Kolumne Mensch Gladbach Eine Stadt in Ferienlaune

Mönchengladbach · Die Straßen sind leer, Geschäfte machen Sommerpause. Auch die Politik atmet mal durch. Mönchengladbach trägt Shorts und Schlappen. Doch bald stehen wichtige Entscheidungen an.

 Wenn in Mönchengladbach die Sonnenblumen blühen, geht es etwas gemächlicher zu.

Wenn in Mönchengladbach die Sonnenblumen blühen, geht es etwas gemächlicher zu.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Endlich Regen. Endlich kühler. Wer hätte gedacht, dass mal solche Gedanken dauerhaft durch den Mönchengladbacher Sommer schwirren. Doch nach Temperaturen von 40 plus mutet der rheinische Normalwert für August zwar sibirisch frostig an, bringt aber vor allem Erleichterung. Wir können uns wieder durch die Stadt bewegen. Zu Fuß, auf dem Rad, mit dem Auto. Und das extrem geschmeidig. Denn die Straßen sind leer, die Läden auch, das Tempo ist raus, nicht nur in den 30er-Zonen. Gäbe es ein Styling für Stimmung, wären es hier Shorts und Schlappen.

Auch die Politik, zuletzt in starken Turbulenzen, legt eine Atempause ein. Viele Hauptakteure sind in der Sommerfrische, fern oder nah. Doch im Hintergrund mahlt das Räderwerk der Machtspiele  leise weiter. Schließlich stehen bald wichtige Entscheidungen an. Hier die Top Four:

1. Mönchengladbach sucht den Oberbürgermeister: Amtsinhaber Hans Wilhelm Reiners (CDU) tritt bei der Wahl 2020 nicht mehr an. In der CDU gibt es eine Vielfalt an Aspiranten. Stadtdirektor Gregor Bonin hält sich die Option offen, der Landtagsabgeordnete Frank Boss, die Bürgermeisterin Petra Heinen-Dauber und einige mehr haben Ambitionen. Bei der SPD gilt Felix Heinrichs als gesetzt, Konkurrenz ist allerdings nicht ausgeschlossen. Womöglich eine Frau? Noch spannender wird es bei den Grünen, die bei der Europawahl die SPD auch in Mönchengladbach weit hinter sich ließen und deshalb reelle Chancen auf das OB-Amt haben.

2. „Svens“ Schatten: Die Machtprobe der Verantwortlichen bei der NEW mit der Bezirksregierung, die verordnete Rückabwicklung der Beteiligung am Sharing-Projekt mit dem E-Mobil „Sven“ und die Rolle der Groko-Chefs bei all dem hat im Stadtrat Wellen geschlagen. Die Opposition hat darin ihr Thema gefunden und munitioniert sich bereits für die Zeit nach der Sommerpause.

3. Vom Papier zur Baustelle: Seit Jahren sind ambitionierte Großprojekte im Gespräch und in politischen Gremien. Doch zu sehen ist bisher wenig. Für die so genannte Seestadt in City-Ost  mit 1500 Wohneinheiten wurde bisher kein Spaten in die Erde gestochen. Haus Westland hat zwar den Investor gewechselt, eine Abrissbirne ist aber nicht in Sicht. In den nächsten Monaten geht es darum, die Pläne sichtbar werden zu lassen. Und: Im Herbst entscheidet sich auch, ob und wie der Rathaus-Neubau in Rheydt realisiert wird.

4. Alles so schön grün hier: Mönchengladbach hat eine Stärke, die Städte wie Düsseldorf oder Köln so nicht bieten können –  die Stadt ist extrem grün. Parks, ländliche Areale, Wälder, große Gärten, selbst im Innenstadtbereich, 200.000 Einzelbäume im öffentlichen Raum, den Waldbestand nicht eingerechnet. Das  kann ein Image werden, man muss es nur pflegen und ausbauen. Ein passendes Verkehrskonzept, ausgefallene Ideen wie die der „Essbaren Stadt“ könnten das noch stärken.

Jetzt schlüpfen wir aber auch wieder in Shorts und Schlappen. Ein entspanntes, kühl-sommerliches  Wochenende!

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