Investor wünscht sich ein Kaffeehaus Ein goldenes Haus für Gladbach

Mönchengladbach · Der Düsseldorfer Axel Wolter hat ein Faible für alte Häuser. Er kauft und saniert sie. Sein jüngstes Projekt ist das ehemalige Kaffeehaus an der Bismarckstraße 47. Die Stuckarbeiten des Gebäudes haben jetzt eine glänzende Optik.

 Die Baugerüste am Haus Bismarckstraße 47 sind verschwunden. Für den besonderen Pfiff sorgen die Ornamente, die Wolter golden hat streichen lassen.

Die Baugerüste am Haus Bismarckstraße 47 sind verschwunden. Für den besonderen Pfiff sorgen die Ornamente, die Wolter golden hat streichen lassen.

Foto: Axel Wolter

Die junge Frau, die auf dem Balkon ihrer Wohnung erscheint, kennt die besondere Bedeutung des Hauses an der Bismarckstraße 47 vermutlich nicht. Dass hier in den 1960er Jahren für einige Zeit die Geschäftsstelle von Borussia Mönchengladbach war. Dass im Parterre der Gladbacher Fritz Wolschke 1927 ein Kaffeehaus im Wiener Stil eröffnete. Vielleicht erinnert sie sich aber noch an einen Wolschke-Nachfolger, das Ehepaar Herta und Jürgen Schürgers, das im Haus an der belebten Straße eine angesehene Konditorei betrieb. Denn die Schürgers schlossen ihr Café erst vor gut drei Jahren für immer.

Doch diese Traditionen interessieren die junge Frau weniger. „Sie haben das Haus richtig toll hergerichtet“, sagt die Bewohnerin, und das „Sie“ ist auf Axel Wolter gemünzt. Der Düsseldorfer hat das Gebäude 2015 gekauft, kernsaniert und es auch äußerlich neu hergerichtet. Das Besondere: Die Stuckarbeiten blieben nicht nur erhalten, die Ornamente wurden durch ihren goldenen Anstrich auch betont. Alt-Gladbach hat an der Bismarckstraße ein goldenes Haus – und das ist ein echter Hingucker.

 Axel Wolter hat das Haus an der Bismarckstraße liebevoll saniert. Jetzt wünscht er sich, dass auch ein Café wieder einzieht.

Axel Wolter hat das Haus an der Bismarckstraße liebevoll saniert. Jetzt wünscht er sich, dass auch ein Café wieder einzieht.

Foto: Dieter Weber

Für Axel Wolter war es ein Anliegen, diesem Haus eine eigene Note zu geben. Es ist das fünfte Gebäude, das er in der Stadt gekauft hat, weil „die Häuser hier erschwinglich sind – im Gegensatz zu Düsseldorf.“ Mönchengladbach sei ein Geheimtipp, seit fünf Jahren investiert Wolter in Steine. „Ich habe ein Faible für alte Häuser“, sagt er, und das an der Bismarckstraße hat es ihm sehr angetan. So blieben besondere Details erhalten. Etwa die alte Holztreppe mit dem Handlauf, dessen Anfang und Ende ein wuchtiger Tierkopf ziert. Und die Eingangstür aus Holz mit den filigranen Glaselementen. Die Bodenfliesen in der Diele gehören ebenso dazu wie die bunten Kacheln an der Wand. Und ein bisschen ärgert er sich, dass der Reibeputz im Treppenhaus nicht mehr originalgetreu ersetzt werden konnte, weil es ihn nicht mehr zu kaufen gibt. „Meine Frau und ich achten auf die Kleinigkeiten“, sagt Wolter.

 Ein Blick in das Treppenhaus mit dem alten Leuchter.

Ein Blick in das Treppenhaus mit dem alten Leuchter.

Foto: Dieter Weber

Im Inneren hat er alles auf Vordermann bringen lassen: veränderte Grundrisse, neue Heizungen und Bodenbeläge. Es gibt sieben Wohnungen und ein Dachgeschoss, dessen Quadratmeterzahl dank einer großen Gaube und einer Dachterrasse mehr als verdoppelt werden konnte. „Der Sanierungsstau war schon erheblich“, sagt Wolter. Seine Mieter wissen den Einsatz zu schätzen, Außenstehende bekommen davon nur wenig mit. Nur wer auf dem Kaufhaus-Parkplatz steht und auf die Rückseite des Hauses blickt, kann erahnen, was sich hinter den Mauern alles getan hat.

 Im Inneren blieben Details erhalten – etwa dieser Tierkopf.

Im Inneren blieben Details erhalten – etwa dieser Tierkopf.

Foto: Dieter Weber

Sichtbar ist allerdings die Fassade vorne mit den Stuckarbeiten. Sie zu erhalten, war nicht nur Wolters Ziel, er wollte die Ornamente auch besonders betonen. „Weil das Haus nicht unter Denkmalschutz steht, konnten wir frei gestalten. Am Ende haben wir uns dazu entschieden, die Stuckelemente gold streichen zu lassen“, sagt Wolter. Es war schwierig, die richtige Farbe zu finden, und es war auch nicht preiswert. Und vorher ließ der Eigentümer noch den Rillenputz – „Das ist der Originalputz von 1905“ – glätten, weil „sich der ganze Dreck da festgesetzt hatte“. Bisher war das Echo auf die Verschönerungsaktion von Mietern, Nachbarn und Passanten überaus positiv, erzählt Axel Wolter.

 Das Haus Bismarckstraße 47 erstrahlt in neuem Glanz.

Das Haus Bismarckstraße 47 erstrahlt in neuem Glanz.

Foto: Axel Wolter

Als vorerst letzte Arbeit ließ er die gereinigten Markisen des früheren Café Schürgers wieder anbringen. Dies soll eine Art Signal sein. Wolter: „Es wäre schön, wenn hier wieder ein Kaffeehaus eröffnen würde. Wir lassen uns Zeit mit der Suche.“ In der Zwischenzeit war zwar mal eine marokkanische Bäckerei eingezogen, „aber das funktionierte nicht“, sagt Wolters: „Wir wünschen uns etwas Gediegenes.“

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