Große Unterschiede Deshalb kostet das Abwasser in Mönchengladbach so viel

Mönchengladbach · Im Vergleich der Städte in Nordrhein-Westfalen hat Mönchengladbach nach einer Studie die höchsten Gebühren. Wir haben nach den Gründen und der Basis der Berechnung gefragt. Das Verfahren ist sehr komplex.

 Die Kläranlage in Neuwerk: Hier landen Teile des Abwassers.

Die Kläranlage in Neuwerk: Hier landen Teile des Abwassers.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Bei Abwassergebühren belegt Mönchengladbach einen unerfreulichen Spitzenplatz: Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft werden hier für einen Musterhalt mit vier Personen im Jahr rund 939 Euro fällig. In Düsseldorf sind es nur 385 Euro, aber auch in kleineren Städten wie Neuss (672,3 Euro) oder Krefeld (745 Euro) ist es günstiger. Bei der Gebührenerhöhung steht Mönchengladbach mit einem Plus von 12,1 Prozent seit 2017 ebenfalls an der Spitze. Solche Gebührenvergleiche seien schwierig, sagt ein Stadtsprecher, da unter anderem die örtlichen Gegebenheiten wie Alter der Kanalisation, Hochwasserschutz oder Einwohnerdichte unterschiedlich seien, dies aber die Gebühren beeinflusse.

Weshalb ist es in Mönchengladbach so teuer? Die Kanäle in Mönchengladbach sind relativ alt, nach und nach werden sie saniert. Zwar schlagen sich neuere und modernisierte Kanalnetze in höheren Abschreibungen und Zinsen und somit auch höheren Gebühren nieder. Allerdings haben ältere Netze einen höheren Wartungsaufwand und müssen modernisiert werden, was erhöhte Investitionen und Gebühren nach sich zieht. Zweiter Kostentreiber ist den Angaben aus dem Rathaus zufolge die große Fläche des Stadtgebiets. Die Länge der Kanäle sei im Verhältnis zur Zahl der angeschlossenen Einwohner überdurchschnittlich groß. Der Sprecher rechnet vor: Beachte man die Siedlungs- und Anschlussdichte, unterhalte zum Beispiel Düsseldorf im Vergleich zu Mönchengladbach ein verhältnismäßig kleines Kanalnetz, an dem jedoch eine deutlich höhere Anzahl von Einwohnern angeschlossen sei. Die Kosten für die gleiche Kanalstrecke würden also auf mehr Gebührenzahler verteilt. 

Nach welchen Kriterien werden die Gebühren berechnet? Basis ist Paragraf 6 des NRW-Kommunalabgabengesetzes, auf der die Stadt eine Satzung zur Erhebung von Gebühren für die Benutzung der Abwasseranlagen erlassen hat.  Die Gebühren werden dem Sprecher zufolge auf Grundlage einer einjährigen Kalkulation kostendeckend ermittelt. Ansatzfähige Kosten werden auf die Benutzer der Anlage nach dem Frischwassermaßstab (Schmutzwassergebühr) und Quadratmetermaßstab (Regenwassergebühr) umgelegt. Ebenso in Vorjahren erzielte Kostenüber- oder -unterdeckungen. Berechnet werden die Gebühren in einem komplexen Verfahren, bei dem die Kosten von Stadt und NEW, Überschüsse oder Unterdeckungen sowie die ermittelten Kosten für den Mischwasserkanal im Verhältnis der Kosten des Schmutzwasser- und des Regenwasserkanals, Frischwassermengen und die versiegelte Fläche eine Rolle spielen.

Warum hat Mönchengladbach die höchste Gebührensteigerung? Wegen höherer Kosten der Abwasserbehandlung durch den Niersverband seien die Verbandsbeiträge in den Jahren 2019 bis 2021 um jeweils 14 Prozent  gestiegen, so der Sprecher. Das wird an die Gebührenzahler weitergegeben.

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