Mönchengladbach Gesundheit Wie sich die Ernährung der Kinder auf Allergien auswirkt

Mönchengladbach · Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAD) begleitet drei Studien, die die Auswirkungen frühkindlicher Ernährung auf die Entwicklung von Lebensmittelallergien untersuchen.

 Die Ernährung ist wichtig für Kinder.

Die Ernährung ist wichtig für Kinder.

Foto: dpa/Tobias Hase

(RP) „Solids by Kiss“ ist der Titel eines von drei Forschungsprojekten, das Sabine Schnadt, Diplom-Oecotrophologin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAD) mit Sitz in Mönchengladbach, begleitet. Bei allen drei Forschungsprojekten geht es darum, wie sich die frühkindliche Ernährung auf die Entwicklung einer späteren Allergie auswirkt.

Bei „Solids by Kiss“ geht es um den sogenannten Futterkuss, der in der Tierwelt und bei manchen Naturvölkern zu beobachten ist. Dabei kaut die Mutter die Nahrung vor und gibt sie über den „Kuss“ an das Kind weiter. Auf diese Weise überträgt sie das mütterliche Mikrobiom auf ihr Kind. „Allergien sind ein Erste-Welt-Problem“, sagt Sabine Schnadt. „Bei uns ist alles abgepackt und steril.“ Weil Allergien bei Naturvölkern seltener auftreten, untersuchen die Universität Frankfurt und die Charité in Kooperation mit dem Paul Ehrlich Institut, welche Auswirkungen der Futterkuss hat. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Der DAAB soll herausfinden, wie hoch die Akzeptanz des Futterkusses ist. Ziel der Forschung ist es, herauszufinden, ob durch die Weitergabe der Mundflora der Mutter ein schützender Effekt eintritt.

Eine weitere Fragestellung ist, ob die frühe Gabe kleiner Mengen von allergieauslösenden Lebensmitteln wie Milch, Ei, Haselnuss und Erdnuss in der Beikost die Toleranzentwicklung und damit den Schutz vor Nahrungsmittelallergien fördert. Die Allergene werden mit einem speziell für den Forschungszweck hergestellten Keks gefüttert, der definierte Allergenmengen enthält.

Auf drei Jahre angelegt ist das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung  geförderte Forschungsprojekt „Wheat-A-Baic“, das sich mit Weizenallergie beschäftigt. Dabei geht es neben der Glutenunverträglichkeit auch um Allergien vom Sofort-Typ.  Die Forscher der Charité, der Universität Potsdam und der Uniklinik Hamburg Eppendorf wollen damit zu einem   besseren Verständnis von Nahrungsmittel-Allergie und -Intoleranz und dadurch zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung betroffener Kinder und Erwachsener beitragen. „Im Rahmen des Projektes wird der DAAB Erfahrungen von Patienten mit Weizenallergie zu Karenzstrategien mittels einer Online-Befragung erheben“, erläutert Schnadt.

Im dritten vom DAAB begleiteten Projekt geht es um Erdnuss- und Haselnussallergien. Patienten, Ernährungsfachkräfte und Lebensmittel-Hersteller werden von Schnadt im Rahmen des vom  Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts befragt. Dabei geht es um den Erhalt oder Verlust der Allergenität von Erdnuss- und Haselnussproteinen in verarbeiteten Lebensmitteln. Oft verliert die Nuss ihren allergischen Schrecken, wenn sie etwa in Keksen, Schokoladen oder Ölen durch den Verarbeitungsprozess chemisch verändert wird. Auf Basis der Untersuchungen sollen Testmethoden zur Allergendetektion in Lebensmitteln entwickelt werden. Im klinischen Part des Forschungsprojektes überprüfen Ärzte der Charité sowohl bei Erwachsenen als auch Kindern die klinische Relevanz. Ziel des Projekts ist eine genauere Diagnostik und Beratung allergischer Patienten. Lebensmittelherstellern sollen bessere Methoden für den Nachweis der Allergene erhalten.

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