Ärger in Rheydt Kita-Schließungen: Jetzt reden die Eltern

Mönchengladbach · Viele Mütter und Väter in Rheydt sind enttäuscht von der evangelischen Kirchengemeinde, weil die ziemlich plötzlich das „Aus“ von drei Kitas verkündete. „Es ist, als hätte man unsere Kinder einfach vor die Tür gesetzt“, sagen sie.

 Sie sind wütend über das angekündigte Kita-Aus: Tamara Kranzen, Sarah Irmen, Birgit Bonk, Daniela Onkelbach mit den Kindern Ben und Noah.

Sie sind wütend über das angekündigte Kita-Aus: Tamara Kranzen, Sarah Irmen, Birgit Bonk, Daniela Onkelbach mit den Kindern Ben und Noah.

Foto: bauch, jana (jaba)

Zutiefst enttäuscht, sauer, ratlos... Eltern von Kindern, die in die Kitas „Stadtblümchen“, „Zwergenburg“ und „Kleine Arche“ in Rheydt gehen, erleben gerade ein Wechselbad der Gefühle. Es ist nur wenige Tage her, dass ihnen in der Hauptkirche für sie überraschend die Schließung der evangelischen Kindergärten verkündet wurde. Der Grund: eine Finanzierungslücke.

„Es ist, als hätte man unsere Kinder einfach vor die Tür gesetzt“, sagen sie. Manche fühlen sich sogar regelrecht hinters Licht geführt, weil ihnen nur wenige Wochen zuvor versprochen worden sei, die Kitas würden so lange weitergeführt, bis ein neuer Träger gefunden sei. Doch zu einer Übernahme sollte es nicht kommen. Und trotzdem werden die Einrichtungen jetzt aufgegeben. Nie hätten sie so etwas erwartet. Nicht von einer Kirche. Nicht in der Corona-Krise, in der Eltern ohnehin schon stark Anspruch genommen sind, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.

Zwar wurde den Eltern nach der Hiobsbotschaft versprochen, dass alle Kinder schnell einen Ersatz-Kita-Platz bekommen, doch bis jetzt habe es noch keine feste Zusage von Alternativ-Einrichtungen gegeben, sagen sie. „Wir müssen über den Kita-Navigator gehen und dem Jugendamt eine E-Mail schreiben“, berichtet Daniela Onkelbach, Mutter des kleinen Ben. Noch habe es bei vielen keine Reaktion gegeben.

Ben geht in die Kita „Kleine Arche“ an der Oberlinstraße. Sie soll erst im kommenden Sommer schließen. Und die Eltern hoffen auch, dass dies so klappt. Sicher sind sie sich aber nicht. Denn es gibt nach ihren Aussagen jetzt schon Einschränkungen. „In der Kita sind zurzeit zwei Vollzeitkräfte und drei Mitarbeiterinnen in Teilzeit beschäftigt. Wenn eine Erzieherin Urlaub hat oder krank wird, fällt die Betreuung der Gruppe aus“, berichtet Birgit Bonk. Noch kann die Mutter von Noah im Homeoffice arbeiten. Aber sie weiß nicht, wie lange das noch geht. „Wir sind alle gefragt worden, ob wir mit kürzeren Betreuungszeiten auskommen.“ Denn im August werden in der Kita „Kleine Arche“ nach Aussagen der Eltern trotz der Schließungspläne weitere Kinder aufgenommen.

Thomas Sontag ist Vater der vierjährigen Alissia, die in die Kita „Stadtblümchen“ geht. Dieser Kindergarten schließt wie die „Zwergenburg“ schon in diesem Jahr. Auch seine Familie hat noch keine Nachricht zu einem Alternativ-Platz. „Wir suchen händeringend eine Kita, in die schon Kinder gehen, die meine Tochter kennt“, sagt er. Denn ein neuer Kindergarten bedeutet: eine neue Eingewöhnungsphase, neue Kinder, neue Erzieherinnen. „Und das wiederholt sich in ähnlicher Weise noch einmal, wenn Alissia in die Schule kommt“, sagt er. Die Kita Stadtblümchen liegt nur wenige Gehminuten von Sontags Zuhause entfernt. Da er und seine Frau berufstätig sind, sind die täglichen Arbeitsabläufe genau getaktet. Ein Platz in einem Holter Kindergarten würde den Ablauf in der Familie völlig durcheinander bringen.

Auch die übrigen Eltern sind nicht mit „irgendeiner Kita“ zufrieden. „Kinder sind ja nicht wie eine Jacke, die man irgendwo hinhängt“, sagt Sarah Irmen, Mutter von Julian. Auch Tamara Kranzen und die anderen Eltern haben sich ganz bewusst evangelische Kindergärten ausgesucht und loben die  Arbeit der Erzieherinnen. Ob sie mit dem jetzigen Wissen dieselbe Wahl  treffen würden, daran zweifeln einige. Thomas Sontag hat sich so sehr über die Schließungen geärgert, dass er Flugblätter druckte. „Ich habe mich aber noch nicht getraut, sie zu verteilen“, sagt er.

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