Mönchengladbach Integration Einbürgerung ist oft zu langsam

Rheydt · Im Café Hannes sprach Karl Sasserath über die Not gut integrierter Migranten. Für seine Kritik an der Dauer der Einbürgerungsverfahren erhielt er Unterstützung von einem Unternehmer.

 Im Rahmen der Montagsgespräche sprach Karl Sasserath über die Not gut integrierter Migranten wegen langsamer Einbürgerrungsverfahren.

Im Rahmen der Montagsgespräche sprach Karl Sasserath über die Not gut integrierter Migranten wegen langsamer Einbürgerrungsverfahren.

Foto: bauch, jana (jaba)

 Eigentlich lautete das Thema des Montagsgesprächs im Begegnungszentrum Hannes „Soziale Not und konkrete Hilfen – wie können Menschen in Not menschenwürdig leben?“. Aber der Referent Karl Sasserath, ehemaliger langjähriger Leiter des Arbeitslosenzentrums Mönchengladbach, legte den Schwerpunkt auf die Situation der ausländischen Hilfesuchenden. Er forderte in vielen Bereichen eine Entbürokratisierung. Was er kritisierte: „Die Einbürgerungsstelle bei der Stadt ist nur mit einer Person besetzt.“

Der 68-Jährige berichtete von einer jungen Irakerin, die ihre kranke Mutter in ihrer Heimat besuchen wollte. Die sehr gut integrierte Frau musste ein Jahr und neun Monate auf ihren deutschen Pass warten. „80 Prozent der Menschen, mit denen ich zu tun hatte, hatten einen Migrationshintergrund“, erzählte Sasserath. Der Kern unserer Gesellschaft habe mit diesen Lebenssituationen nichts zu tun – Lebenssituationen, die geprägt sind durch die enge Verzahnung von Ausländerrecht und Sozialrecht. Der Referent beklagte: „Während der Corona-Krise ist es kaum gelungen, mit bestimmten Stellen zu telefonieren. Lediglich die Corona-Hotline und der Telefonservice der Deutschen Rentenversicherung funktionierten.“ Brenzlig wurde es nach Sasserath immer dann, wenn die Aufenthaltserlaubnis abzulaufen drohte, was mit einer automatischen Einstellung der Leistungen verbunden ist. Deutschland sei nicht darauf eingestellt, ein Einwanderungsland zu sein.

Claus Schwenzer, Geschäftsführer und Mitinhaber des Unternehmens Effertz-Tore in Rheydt, mahnte ein „gescheites Einwanderungsrecht“ an: „Daran wären wir als Arbeitgeber sehr interessiert.“ Schwenzer gehört zu den Unternehmern, die Flüchtlingen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt geben. Ein Problem betrifft für ihn sowohl Deutsche als auch Einwanderer: „Es gibt immer mehr komplizierte Lebensläufe mit Beschäftigungszeiten und Zeiten von Arbeitslosigkeit, vor allem bedingt durch befristete Arbeitsverhältnisse.“ Nicht zuletzt deshalb drohe künftig noch mehr Menschen Altersarmut. Eine Grundrente würde den alten Menschen so manchen Weg zu Ämtern ersparen. „Ich bin allerdings kein Freund des bedingungslosen Grundeinkommens“, gab Sasserath zu verstehen. Und er verriet folgendes: „Die Mitarbeiter des Arbeitslosenzentrums werden jeden Tag mit Lebenssituationen konfrontiert, die neu für sie sind.“

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