Queere Szene in Mönchengladbach Drag-Künstler finden im Köntges eine neue Heimat

Mönchengladbach · Zum zweiten Mal ist das Café zum Schauplatz einer extravaganten Show mit Gesang, Tanz und Travestie geworden. So waren die Auftritte der fünf Künstler.

Mönchengladbach: Fotos der Drag-Show "Cherry on top" im Köntges an der Waldhausener Straße
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So war die Drag-Show im Köntges

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Foto: Carsten Pfarr

Die Stimmung kocht ab der ersten Minute: Als die Drag-Künstler auftreten, füllt ihre Präsenz den gesamten Raum aus – und das Publikum hängt an ihren Lippen, kann kaum erwarten, dass die Vorstellung endlich losgeht. Was dann folgt, ist ein Abend, der seinesgleichen sucht: Die kleine Bühne im Köntges wird Schauplatz der zweiten Drag-Show von „Cherry on top“ (zu deutsch: „Die Kirsche oben drauf“), bei der sich fünf Artisten mit Gesang, Tanz und Lippensynchronisation poppiger Lieder in extravaganten Outfits präsentieren.

Initiatoren der Veranstaltung sind die Drag-Künstler Gravitea (aus Mönchengladbach), Remo Rivers (Düsseldorf) und Aria Viderci (Gelsenkirchen). Im Kultcafé an der Waldhausener Straße haben sie, die queere Szene sowie die Freunde und Anhänger der Drag-Kunst eine neue Heimat gefunden. Etwa 40 Personen – ein kleines, aber umso engagierteres Publikum – besuchen die zweite Show ihrer Art im Köntges.

Ein Muss beim Outfit sind hochhackige Schuhe, knappe Kleider – von farbenfroh über grell-glitzernd bis schlicht – sowie pompöse Perücken. So zumindest zeigen sich die drei Initiatoren beim Auftakt des zweistündigen Abends. Und auch die beiden weiteren Künstler, Effi Biest (bekannt aus dem Düsseldorfer Schauspielhaus) und Alice King (Make-up-Artist bei der Sendung „Glow up“ in ZDFneo), stehen ihnen in Nichts nach. Verkörpert Effi Biest bei ihrem ersten Auftritt im Samtkleid, mit lila Haar und überlangen Fingernägeln noch eine elegante Soul-Sängerin, tritt sie später als feierlaunige Urlauberin in bunten Kleidern auf.

Ähnlich quirlig sind auch die weiteren Darbietungen: Gravitea – mit langen pinken Haaren, Netzstrumpfhose und prolligem, schulterfreien Kleid – bereitet tanzend einen Milchshake zu, Remo Rivers – in einem wehenden und angeflammten Kostüm – führt eine Gruselshow auf und Alice King tanzt im limettengrünen, bauchfreien Einteiler auf weißen Lederstiefeln. Während die Musikstücke im Playback eingespielt werden, mimen die Künstler mittels Lippensynchronisation (kurz „Lip sync“) den Sänger, wirbeln gleichzeitig leidenschaftlich über die Bühne und lassen sich immer wieder zu aufsehenerregenden Kunststücken (fast jeder Auftritt hatte mindestens einen Spagat im Programm) hinreißen – was das Publikum jauchzend und jubelnd goutiert.

Die einzige wahrhaftige Gesangseinlage kommt von Aria Viderci – lange rote Haare und elegantes, mit Pailletten besetztes Sakko – mit dem emotionalen Stück „Wehrlos“ aus dem Musical „Die Päpstin“. Und wieder steigt das Publikum voll ein, schwenkt Feuerzeuge und Handys und lässt den kleinen Raum in tosendem Beifall erzittern.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Abend“, bilanziert Remo Rivers: „Wir haben das Gefühl, uns organisatorisch und inhaltlich zur ersten Show verbessert zu haben.“ Auch die Rückmeldung des Publikums sei positiv. „Wir sind optimistisch, dass die Drag-Show in Zukunft weiter wachsen wird.“ Denn weitergehen soll es definitiv. Die nächste Show ist bereits in Planung.

Vorher aber steht die Kulturnacht „Die Pulsive“ in Rheydt an (am Samstag, 3. September). Dann übernehmen die Drag-Künstler das Theater Mönchengladbach. Neben Remo Rivers und Gravitea treten auch Ophelia Amok, Aura und Vivienne Jay Jay auf.

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