Winterbrauchtum in Mönchengladbach Die Poether „keimen“ schon 111 Jahre

Mönchengladbach · So entstand der närrische Schlachtruf der Karnevalsgeselschaft mit dem jecken Jubiläum. Vor dem Empfang wurde im Gottesdienst geschunkelt.

Auch die KIndertanzgarde trat bei dem Jubiläumsempfang der Poether Pothäepel auf.

Auch die KIndertanzgarde trat bei dem Jubiläumsempfang der Poether Pothäepel auf.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

So alt wie die Karnevalsgesellschaft Poether Pothäepel in diesem Jahr wird, so alt ist natürlich auch der Schlachtruf: „De Möll kieme“. Ein seltener Ruf, der erklärt werden muss. Poeth ist ein Ortsteil des Stadtteils Venn. Pothäepel sind Pflanzkartoffeln, „Möll“ heißen die Keimlinge und das plattdeutsche Wort „kieme“ steht für „keimen“. Wörtlich übersetzt, ergibt sich der Schlachtruf „Die Keimlinge keimen“, in der freien hochdeutschen Übersetzung „Die Kartoffeln keimen“.

Wenig Probleme mit dem Plattdeutschen hatten beim ökumenischen Gottesdienst am Samstag die beiden Seelsorger und Zelebranten Pfarrer Rüdiger Hagens, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden St. Peter MG-West, und der evangelische Pfarrer Karl-Heinz Bassy aus Großheide. Beide sind Rheinländer, Hagens sogar ein echter Gladbacher, während Bassy gebürtiger Hennefer ist. Man merkte es den beiden Geistlichen an, dass ihnen dieser Gottesdienst Spaß bereitete. Sie schunkelten und sangen die vom Venner Chor „Sound and Spirit“ vorgetragenen kölschen Lieder mit und freuten sich über die Musik der Band „White Hackle Pipes and Drums“ aus Viersen. Unter das Motto „Himmel un Ääd“ hatten die beiden Pfarrer den Gottesdienst gestellt, das Rüdiger Hagens zum Dank an die Menschen nutzte, die diese Zeit von 111 Jahren geprägt haben. Pfarrer Bassy war für die Predigt zuständig, und die sprach er – sehr gelungen – in Versform.

Der anschließende Geburtstagsempfang wurde mit Gästen aus den Gladbacher Karnevalsgesellschaften im Venner Gasthof Loers gefeiert – mit dem noch zu proklamierenden Stadt-Prinzenpaar Stefan und Bianca Zimmermanns, dem Kinderprinzenpaar Marlon Leon und Lea Jamila Gillessen sowie dem Hofstaat mit MKV-Vorsitzenden Gert Kartheuser. Grußworte kamen vom Venner Bruderschaftspräsidenten und neuem Inhaber der Poether Auszeichnung „Goldene Kartoffel“, Jürgen Zimmermanns, und von Karl Schäfer, Präsident des Karnevalsverbandes Linker Niederrhein. Der Oberbürgermeister überreichte nach seiner Gratulation den OB-Orden an Ralf Piesczek und Joachim Seegers.

Schirmherr des Jubiläums ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings. Er erzählte von seinem Kampf mit Kollegen, wenn er in Berlin die fünfte Jahreszeit erklären muss, und wie die Abgeordneten mit teils Faszination und teils Unverständnis auf das rheinische Winterbrauchtum blicken.

Die Gründungsgeschichte der Poether Pothäepel begann 1910. Damals kam man überein, in der bevorstehenden Karnevalssession 1911 einmal kräftig auf die Pauke zu hauen. Danach folgte ein Auf und Ab durch die Jahrzehnte. Das Wiederaufleben nach dem Weltkrieg begann am 15. Juli 1948, als sich junge Männer zusammenfanden und nach dem Motto „Watt die angere könne, dat könne wir all lang“ beschlossen, den „Pothäepeln“ neues Leben einzuhauchen. 1954 gründete sich auf Betreiben einiger Gardisten das Fanfarenkorps der Gesellschaft. Heute besteht die Gesellschaft neben dem Vorstand und dem Elferrat, verschiedenen Garden. Sitzungspräsident ist René Wermelskirchen, Vorsitzender Ralf Piesczek.

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