler in unserer Gesellschaft. Wir wissen, dass wir uns immer darauf verlassen können.“
Zwei Jahre musste der traditionelle Empfang ausfallen, bei dem sich alljährlich „die große Familie der Retter und Helfer in Mönchengladbach“ trifft, wie durch die Redner mehrfach betont und durch die Farbpalette der Uniformen und Dienstbekleidungen erneut bestätigt wurde: Vertreter von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, den Maltesern und anderen Organisationen, die sich für ihre Mitbürger engagieren, waren vertreten – das DRK-Rot dominierte naturgemäß den Saal. „Es geht nur, wenn wir es in Partnerschaft machen. Wir stehen nicht in Konkurrenz zueinander“, sagte Matthias Engel, der als städtischer Beigeordneter auch für den Brandschutz zuständig ist. Er überbringe der Runde deshalb ausdrücklich „den Gruß von vielen Hundert Feuerwehrleuten für die tolle haupt- und ehrenamtliche Zusammenarbeit“.

Das sind die Helfer beim Deutschen Roten Kreuz aus Mönchengladbach
Der DRK-Kreisvorsitzende Berthold Nielsen nutzte die Anwesenheit der zahlreichen Landes- und Kommunalpolitiker für eine eindringliche Mahnung: „Wir dürfen nicht an der falschen Stelle sparen. Es muss mehr getan werden für den Katastrophenschutz. Das haben die letzten Jahre eindrücklich gezeigt.“ René Hartmann forderte neue Anreize für die langfristige Bindung von Freiwilligen ans DRK, die viel Freizeit in ihre Ausbildung investieren müssten und eine hohe Verantwortung trügen. „Es geht immer um Menschenleben. Da reicht die bloße Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs am Wochenende nicht aus.“
Thema waren auch die brutalen Angriffe auf Rettungskräfte in der Silvesternacht, vor allem in Großstädten wie in Berlin. Das sei in Mönchengladbach ganz anders gewesen, sagte Matthias Engel. Die Feiernden hätten den Rettungswagen schnell Platz gemacht und den Helfern freundlich zugewinkt. „In unserer Stadt sind eben nicht alle auf Angriff getrimmt.“
„Die Wertschätzung und Unterstützung von Politik und Gesellschaft ist angesichts der Übergriffe auf unsere Helfer im Einsatz wichtiger denn je,“ hatte der stellvertretende DRK-Vorsitzende, der CDU-Landtagsabgeordnete Jochen Klenner, in seiner Begrüßung erklärt. „Auch bei diesem Thema brauchen wir eine starke Gemeinschaftsleistung, ein Anpacken in ganz vielen Bereichen – bei Justizverfahren, Einsatzkonzepten, Integration und Prävention, Vorsorge und Nachsorge.“ Allen müsse klar sein: „Wir schützen unsere Beschützer. Wer sie angreift, greift uns alle an.“