Straßenkunst Wer hat die Häkel-Kunst entfernt?

Mönchengladbach · Damit er für alte Menschen und Rollstuhlfahrer sichtbarer wird, verschönert Maria Moonen einen Straßenpoller an der Stresemannstraße mit einem bunten Gewand. Schon zweimal ist ihr Häkel-Kunstwerk geklaut worden.

 Häkel-Kunst an Poller Maria Moonen hat ein Männlein für den Poller gehäkelt, damit dieser besser sichtbar ist,zuvor hat ihr Mann Dieter den Poller übersehen und das Auto schwer beschädigt

Häkel-Kunst an Poller Maria Moonen hat ein Männlein für den Poller gehäkelt, damit dieser besser sichtbar ist,zuvor hat ihr Mann Dieter den Poller übersehen und das Auto schwer beschädigt

Foto: Isabella Raupold

Anfang Juli hat es bei den Moonens gekracht – beim Ausfahren aus dem Parkhaus der Gladbacher Bank in Rheydt waren sie mit dem Auto gegen einen Metallpoller gestoßen. Beifahrer- und hintere Tür verbeult und zerkratzt, mehrere tausend Euro Schaden, aber vor allem – eine gehörige Portion Ärger. „Dieser Poller steht einfach ungünstig“, sagt Dieter Moonen. „Man sieht ihn beim Ausfahren aus dem Parkhaus nicht gut. Da passieren bestimmt häufiger Unfälle.“

Ein Glück, dass das Paar so kreativ ist. „Ich selbst habe früher in meiner Freizeit viel mit Holz gebastelt,“ sagt der 80-Jährige und lacht. „Meine Frau hat heute noch viele Ideen.“ Gemeinsam habe man sich überlegt, ein Zeichen zu setzen. „Wir möchten anderen alten Leuten und Menschen mit Behinderung behilflich sein.“ Maria Moonen machte sich ans Werk: Die 78-Jährige ist gelernte Näherin und talentierte Handarbeiterin, vor allem Häkel-Arbeiten gelingen ihr gut. In acht Tagen war ein bunter Überzug für den Poller gehäkelt, „in Ampelfarben“, sagt sie. „Auch Rollstuhlfahrer, die den Weg lang fahren, sollen rechtzeitig gewarnt sein.“

Eine tolle Idee, doch war die bunte Straßenkunst bereits einen Tag später verschwunden. Ein aufmerksamer Leser hatte sich damals an unsere Redaktion gewandt. „Das ist doch genauso Kunst auf der Straße, wie das Schlagloch über das im Sommer so häufig berichtet wurde,“ sagte Hans-Joachim Sonnenburg. „Künstlerisches Engagement von Bürgerinnen und Bürgern im öffentlichen Raum verdient seine Aufmerksamkeit und Wertschätzung – auch, und gerade, wenn das Kunstobjekt anonym entfernt wurde.“

Die Anfrage bei den Moonens ergab: Die „Häkel-Heldin“ ließ sich nicht beirren. „Meine Frau häkelt bereits weiter“, vermeldete Dieter Moonen aus dem Urlaub an der holländischen Küste. Am 29. September startete das Paar seinen zweiten Versuch. „Diesmal hab ich noch Kopf und Ärmchen befestigt“, sagt Maria Moonen, und blickt stolz auf ihr Werk, an dem sie eine Woche gearbeitet habe. „Vielleicht wird es nicht so schnell geklaut, wenn es wie ein lachendes Männchen aussieht.“ Eine Passantin schaut neugierig herüber. „Sieht klasse aus“, sagt sie. „Endlich mal etwas Farbe in den grauen Straßen von Rheydt.“

Doch auch das neue Kunstwerk blieb keine zwei Tage: Am darauffolgenden Montag war es bereits wieder entfernt. „Also, wir waren es nicht“, sagt Yvonne Tillmanns, Presse-Sprecherin der Mags, die für die Straßenreinigung zuständig ist. „Wir stehen dieser Form von Straßenkunst offen gegenüber, solange sie nicht die Funktion von Verkehrsschildern beeinträchtigt.“ An einem Verkehrspoller mit rot-weißen-Warnstreifen beispielsweise sei das Anbringen von Straßenkunst verboten.

Das war bei dem Metallpoller vor der Gladbacher Bank aber nicht der Fall. „Straßenkünstler sollten uns sicherheitshalber aber über ihre Projekte informieren, damit wir sie auch nicht entfernen, wenn die Witterung ihre Spuren hinterlässt“, sagt Tillmanns.

Die Moonens zeigen sich über den zweiten Diebstahl an ihrem Kunstwerk bestürzt. „Super schade“, sagt Dieter Moonen. „Wer weiß, wer sich immer daran zu schaffen macht.“ Ob seine Frau den Poller noch ein drittes Mal „behäkelt“, kann er noch nicht sagen. „Ich werde sie fragen“, sagt er. „Und beim nächsten Mal kleben wir ihre Arbeit einfach mit Sekundenkleber fest.“

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