Mönchengladbach Vorbereitung zur Konfirmation Wie ein Fußballschuh Nationen verbindet

Mönchengladbach · Der zwölfjährige Ole Hamdorf hat den Psalm 31,9 „Du stellst deine Füße auf weiten Raum“ in einen aktuellen Kontext gebracht. Im Rahmen eines Konfirmandentags hat er dazu einen Text geschrieben und öffentlich vorgetragen.

 Ole Hamdorf las seinen Text „Oles Fußballschuh“ öffentlich vor.  Fotos: Sören Hamdorf

Ole Hamdorf las seinen Text „Oles Fußballschuh“ öffentlich vor. Fotos: Sören Hamdorf

Foto: Annette Beuschel/ Daniela Lawrenz

Vor Publikum zu sprechen, fällt schon vielen erwachsenen Menschen schwer. Im Alter von zwölf Jahren ist es noch mal eine ganz andere Aufgabe vor Publikum zu sprechen. Ole Hamdorf hat das in einem Sonntagsgottesdienst der Christuskirche souverän gemeistert.

Aber Ole kann nicht nur gut reden. Den Text, den er vortrug, hat er eigenständig bei einem Konfirmandentag bei dem Pfarrerehepaar Annette und Werner Beuschel verfasst. Konfirmandentag und Gottesdienst standen unter dem Motto „Du stellst deine Füße auf weiten Raum“ (Psalm 31,9). Ole lässt seinen Fußballschuh erzählen. Sein Vater Sören Hamdorf hat sich damit an unsere Redaktion gewandt:

„Ich bin der Fußballschuh von Ole. Ich habe eigentlich ein schönes und glückliches Leben. Naja, zumindest, seit ich bei Ole bin. Vorher stand ich sehr lange im Sportgeschäft herum und war sehr einsam. Gott sei Dank hatte ich dort meinen Bruder, um genau zu sein, meinen Zwillingsbruder. Wir sehen genau gleich aus und gehören einfach zusammen.

Aber jetzt wurden mein Bruder und ich von Ole gekauft und werden regelmäßig genutzt: montags und mittwochs beim Training und samstags oder sonntags beim Fußballspiel. Ole findet mich super, denn ich bin noch relativ neu. Außerdem bin ich bequem, sauber und einfach sehr gut.

Was ich nicht so mag, sind die Tage, an denen ich nicht gebraucht werde. Dann werde ich von Ole einfach irgendwo hingeschmissen oder noch schlimmer: Ich werde mit meinem Bruder in einen kalten, dunklen Sportrucksack gesteckt. Und später werde ich dann oft stundenlang überall im Haus gesucht.

Heute hat Ole ein Fußballspiel. Wir drei, also mein Bruder, Ole und ich freuen uns alle schon sehr auf das Spiel gegen den Rheydter SV. Wir können es kaum noch abwarten. Es vergehen mehrere Stunden, die mir wie Tage vorkommen. Doch jetzt ist es soweit: Endlich fahren wir los. Mein Bruder und ich werden in den Rucksack gesteckt und ehe ich mich versehe, finde ich mich an Oles linkem Fuß auf dem weiten Raum des Fußballplatzes wieder.

Das Spiel verläuft sehr gut. Ich helfe Ole mit ganzer Kraft, ein gutes Spiel zu machen und bin am Ende zwar erschöpft, aber auch überglücklich: Wir haben 6:0 gewonnen. Aber auf dem Nachhauseweg erfahre ich dann eine schreckliche Nachricht: Ole sagt seiner Mutter, wir würden an den Füßen drücken und sie müsse ihm neue Fußballschuhe kaufen. Oh, nein, das darf einfach nicht passieren. Ich bin doch noch wie neu. Mein Bruder und ich landen wieder im dunklen Rucksack und weinen beide wegen der schlimmen Nachricht.

 Die Gedanken seines Fußballschuhs zum Psalm 31,9 hat Ole Hamdorf selbst geschrieben.

Die Gedanken seines Fußballschuhs zum Psalm 31,9 hat Ole Hamdorf selbst geschrieben.

Foto: Annette Beuschel/ Daniela Lawrenz

Am nächsten Tag werden wir zwei tatsächlich mit vielen anderen Sachen in einen großen, blauen Sack gesteckt und bei der Kleiderspende abgegeben. Doch es geschieht ein Wunder: Ich bekomme einen supernetten neuen Besitzer, ein elfjähriger Flüchtlingsjunge aus der Ukraine. Er heißt Danylo. Er lächelt, als er mich sieht und als er merkt, dass wir zwei ihm passen. Hoffentlich können mein Bruder und ich ihm lange Freude machen und er kann bald in einer friedlichen Ukraine mit uns an den Füßen Fußball spielen. Vielleicht ja ein Freundschaftsspiel gegen Russland. Gott, wäre das schön!“

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