Kolumne Denkanstoß Herbstgedanken

Mönchengladbach · Der Herbst ist eine Zeit des Umdenkens, findet unser Autor. Angefangen bei der Kleidung bis zum Umräumen des Gartenhäuschens. Viele sehnen sich unterdessen nach Geborgenheit und Halt in dieser unsteten Zeit.

 Der Herbst ist eine Zeit des Umdenkens, findet unser Autor.

Der Herbst ist eine Zeit des Umdenkens, findet unser Autor.

Foto: dpa/Jonas Walzberg

Unser Küster hat Urlaub. Ich gebe zu, das ist keine so spektakuläre Meldung. Trotzdem ein schlechter Zeitpunkt, obwohl ich als Vorgesetzter diesen gewährt habe. Aber Erholung muss sein, darf ich gar nicht verweigern. Zumal wir in unserer Gemeinde in den Ferien „Herbstkirche“ feiern, es also weniger Gottesdienste in den einzelnen Häusern gibt.

Und trotzdem ist bei uns die Herbstzeit eine der arbeitsreicheren Zeiten für einen Küster. Denn zu seinen Aufgaben gehört, die Verkehrssicherheit des gemeindeeigenen Geländes sicherzustellen. Und wir freuen uns über zahlreiche Bäume auf unserem Grundstück. Diese haben die bekannte, mitunter doch lästige Angewohnheit, ihre Blätter abzuwerfen. Aufgrund der Trockenheit war dies schon Ende Juli zu beobachten, aber das ist ein anderes Thema. Nun müssen wir sehen, wie wir die Wege und Rasenflächen ohne Küster vom Laub freihalten, damit niemand zu Schaden kommt.

Laub ist das eine, der Übergang vom Sommer in den Winter das andere. Gartenmöbel rein, Rasenmäher und Vertikutierer nach hinten, Salzvorräte kontrollieren und nach vorne rücken, letzte Gartenarbeiten erledigen, Heizung (langsam) hochfahren, den Zeitpunkt zum Reifenwechsel nicht verpassen.

Zeit des Übergangs. Die Kleiderwahl wird komplizierter, das Zwiebelprinzip wieder aktuell. So recht weiß man nicht, woran man ist. Ich liebe das Farbenspiel der Blätter, stapfe im Wald mit Vergnügen durch die Blätterhaufen wie ein kleines Kind, atme die feuchte Luft des morgendlichen Nebels bewusst ein.

Und merke plötzlich, dass ich in unseren Gemeinderäumen das CO2-Meßgerät im Auge behalten muss, damit überhaupt noch geamtet werden kann. Das ist natürlich übertrieben – aber zeigt mir, dass in diesem Herbst einiges beladener ist als in den zurückliegenden Jahren. Das Coronavirus verlangt uns mehrere Übergänge ab. Wir können nicht so planen, wie wir es gewohnt sind. Manche Kollegen leiden sehr darunter, nicht zu wissen ob wir den Reformationstag, den Ewigkeitssonntag oder gar Heiligabend gottesdienstlich werden begehen können.

„Sorget um den heutigen Tag, der morgig hat seine eigene Plage“, sagt Jesus in der Bergpredigt. Er hatte leicht reden. Musste ja nichts organisieren, lebte so mehr oder weniger in den Tag hinein. Mal abgesehen davon, ob das stimmt: Vielleicht ist das genau der Punkt, der es uns (so) schwer macht: Alles unter Kontrolle haben, selbst in den Händen halten zu wollen. „Meine Zeit steht in Deinen Händen“. So heißt ein Lied von Peter Strauch. Gemeint sind Gottes Hände. Ich bin überzeugt, dass ich, wenn ich mir dessen bewusst bin, gerade auch in diesen unsicheren Zeiten ruhiger leben, die schönen Seiten des Herbstes auch jetzt genießen kann (für die Beseitigung der Blätter haben wir eine Lösung durch eine Firma gefunden).

„Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.“ So lautet der Refrain des Liedes von Peter Strauch. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit dieser Ruhe und dem Gefühl der Geborgenheit durch diesen Herbst gehen können.

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