Mönchengladbach Ein Tag ohne Strom im Kindergarten: Ein Experiment der Pfiffikus-Kinder

Wäschen waschen im Zuber, Würstchen kochen im Feuertopf, Toilettengänge ohne Licht: Die Kinder des Kindergartens Pfiffikus verzichteten für einen Tag auf Strom. Sie machten spannende Erfahrungen und spielten so auch das Leben ihrer Urgroßeltern nach.

 Licht aus in der Kita Pfiffikus: Die Mädchen und Jungen spielten an einem Tag das Leben ihrer Urgroßeltern nach.

Licht aus in der Kita Pfiffikus: Die Mädchen und Jungen spielten an einem Tag das Leben ihrer Urgroßeltern nach.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Kein Telefon, kein CD-Player, kein Licht und keinen Kühlschrank. Was für die meisten Menschen die reinste Katastrophe wäre, finden die Kinder aus dem Familienzentrum „Pfiffikus“ wunderbar und richtig spannend. In der Kindertagesstätte spielt der Umweltgedanke immer eine Rolle. Jetzt wollten die Erzieher und Leiterin Samira Rippegather den „Pfiffikus“-Kindern einmal zeigen, was ein Leben ohne Strom bedeutet.

Doch bevor alles abgeschaltet wurde, was elektrisch ist, standen erst einmal die Vorbereitungen auf dem Plan. Erzieherin Katharina Wildenberg, die auch die Idee zu dem elektrizitätsfreien Tag hatte, ließ die Kinder mit einem Memoryspiel raten, was Strom braucht und was nicht. Und da gab es bei den Kleinen schon mächtigstes Staunen: „Was? Ein Telefon braucht immer Strom? Mein Handy muss aber nur manchmal an die Steckdose?“ Und überhaupt, dass es einmal eine Zeit gab, wo niemand, aber wirklich niemand ein Mobiltelefon hatte, konnten sich die Kinder nur schwer vorstellen.

Vor dem „Tag X“ wurden in der Kita Kühltaschen organisiert, Waschbretter, ein Feuertopf und mit Handkurbeln betriebene Taschenlampen besorgt. Schließlich gibt es in den Kindergarten-WC’s kein Tageslicht. Alles war gut vorbereitet, trotzdem ging auch mal was daneben.

Zum Beispiel platzten die für Hot-Dogs über dem Holzfeuer gekochten Würstchen auf, weil sich die Hitze nicht wie bei einem Herd regulieren ließ. Den Kindern war es wurscht. Geschmeckt hat’s trotzdem. Außerdem gab es viel Aufregendes an diesem Tag. Erzieherin Katharina Wildenberg hatte sogar ihr Auto stehen lassen. Sie ritt mit ihrem Pferd von Hardt zum Kindergarten an der Wilhelm-Elfes-Straße. Das stand dann im Kita-Garten und schaute ab und zu zum Fenster rein. „Wir kamen uns vor wie bei Pippi Langstrumpf“, erzählt Samira Rippegather lachend.

Auch wenn der CD-Player an diesem Tag bei „Pfiffikus“ nicht funktionierte: Musik gab es trotzdem. Lukas Keyers, Erzieher im Anerkennungsjahr, hatte seine Gitarre mitgebracht, die Kinder bekamen Klanghölzer und Rasseln und sangen. „Das ist noch viel schöner, als eine CD zu hören“, sagte ein Kind nachher. Aber am aller-allertollsten fanden die Kleinen das Waschen im Zuber mit Waschbrett. „Die hätten sich beinahe darum gekloppt“, sagt Samira Rippegather, „auch die Jungs“. Viele fanden die Zuber viel besser als die „doofe“ Waschmaschine. Als sie gefragt werden, ob sie jeden Tag so anstrengend waschen wollten, erschallt ein mehrstimmiges lautes „Ja!“.

Gut, das mit der selbst gebastelten Sonnenuhr hat nicht so gut geklappt. Das lag aber nur am Wetter. Der Himmel war nämlich bedeckt an diesem Tag. Aber die Erzieherinnen konnten dem kleinen Jungen, der enttäuscht „die Uhr geht ja gar nicht“ sagte, erklären, dass nur die Wolken schuld sind.

Bei den Erwachsenen löste der Tag ohne Strom auch Erinnerungen aus. Samira Rippegather musste zum Beispiel an ihre Oma denken, die einmal erzählte, dass sie ohne Fernsehen aufgewachsen ist und mit einer Kutsche zum Krankenhaus gefahren wurde. Die Erzieher erzählten in der Kita von ihrer Kindheit und schnell reifte die Idee zu einem neuen Projekt im Familienzentrum. Es heißt „Damals“. In der Kita sollen unter anderem Spiele von früher vorgestellt werden. Und nach den Sommerferien sollen die Großeltern eingeladen werden, die Dinge von früher mitbringen – ein Butterfass zum Beispiel oder einen Kassettenrekorder.

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