Kolumne Denkanstoß Totengedenken für alle

Mönchengladbach · Unsere Gastautorin erklärt den Sinn von Allerheiligen und Allerseelen und warum diese kirchlichen Feste Gläubigen Trost spenden können.

 An Allerseelen wird der Toten gedacht.

An Allerseelen wird der Toten gedacht.

Foto: bauch, jana (jaba)

Nun sind wir also im dunklen November. Trübes Wetter verstärkt bei vielen von uns die trüben Gedanken in dieser Zeit. Dabei beginnt der Monat mit zwei tröstlichen Festen: Allerheiligen und gleich im Anschluss folgt der Allerseelentag. An jedem Tag des Jahres gibt es irgendeinen Gedenktag eines namentlich bekannten Heiligen. Man kennt viele der Heiligen. Kommt man in andere Länder, erstaunt es zuweilen, dass sie dort andere Heilige verehren als bei uns.

Die Heiligenverehrung nahm insbesondere in früheren Jahrhunderten (für uns, die wir uns für  aufgeklärte Menschen halten) zum Teil bizarre Züge an, insbesondere wenn man an die ausgefallenen Reliquien denkt, die in kostbaren Gefäßen aufbewahrt und in den Schatzkammern der Domkirchen besichtigt werden können.

Neben Reliquien zum Schauen gab es die „Berührungsreliquien“, durch deren Berührung der gläubige Mensch in eine besondere Verbindung zum Heiligen trat. Solche Art der Verehrung eines Menschen, denn nichts anders sind Heilige, tun wir heute meistens als frömmlerisch ab. Viele folgen den „Heiligen“, den Persönlichkeiten unserer Zeit,  heute aber auf Instagram. Neben den vielen namentlich bekannten und verehrten Heiligen der Kirchen  gibt es noch viel mehr namenlose Heilige, für die in den liturgischen Kalendern aus diversen Gründen kein Tag vorgesehen ist. Es soll auch derer gedacht werden, die nicht in die offiziellen Heiligsprechungsprozesse  gelangt sind, für die sich niemand besonders eingesetzt hat so wie für die großen Heiligen.

Direkt nach dem Allerheiligentag feiern wir das Fest Allerseelen. Das ist ein Gedenktag für alle unsere Verstorbenen, denn die wenigstens werden als Heilige diese Welt verlassen haben. Tröstlich, dass auch derer gedacht wird, für die sonst niemand mehr betet. In Gottes Hand ist letztlich jede und jeder geborgen, ob heilig oder nur ein gewöhnlicher Mensch mit vielen Fehlern und Schwächen. Der November ist der Monat des Totengedenkens: Volkstrauertag, Totensonntag bzw. Ewigkeitssonntag. Zwei Aspekte vereinen sich: Gedenken der Lebenden an die Verstorbenen und gleichzeitig Trost für uns selber  auf ein Leben in der Ewigkeit.

Im Tod ist niemand alleine, niemand wird einfach vergessen, die Gemeinschaft gedenkt ihrer Verstorbenen, auch derer, die nicht in offiziellen Kalendern namentlich als Heilige geführt werden.

Ulrike Wellens ist Pastoralreferentin im Regionalteam der katholischen Region Mönchengladbach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort