Mönchengladbach ist Modellkommune So werden E-Roller von Bolt für Blinde Menschen „sichtbar“

Mönchengladbach · Das Mobilitätsunternehmen setzt in acht Städten auf eine neue Technologie, mit der sehbehinderte Menschen geschützt werden sollen. Wie das funktioniert.

Ein E-Roller der Firma Bolt steht auf einem Gehweg. (Symbolbild)

Ein E-Roller der Firma Bolt steht auf einem Gehweg. (Symbolbild)

Foto: Carsten Pfarr

Das Ärgernis über unachtsam geparkte E-Roller ist so alt wie das Kleinstfahrzeug selbst. Wenn sie mitten auf dem Gehweg stehen, werden sie aber nicht nur zum Hindernis für Menschen im Rollstuhl oder Personen mit Kinderwagen. Für Blinde und Menschen mit Sehbehinderung können E-Roller tückische Stolperfallen sein, wenn diese falsch abgestellt wurden oder umgefallen sind. Von den drei Mietunternehmen für E-Roller in Mönchengladbach – Tier, Lime und Bolt – wagt eines nun einen Vorstoß: Zusammen mit dem Unternehmen RTB realisiert Bolt derzeit ein akustisches Warnsystem. In Mönchengladbach und sieben weiteren Städten wird dieses sukzessive implementiert. Weitere Großstädte sollen folgen.

Das System funktioniert so: Die blinde oder sehbehinderte Person nutzt die „Loc.id“-App von RTB oder einen separaten Transponder, der als Sender dient. Nähert sich ein Benutzer damit einem Bolt-E-Scooter, erkennt das die App und sendet ein Signal an das Fahrzeug, das wiederum ein akustisches Orientierungssignal von sich gibt. Der Warnton wird lauter, je näher sich die Person dem E-Roller nähert.

Bolt teilt mit, dass die beiden Unternehmen die Umsetzung „seit einigen Monaten“ erfolgreich getestet hätten und daher mit dem System seit Mai in den ersten Städten in den Live-Betrieb gehen. Die Vorstellung der Technik sei „ein wichtiger Meilenstein und dennoch nur der Anfang“, heißt es.

Im Praxistest unserer Redaktion erkennt die App von RTB die Bolt-Scooter zuverlässig auf einer Distanz von mehr als 20 Metern. Das Warnsignal konnte jedoch nicht getestet werden, da es dafür eine gesonderte Berechtigung braucht: Nutzer müssen mit einer Mail an info@sms-start.de ihren Bedarfsnachweis (Schwerbehindertenausweis oder Blindenbescheid) einreichen, um die Sonderfunktion für E-Roller auf dem persönlichen Account freischalten zu lassen. Das verhindert zeitgleich den Missbrauch des Systems.

Das Mobilitätsunternehmen Bolt gibt an, die Partnerschaft mit RTB vertiefen und gemeinsam an der Entwicklung weiterer Technologien arbeiten zu wollen. Die von RTB entwickelte Technik Loc.id findet nicht nur bei E-Rollern, sondern auch bei Ampeln, im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder an Baustellenbarken Anwendung.

Die Firmen Tier und Lime haben bisher noch keine solcher Techniken vorgestellt. Zusammen mit Bolt stellen sie in Mönchengladbach eine Flotte von insgesamt rund 1000 E-Rollern zum Verleih. Die Scooter von Lime sind allerdings noch Kostenpflichtiger Inhalt auf unbestimmte Zeit in der Wartung und daher nicht verfügbar.

(capf)
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